In der Glut der Leidenschaft
sie dort heimlich getroffen? Vielleicht Nickolas? Das musste Rein noch heute Abend herausfinden, bevor er weitermachte. Er holte seine Geldtasche hervor und drückte der alten Frau einige Münzen in die Hand. Sie betrachtete ausdruckslos das Geld und schob es dann in die Tasche der löchrigen Schürze.
»Ich danke Euch, Madame.« Rein erhob sich. »Darf ich Euch eine Kutsche schicken, die Euch in ein Hotel bringt?«
»Wozu?«
»Ich werde veranlassen, dass Ihr versorgt werdet.«
Die Frau sah mit verletztem Stolz zu ihm hoch. »Ich bin noch nicht tot. Verschwindet aus meinem Haus.« Sie winkte, und
Rein verbeugte sich tief, ging und schloss die Tür hinter sich. Pest in den Mantel gehüllt, stemmte er sich gegen den Wind und näherte sich Naraka.
Rusty warf einen Blick zur Hütte zurück, sammelte dann
noch mehr Holz ein und legte es neben die Tür, bevor er aufsaß. »Stolz ist manchmal eine sehr schlechte Sache«, bemerkte er nur, bevor sie losritten.
»Nein, ich habe mich in jener Nacht nicht mit Katherine getroffen. Ich war hier mit Michaela.« Nick spießte ein Stück Fleisch auf. »Und Katherine arbeitete nie direkt mit mir. Sie hatte einen anderen einflussreicheren Kontaktmann, einen Sohn der Freiheit.«
»Wen?«
»Das kann ich dir nicht sagen.«
»Verdammt, Nick!«
»Nein.« Er warf die Gabel auf den Tisch. »Ein einzelner Spion kann dieses Flechtwerk nicht zerstören, Rein. Ich kann dir keine Liste aushändigen. Denk doch an die Menschenleben, die auf dem Spiel stehen.«
»Ich denke nur an ein einziges.« Rein setzte den Dreispitz auf und trat an die Tür. »Michaela gehört nicht mehr zu deinem Verräterring«, sagte er angewidert. »Ich werde nicht zulassen, dass sie weitermacht.«
»Hast du sie geheiratet, um sie zurückzuhalten?«
Nein, dachte Rein, das war nicht der Grund. Doch er schluckte Nickolas' Köder nicht. Er brauchte in den nächsten Stunden einen klaren Kopf.
»Ich habe sie geheiratet, um sie zu beschützen, wie ich dir versprochen habe.«
»Das macht sie nicht mit. Du wirst sie verlieren, wenn du sie zwingst aufzuhören. Es hegt ihr im Blut, uns zum Sieg zu verhelfen.«
Rein war fest entschlossen, Michaela das Spionieren zu verbieten, damit sie nicht eines Tages gevierteilt wurde. »Wenn sie tot ist, sieht sie euren kostbaren Sieg nicht mehr, nicht wahr?«
Nickolas seufzte schwer. »Ich kann dir nur sagen, dass Katherine sich in jener Nacht nicht mit ihrer Kontaktperson getroffen hat.«
Rein hatte das schon vermutet. Wenn er Katherines Verhalten in jener Nacht richtig beurteilte, hatte sie in der Waldhütte eine Affäre gesucht. Kurz darauf hatte jemand sie ermordet und versucht, ihm die Schuld in die Schuhe zu schieben. Wenn es Rein gelang herauszufinden, wer bei Katherine in der Waldhütte gewesen war, hatte er sich dem Mörder ein beträchtliches Stück genähert. Die Botschaften, die er in der Stadt verteilte, würden diesen Bastard zwingen, sich ihm zu stellen. Rein rechnete von jetzt an jederzeit mit einer Kugel im Rücken.
»Ich bringe das noch heute Nacht zu Ende.« Er sah Nick warnend an. »Finde deinen Doppelagenten, Nickolas. Denn eines schwöre ich dir - um die Sicherheit meiner Frau zu garantieren, lasse ich notfalls eure ganze Rebellion platzen!«
Michaela wurde allmählich wahnsinnig. Schon seit dem Morgen waren Rein und Rusty fort, nachdem sie ihr einen ihrer Meinung nach sehr schwachen Plan vorgelegt hatten. Danach hatten sie Mr Matthews mit einem Auftrag losgeschickt. Rein hatte sie Cabai und seinen treuen Männern überlassen, nachdem er ihr einen so machtvollen und hinreißenden Kuss gegeben hatte, dass sie schwach zurückgeblieben war ... schwach und verängstigt. Es war ein Kuss gewesen, als würde Rein damit rechnen, sie niemals wieder zu sehen.
Bei der Vorstellung krampfte sich ihr der Magen zusammen. Michaela wurde bewusst, dass sie lieber sterben als ohne Rein leben würde. Sie schluckte heftig.
Er hätte ihr doch wenigstens eine Nachricht zukommen lassen können! Aufgeregt ging sie den Korridor entlang. Cabai setzte ihr ein leichtes Essen vor, das sie jedoch nicht anrührte. Sie trug das Tablett aus dem Speisezimmer zurück in die Küche und stellte es hart auf den Tisch.
»Gebt mir etwas zu tun«, bat sie den Araber.
Er blickte sich in der makellos sauberen Küche um und zuckte hilflos die Schultern.
»Wäsche waschen?« Er starrte sie an, als hätte sie den Verstand verloren. »Staub wischen?«
Er schüttelte den
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