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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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ausdrücken.« Irmas Stimme klang bitter. »Die Sozialkasse zahlt den Pflegedienst, der morgens kommt, die Windel wechselt, die Sauerstoffflasche füllt und ihn in den Rollstuhl hebt, und am Abend kommen sie wieder und heben ihn ins Bett. Zweimal in der Woche wird er gebadet, und das war’s. Ich hab eine Rente, dass dir die Tränen kommen würden. Ohne die zusätzlichen Einkünfte könnte ich nicht mal Markkus Medikamente bezahlen.«
    »Tut mir leid«, murmelte Vesa, und diesmal meinte er es wirklich. »Wie ist das mit Markku passiert?«
    »Ein Achtmetersturz auf Beton, auf einer Baustelle in Schweden. Er war einundvierzig und hatte Frau und Kind. Pernilla, seine Frau, hat ihn noch ein Jahr im Krankenhaus und in der Reha besucht, länger hat sie’s nicht geschafft. Dann hat sie sich scheiden lassen und Mats, meinen Enkel, mitgenommen. Seitdem hat sie den Kontakt zu uns abgebrochen. Mats ist jetzt zweiundzwanzig, aber seit sie weg sind, hab ich nichts mehr von ihm gehört. Markku hab ich dann mit meinen letzten Ersparnissen nach Finnland bringen lassen, weil ich ihn nicht in irgendeiner schwedischen Anstalt dahinvegetieren lassen wollte. Sein Vater war da schon tot.« Irma sprach jetzt mit erstickter Stimme. »Diese Anstalten sind kein Platz für Menschen. Markku kann zwar nicht mehr reden, aber im Kopf fehlt ihm nichts. Ich beobachte ihn oft, wie er vor dem Fenster sitzt und dem Verkehr nachschaut. Dann weiß ich genau, dass er gern da unten dabei wäre. Er ist immer so gern Auto gefahren. Darum schieb ich ihn immer ans Fenster. Damit er ein bisschen Abwechslung hat.«
    Vesa sagte nichts, er konnte nicht.
    »Untersteh dich also bloß nicht, dich vom Zoll erwischen zu lassen!«, sagte Irma. »Wenn sie mich auch schnappen und ich im Gefängnis lande, weiß kein Mensch, was mit Markku werden soll. Der Gesellschaft ist Markku scheißegal, und Turunen tut auch so, als ginge es ihn nichts an. Dabei wäre er Markku mehr schuldig als diesen Job, den ich für ihn machen darf.«
    »Turunen? Was hat der mit der Sache zu tun?«
    »Markku hat für ihn in Schweden gearbeitet, als es passiert ist«, sagte Irma. »Turunen war Subunternehmer beim Bau von irgendeinem Mehrfamilienhaus, und er hatte seine Arbeitskräfte nicht versichert und nichts.«
    »Warum hast du ihn dann nicht angezeigt?«, fragte Vesa.
    »Weil Markku es gewusst hat. Er war kein Unschuldslamm«, sagte Irma. »Er hat für Turunen auch andere Jobs erledigt.«
    »Was für welche?«
    »Alle möglichen.«
    Kurz darauf begann der Bug des Katamarans sich zu senken. Der Rumpf des Schiffs erzitterte während des Bremsvorgangs. Sie näherten sich dem Hafen. Vesa versuchte, langsam zu atmen, und kontrollierte, dass sein Handy aufgeladen war. Nach der Ankunft im Hafen mussten sie Machos Anruf abwarten.

     
    »Probleme?«
    Manninen saß hinter dem Lenkrad, und Viitasalo hatte eben einen weiteren Versuch, mit Sari zu telefonieren, abgebrochen.
    »Weiß nicht«, antwortete er.
    »Wolltest du deine Frau anrufen?«
    »Du merkst scheinbar alles …«
    »Ich bin …«
    »… Polizist«, kam Viitasalo Manninen zuvor.
    Manninen lachte kurz auf und beschleunigte den Volvo, um sich in den Verkehr einzufädeln. Der Schnee, der fiel, war mehr ein Regen, und Viitasalo bemerkte, dass Manninen den Blinker nicht benutzte.
    »Bist du verheiratet?«, fragte Viitasalo.
    »Ich war«, sagte Manninen, und seine Miene wurde düster. »Da war ich noch beim Dezernat für Gewaltverbrechen. Anna und ich hatten eine Tochter, Linda. Sie wäre jetzt zwanzig.«
    »Wäre?«
    »Sobald es um die eigene Familie geht, ist man blind. Bei mir ging’s um die eigene Tochter«, sagte Manninen leise. »Man hätte es sehen, sämtliche Alarmglocken hätten läuten müssen, aber dann schiebt man noch die klarsten Anzeichen beiseite, weil man es einfach nicht wahrhaben will. Linda war sechzehn, als sie an einer Überdosis gestorben ist.«
    »Das tut mir leid«, sagte Viitasalo.
    »Mir auch«, antwortete Manninen. »Nach Lindas Tod haben wir beide gemerkt, dass wir nichts mehr gemeinsam hatten als den Zwang, dem anderen die Schuld zu geben. Irgendwann wussten wir dann, dass wir uns trennen mussten, wenn wir die Sache jemals überwinden wollten. Jeder verdammte gemeinsame Augenblick hat uns daran erinnert, was uns fehlt. Vielleicht hatte uns schon früher was gefehlt, und Lindas Tod hat uns die Leere nur bewusst gemacht, wer weiß. – Ende der Kurzfassung.«
    »Danach bist du dann ins Drogendezernat gewechselt?«
    »Ja,

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