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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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seit Wochen nichts. Es war eigentlich ein kleines Wunder. Es lief schon fast zu gut. Dazu hatte sich der junge Levola als Talent erwiesen. Es war richtig, dass er den linken Alten abserviert hatte. Um ihn war es genauso wenig schade wie um Härski. Aber sein Junge schlug eindeutig aus der Art. Er hatte jetzt schon drei Estland-Touren ohne Probleme erledigt und verringerte die vom Vater übernommene Schuldenlast so zügig, dass er es für angebracht hielt, ihm einen kleinen Lohn auszuzahlen. Er würde den Jungen an der kurzen Leine und trotzdem bei Laune halten, damit er nicht doch noch auf irgendwelche dummen Gedanken kam. Er brauchte scharfe Hunde, aber keine, die ihrem Herrchen an die Fußknöchel wollten. Gerade hatte er dem Jungen ein Wochenende ohne Handy versprochen und ihn auf eine Kurzkreuzfahrt mit seiner Freundin geschickt.
    Der Junge hatte ehrlich dankbar ausgesehen. Vielleicht merkte er ja allmählich, dass ihm sein Vater schon zu Lebzeiten mehr eine Last als eine Stütze gewesen war. Der Junior machte einen klugen Eindruck, er konnte es in der Branche noch zu was bringen, er musste nur aufhören, über richtig und falsch nachzudenken. Aber er machte Fortschritte, das spürte Turunen, er hatte sich sogar anständige Kleider gekauft. Er würde schneller einer seiner Männer werden, als ihm selbst bewusst war.
    Alles lief so gut, dass Turunen sich morgens mit nasskalten Händen ins Gesicht klatschte, damit er den Tag so wachsam begann, wie es trotz allem nötig war. Er war wachsam und rechnete auch mit Gefahren, die er noch nicht kannte. Darum hatte er auch darauf bestanden, dass er und Bregovic auf unterschiedlichen Wegen und zu unterschiedlichen Zeiten nach St. Petersburg reisten. Bregovic hatte am Telefon gelacht und ihn ein Stück Hühnerscheiße genannt, aber die Hühnerscheiße würde er ihm eines Tages ins Maul zurückstopfen. Im genau richtigen Moment. Genau dieselbe Hühnerscheiße, die auch Sundström und Vladimir Koljakov zu fressen bekämen.
    Turunen holte tief Luft und zwang sich zu der Ruhe, die er für die bevorstehende Besprechung mit dem St. Petersburger Komiker und dem serbischen Kriegsverbrecher brauchte, auch wenn diese Begegnung vollkommen überflüssig war. Er schlängelte sich durch die Menschenmenge auf dem breiten Bürgersteig und betrat das Restaurant Magrib .
    Kameltreibermusik und abgestandene Essensgerüche betäubten seine Sinne, der Geschmack von Erfolg, der eben noch seine Zunge gekitzelt hatte, war auf der Stelle verflogen. Er wusste von früher, dass er die nach Kamelhaut riechenden Fleischbrocken im Couscous nur mit reichlich Wodka würde essen oder vielmehr ertragen können. Dennoch musste er nüchtern bleiben, um seine Rolle zu spielen.

     
    Sari saß im Wohnzimmer auf dem Sofa und wiegte ein großes Sofakissen, dessen Überzug einen nachtblauen Sternenhimmel zeigte. Aber sie hielt es nicht für ein Sofakissen, schon viele Nächte seit vielen Wochen nicht. Wie viele Wochen hätte sie nicht sagen können, das Zeitgefühl war ihr fast ganz verloren gegangen. Manchmal sah sie sich als kleines Mädchen, manchmal als alte Frau wie ihre Mutter. Es war seltsam.
    Die Kerzen am Weihnachtsbaum, den Juha und Liina zusammen gekauft hatten, waren das einzige Licht im Zimmer. Das war gut so, weil Sari nicht wollte, dass Klein-Liina aufwachte und zu weinen anfing. Sie wollte eine gute Mutter sein, besser als damals für die erste Liina. Klein-Liina fühlte sich wohl auf ihrem Schoß, und sie genoss es, das Kind so nah bei sich zu haben und zu spüren, wie das kleine Herz pochte. Gerade hatte sie Klein-Liina aus dem Kleinen Prinzen vorgelesen, so wie sie es damals, bei der ersten Liina, auch hätte machen sollen. Das Buch lag mit dem Einband nach oben aufgeschlagen auf dem Tisch. Es war ihr Buch, das, aus dem ihre Mutter ihr vorgelesen hatte und in das sie, sobald sie schreiben konnte, ihren Namen gekritzelt hatte. Es war ein Buch und eine Geschichte, die in ihrer Familie von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Eines Tages würde auch Klein-Liina, die jetzt in ihrem Schoß schlief, ihrer Tochter oder ihrem Sohn die traurige, aber tröstliche Geschichte vom kleinen Prinzen und seiner Reise von einem Planeten zum anderen vorlesen.
    Sari drückte einen Kuss auf Klein-Liinas Köpfchen. Das Köpfchen war weich und die Haare wie Flaum, genau wie bei der größeren Liina damals. Das bevorstehende Weihnachten wäre Klein-Liinas erstes.
    Gestern – oder war es vorgestern? – oder

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