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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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glauben, dass Sundström sie gelinkt hat, und den Esten wird es nicht gefallen, dass Sundström ihnen seine eigenen krummen Touren anhängt.«
    »Schon«, hatte Turunen geantwortet. »Und was willst du dann noch mit dem Drogenbullen?«
    »Ein kleines Extra«, hatte Bregovic lächelnd geantwortet. »Wir lassen den Bullen, der ihn reingeritten hat, glauben, dass unser Freund scheißwütend auf ihn ist und sich rächen will.«
    »Und wenn Sundström doch nur einen Fehler gemacht hat.«
    »Ich glaube nicht, dass ihm so ein primitiver Fehler unterlaufen wäre. Ich glaube, dass die Sache inszeniert war. Und du übrigens auch.«
    »Wie auch immer«, hatte Turunen gesagt. »Das erklärt nur immer noch nicht, was die Rachegeschichte eigentlich soll.«
    »Gleich. Hör dir erst an, wie ich’s mir denke: Erst mal machen wir bei passender Gelegenheit einen kleinen Drohanruf in Sundströms Namen.«
    »Und wem drohen wir?«
    »Na, was glaubst du?«
    »Okay, dem linken Bullen. Und was bringt uns das?«
    »Leif, Leif.« Bregovic hatte den Kopf geschüttelt. »Verstehst du immer noch nicht?«
    »Nein. Ich finde, dass das Ganze ein unnötiges Risiko ist.«
    »Im Gegenteil! Wir verkleinern damit unser eigenes Risiko. Besser gesagt: Wir haben überhaupt keins mehr. Wir drohen nämlich nicht nur, sondern wir machen unsere Drohung wahr. – Und schon richten sich alle Blicke einzig und allein auf Sundström: die der Russen, die der Esten und die der finnischen Polizei.«
    »Und von was für einer Drohung sprichst du?«
    »Von einer finalen.«
    »Scheiße noch mal! In Finnland werden Polizisten nicht umgebracht, schon gar nicht aus Jux und Tollerei. Da mach ich nicht mit!«
    »Leif, ich geb dir eine Chance.« Bregovic hatte Turunen mit starrem Blick fixiert. »Oder verstehst du nicht, dass ich die Sache auch anders erledigen könnte?«
    »Wie zum Beispiel?«
    Bregovic hatte mit den Fingern geschnippt. »Ich bräuchte nur so zu machen, dann gäbe es Sundström nicht mehr. Und dich auch nicht.«
    »St. Petersburg würde mit dir allein keine Geschäfte machen. Sie kennen dich nicht.«
    »Ich würde dafür sorgen, dass sie mich kennenlernen.«
    »Du weißt nicht, mit was für Leuten du es da zu tun hast.«
    »Und du verstehst nicht, mit wem du gerade zusammensitzt.« Bregovic hatte wieder gelächelt. »Hast du Angst vor den Russen?« Turunen hatte geschwiegen. Tatsächlich hatte er in dem Augenblick mehr Angst vor dem Irren auf der anderen Seite des Tisches gehabt und wieder in Richtung Küche geschielt.
    »Zur Hölle mit den Russen, zur Hölle mit den Esten, zur Hölle mit den Bullen und zur Hölle mit Sundström! Er ist unser Schutzschild, bis er leider die Nerven verliert und in seinem Rachewahn zu weit geht. Danach wird ihn eine der drei verratenen Parteien erledigen. – Klingt das nicht gut? Wenn du den wirtschaftlichen Nutzen für uns beide bedenkst, klingt das sogar verdammt gut.«
    »Nein.« Turunen hatte sich immer noch widersetzt. »Kein Bullenmord. Das ist zu viel.«
    »Pass auf, Leif: Du hast mir die ganze Zeit zugehört, und das heißt, dass du dabei bist«, hatte Bregovic gesagt. »Wir spielen hier kein Spiel, bei dem du mittendrin weggehen kannst, weil Mami dich zum Essen ruft.«
    »Okay. Aber wenn das Ganze hier vorbei ist, brauche ich eine neue Identität«, hatte Turunen nach einer langen Weile des Nachdenkens gesagt.
    »Ich kann dir jederzeit einen schwedischen Pass besorgen«, hatte Bregovic geantwortet. »Ich versichere dir, am selben Tag, an dem die Ladung in unseren Händen ist, wird Leif Turunen sterben.« Der Serbe hatte sich geschüttelt vor Lachen, so begeistert war er von seinem kleinen Scherz. »Sag mir nur, mit welchem Namen du dein neues Leben anfangen willst.«
    »Peter Öhman«, hatte Turunen, ohne nachzudenken, gesagt. Der Name war ihm spontan eingefallen.
    »Guter Name«, hatte der Serbe gesagt.
     
    Turunen bestellte einen neuen Wodka mit Eis und verfolgte die Landung einer großen Passagiermaschine. Bis zur Ankunft der Ladung würde er Bregovic in dem Glauben lassen, dass er die Fäden in der Hand hielt. Für ihn selbst wäre das nur gut. Denn je länger er den nicht ganz Überzeugten, Unsicheren spielte, desto sicherer würde sich Bregovic fühlen. Bis zu dem Tag, wenn der Stoff ankam. Dann würde Goran Bregovic sterben, und zwar anders als Leif Turunen in dessen dämlichem Scherz. Für die Reise, die er dann antrat, bräuchte der Serbe, anders als Turunen für sein neues Leben, auch keinen neuen Pass.

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