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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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ahnte nicht einmal, dass er in einem Dunkel saß, in das Turunen nur dann mit der Taschenlampe hineinleuchtete, wenn er es für geboten hielt. Und auch dann richtete er den Lichtkegel nur auf Dinge, die Sundström sehen sollte. Sundström war im Grunde genommen blind. Er glaubte, dass er, Turunen, seine ins Handy genuschelten Anweisungen auf Punkt und Komma genau erledigte.
    Turunen saß im Taxi und sah hinaus in den dunkler werdenden Abend. Natürlich spielte Sundström im Gefängnis seine Spiele weiter: Er hatte schnell einen minderbemittelten Wärter korrumpiert, mit dessen Hilfe er den kleinen Speedmarkt in Sörnäinen an sich riss. Auch zwei Esten aus seiner Abteilung hatte er für seine Sandkastenspiele gewonnen. Sundström konnte es nicht lassen. Offensichtlich war es ihm egal, in welcher Liga er spielte, wenn er nur das Spiel machen konnte. Er konnte nicht unterscheiden, wo sich ein Einsatz lohnte und wo nicht. Das war sein Problem.
    Schon während Sundströms Untersuchungshaft und des überraschend schnell verlaufenden Prozesses war Turunen fleißig gewesen. Er brauchte keinen Sundström, der den Spielmacher gab. In aller Stille übernahm er einen immer größeren Teil von Sundströms Geschäften. Fedor und Ilja waren längst seine Männer, obwohl sie ihr Geld immer noch aus St. Petersburg bekamen. Er hatte ihnen verschiedentlich angedeutet, dass er sie besser bezahlen könne, und ihnen den ein oder anderen Extraverdienst zugeschoben, von denen die Brüder im Osten nichts zu wissen brauchten. Genau wie er vermutet hatte, nahmen die Jungs es mit der Herkunft oder Währung schnellen Geldes nicht genau.
    Es ging alles einen durchaus vielversprechenden Gang. Dennoch durfte er Sundström nicht unterschätzen. Er musste hellwach bleiben. Der Dreckskerl war nicht ungefährlich. Noch. Auch kurz vor seiner Verhaftung hatte er ihm noch ein Ei ins Nest gelegt und hinter seinem Rücken einen Kontakt nach Schweden geknüpft, ausgerechnet zu Goran Bregovic. Es war eine ausgemachte Scheiße. Turunen hatte null Vertrauen zu dem aus Serbien stammenden Kriegsverbrecher, der neuerdings als anerkannter kroatischer Flüchtling am Stadtrand von Stockholm lebte. Er kannte den Mann nur flüchtig und war sich trotzdem sicher, dass man besser einen großen Bogen um ihn machte.
    Bregovic stammte aus Sundströms schwedischem Bekanntenkreis von Ende der 90er Jahre, als er zusammen mit einem ehemaligen Bodybuilder aus Turku in der Stockholmer Putz-, Drogen- und Baubranche mitmischte. Turunen war da schon im Land seiner Väter zurück gewesen und hatte parallel zu seinen Baugeschäften ein kleines Amphetamin-Business aufgezogen.
    Goran Bregovic hatte Turunen nur einmal getroffen, 2007, als Sundström den früheren und nun wieder neuen Geschäftspartner zu einem Lappland-Urlaub eingeladen hatte. Sie hatten damals erste Pläne zur Ausweitung ihres Geschäfts in Richtung Sonnenuntergang geschmiedet. Zu dem Zeitpunkt hatte Sundström seit etwa drei Jahren auch wieder in Finnland gelebt.
    Bregovic war ein überheblicher Angeber gewesen, der Turunen wie eine unbedeutende kleine Nummer behandelte, und Sundström hatte es zugelassen. So etwas vergaß Turunen nicht. So etwas merkte er sich. Am Anfang unterschätzten sie ihn alle. Zum Glück hatte er schnell gelernt, dass man daraus Nutzen ziehen konnte. Immer noch hatte niemand begriffen, dass es sein Kopf war, in dem die Festplatte mit der größten Kapazität die größten Datenmengen verarbeitete. Irgendwann würden sie es verstehen, aber dann wäre es zu spät.
    Als Turunen aus dem Taxi stieg, warf er einen respektvollen Blick auf den dichten Verkehrsfluss auf dem Newski Prospekt. Ladas sah man hier schon lange nicht mehr, die Autos stammten aus dem Westen, und kaum eines war älter als das Jahrtausend. Lichtjahre her die Zeiten, als finnische Bauarbeiter mit Plastiktüten voll billiger Strumpfhosen hier die Könige waren. Oder nur mit einem Stapel Plastiktüten, die man in finnischen Kaufhäusern damals noch im Dutzend abgreifen konnte. Russland war in derselben Zeit das Land der aufgehenden Sonne geworden, in der Schweden das Reich der untergehenden Sonne geworden war. Die Newa floss immer noch durch die Stadt, aber sonst war nichts mehr wie zu Zeiten des Sowjetreichs.
    Alles ging seinen guten Gang. So sollte es sein. Es war, als hätten sich, seit Sundström einsaß, alle ein wenig beruhigt. Von den Drogenfuzzis in Pasila oder diesem Kousa von der KRP, den Härski erwähnt hatte, hörte er

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