Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
Vom Netzwerk:
öfter, wenn Kivi ihm damit kam, den Drang, sich auf ihn zu stürzen. Besser gesagt, verspürte er ihn jedes Mal.
    »Das ist keine Antwort! Warum?«
    »Ich dachte, es wäre irgendwie das Tüpfelchen auf dem i.«
    »Mann, Scheiße«, sagte Viitasalo und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Was denkst du dir, so einen Solotrip zu starten? Du hattest also rein zufällig eine Waffe dabei, als ihr zu seiner Wohnung gefahren seid, ja?«
    »Sie war von einer Razzia übrig und aus Versehen nicht registriert. So was passiert. Sieh’s doch mal so, dass wir jetzt in der Sache quitt sind. So was wie Komplizen«, fuhr Kivi grinsend fort.
    »Ich finde das nicht zum Lachen«, sagte Viitasalo.
    Kivi warf einen Blick auf die Uhr. »Sundström sicher auch nicht. Sollen wir gehen?«
    »Wir sollten vielleicht auf seinen Anwalt warten«, sagte Viitasalo und wischte mit der bloßen Hand den verschütteten Kaffee vom Schreibtisch. »Komisch, dass man von dem noch nichts gehört hat.«
    »Sundström will keinen Anwalt«, sagte Kivi.
    »Wie? Wieso nicht?«
    »Er sagt, er braucht keinen, weil er nichts getan hat«, antwortete Kivi. »In der Hinsicht sind wir mit ihm auf Augenhöhe, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Wenn ich ehrlich sein soll, versteh ich’s nicht«, antwortete Viitasalo. »Was hat Sundström sonst noch gesagt?«
    »Nichts, und das meine ich wörtlich. Gar nichts«, sagte Kivi. »Wenn du mich fragst, macht der Typ den Eindruck eines Volldeppen.«
    »Ich frag dich aber nicht«, gab Viitasalo zurück.

     
    Vesa saß mit seiner Mutter in der Küche. Mutters Finger strich über einen Riss in der fleckigen Tischdecke. Sie versuchte, ihn flach zu drücken. Die Augen hielt sie dabei fest auf ihren Sohn gerichtet.
    »Wie lange?«, fragte sie.
    »So lange, bis ich alles bezahlt habe«, antwortete Vesa.
    »Und wie lange dauert das?«
    »Ein paar Monate bestimmt.«
    Mutter befingerte weiter die Tischdecke. Ihre Augen wurden feucht.
    »Und du lügst mich nicht an?«
    »Nein«, sagte Vesa.
    »Warum hat er mir nichts erzählt?«
    »Vater wollte dich nicht beunruhigen«, antwortete Vesa. Er hatte sich die Geschichte in allen Einzelheiten ausgedacht, trotzdem musste er jetzt nach Worten suchen. »Der Anruf gestern kam von denen, bei denen er die Schulden hat. Er hat mir die Sache im Auto erklärt. Ich hab ihn nach Pasila gefahren. Von dort hat er den Nachtzug nach Turku genommen.«
    »Und danach bist du zu denen gegangen und hast mit ihnen geredet?«
    »Ja. Sie wollen das Geld, sonst nichts. Danach kann er wieder nach Hause. Die wissen nur, dass er abgehauen ist.«
    »Wo will er denn hin? Er bleibt doch nicht in Turku, oder?«
    »Weiter nach Schweden«, sagte Vesa. »Er hat da noch ein paar alte Baustellengeschichten laufen.«
    »Und er hat wirklich gesagt, dass er nicht anruft?«
    »Er hat Angst um uns, er will nichts riskieren. Wenn du nicht weißt, wo er ist, hast du auch keine Probleme. – Er wird sich melden, wenn die Sache geklärt ist«, sagte Vesa ungeduldiger, als er wollte. »Mutter, es ist kein bisschen anders als letztes Mal. Er musste doch schon mal weg.«
    Mutter zündete sich eine Zigarette an. Ihre Hände zitterten.
    »Da hat er’s mir erzählt«, sagte Mutter. »Damals hab ich ihn auch zweimal in Stockholm besucht. Und beim zweiten Mal ist er mit mir zurückgekommen, weil ich ihm gesagt habe, dass das Versteckspielen keinen Wert hat. Weil es kein richtiges Leben ist.«
    »Aber damals war die Polizei hinter ihm her. Da konnte er ins Gefängnis gehen, und die Sache war erledigt. So einfach geht das bei den Leuten, mit denen er’s jetzt zu tun hat, nicht.«
    »Aber warum hat er nicht selbst mit ihnen geredet? Arto kann gut reden, das weißt du.«
    »Bei denen hat Reden keinen Sinn, davon ist Vater ausgegangen, und da hat er auch recht. Darum hat er mich losgeschickt. Er war sich sicher, dass sie mir nichts tun. Nur wegen ihm waren sie so angeätzt, dass … dass er Angst gehabt hat, dass ihre Wut noch größer ist als ihre Geldgier.«
    »Und warum ist er nicht zur Polizei gegangen?«
    »Mutter, glaub mir, es ging nicht.«
    Sie schaute aus dem Fenster auf den Hof. Draußen fiel wässriger Schnee.
    »Aber mir hätte er’s wenigstens sagen können.«
    »Du hast doch gesehen, wie schnell das alles gehen musste, du warst doch dabei«, sagte Vesa, der sah, wie Mutters Kinn zitterte. »Vater konnte nicht anders, er musste es so machen. Und er hat entschieden, dass es besser ist, wenn wir beide nicht zu viel

Weitere Kostenlose Bücher