Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
Vom Netzwerk:
erste Mal, dass er zu Hause abgeholt wurde. Es war auch das erste Mal, dass Irma nicht allein mit ihrem Einkaufs-Trolley in den Hafen kam. Der Trolley enthielt einen ausklappbaren Sitz, auf dem sie bei ihren ersten Touren schon vor dem Terminal gesessen und auf ihn gewartet hatte. Vesa wäre lieber nicht schon wieder gereist. In den letzten Tagen hatte er sich erfolgreich eingeredet, dass er bis Weihnachten Ruhe haben würde, die nächste Tour, die vierte, erst im neuen Jahr fällig wäre. Der Gedanke hatte ihn beruhigt. Das neue Jahr war noch weit.

     
    Der junge Levola hatte heiser und müde geklungen, das war Turunen nicht entgangen. Hatte er getrunken, oder war eine Erkältung im Anmarsch? Egal, in der Branche gab es weder bezahlte noch unbezahlte Krankentage, und müde war er selbst auch.
    Weihnachten war nicht mehr lange hin, und in den Weihnachtsferien waren die Städte und Skigebiete voll von Menschen, die Speed und Ecstasy brauchten. Weihnachten war Hochsaison, es brachte Bewegung auch in den Markt der Gelegenheitsuser. Irgendwann über die langen Feiertage wurden die Leute das Fressen genauso leid wie die Verwandten, dann brauchten sie zur Religion das Opium sozusagen. Glücklich, wer da die Lager voll hatte. Spätestens Silvester gerieten noch die letzten vollgefressenen Trolle auf die steile Rutschbahn, an deren Fuß der Dealer schon auf sie wartete, den sie um Aufputschpillen anbettelten. Zu keiner Zeit im Jahr konnte man aus dem Verkauf des Stoffs bessere Deckungsbeiträge erwirtschaften. Viele waren bereit, das Doppelte zu bezahlen, wenn ihnen das Zeug nur die Festtagsstimmung vertrieb und sie endlich das Christkindgetue vergessen konnten.
    Turunen saß in der Bar des Flughafens St. Petersburg-Pulkovo und trank einen Wodka mit Eis. Bis zum Rückflug waren es noch zwei Stunden, aber er hatte keine Lust gehabt, so lange im Hotelzimmer herumzusitzen. Er erwartete einen Anruf Sundströms, und was ihn ärgerte, war, dass Bregovic einen Flug der SAS hatte buchen können, der ihn am Nachmittag in zwei Stunden und fünfzehn Minuten nach Stockholm brachte, während er mit einer Klapperkiste der Air Baltic nach Riga und erst von dort mit derselben maroden Linie nach Helsinki fliegen würde. Viereinhalb Stunden würde ihn das kosten – noch so ein Beleg, dass man die Finnen nicht für voll nahm. Für die halb so lange Strecke brauchte man doppelt so viel Zeit. Wenigstens war sein Magen nicht so durcheinander wie sonst, wenn er Koljakov getroffen hatte. Außerdem wäre er trotz allem zwei Stunden früher zu Hause als der serbische Kriegsverbrecher mit den fettigen Haaren. Er selbst hatte vorgeschlagen, dass sie nicht denselben Flug nehmen sollten, aus denselben Gründen, weshalb der Präsident und der Premierminister sich nicht ins selbe Flugzeug setzten.
    Turunen ließ den Blick über die heftig ausschwenkenden Hintern der hautenge Röcke tragenden und zu stark geschminkten Russinnen schweifen. Die slawischen Frauen hatten ihm immer besser gefallen als die finnischen. Ihm gefiel es, wenn eine Frau sich auch wie eine auszusehen traute. Wenn er am Vorabend in der Stimmung gewesen wäre, hätte er sich eine Nutte aufs Hotelzimmer bestellt, aber der lange Reisetag und die abendliche Sitzung hatten ihm zugesetzt. In seinem Zimmer angekommen, hatte er es kaum geschafft, sein Hemd über den Kopf zu ziehen. Danach hatte er sich rücklings aufs Bett fallen lassen und die Augen geschlossen. Er war nicht gleich eingeschlafen, sondern hatte über Bregovics Vorschlag nachgedacht. Lohnte es sich, darüber nachzudenken, oder war es nur großmäuliges Getue? Oder doch eine Falle? Fragen.
    Am verdächtigsten war ihm Bregovics Interesse an Sundströms Verhaftung erschienen. Gegen Ende des Gesprächs hatte er sich leider dazu hinreißen lassen, von Sundströms Behauptung zu berichten, dass seine Verhaftung inszeniert gewesen sei. Bregovic war wie elektrisiert gewesen und hatte ihn beinahe im Befehlston aufgefordert, den Namen des Drogenbullen herauszufinden, der Sundström gelinkt hatte. Das war an sich noch kein Problem. Ein Problem war, dass der Serbe Sundström nicht nur bei den Russen und Esten, sondern auch bei den finnischen Bullen hinhängen wollte, die ihn sowieso schon am Wickel hatten.
     
    »Stell dir die Wirkung vor!«, hatte Bregovic gesagt. »Wir liefern die Beweise, dass Sundström die Ladung zusammen mit den Esten gekapert hat. Dann hassen ihn schon mal die russische und die estnische Mafia. Die Russen werden

Weitere Kostenlose Bücher