In der Glut der Leidenschaft
den Blick nicht von Brandice. Sie war nicht bei klarem Verstand und hielt noch immer zwei geladene Waffen in den Händen. »Ihr seid zusammen geritten, und Ihr habt den Kutscher abgelenkt, bis Ridgely in der Kutsche war?«
Brandice nickte wie ein gehorsames Kind.
»Sag kein Wort mehr, Brandi!«, rief Ridgely
Rusty rammte ihm den Lauf in den Nacken.
»Es ist aus«, sagte Brandice zu ihm.
»Brandi, Schatz, gib mir die Pistolen«, bat Christian.
Ihr Blick wurde sanfter, und sie senkte die Waffen ein kleines Stück.
»Dränge sie nicht«, zischte Rein.
Ridgely ballte die Hände zu Fäusten. »Brandice, die Waffen, Liebes. Lege sie weg.«
Als sie sich bückte, um zu gehorchen, warf Ridgely sich auf sie. Brandice schoss. Er fiel auf die Knie, und auf seinem Gesicht malte sich ungläubiges Erstaunen ab, während er nach vom kippte und starb.
Brandice hob langsam den Kopf. »Ihr wisst jetzt Bescheid.«
Rein erkannte die Resignation, die Scham und die Niederlage in ihren Augen. Er stürzte sich auf die zweite Waffe, doch Brandice kam ihm zuvor. Sie jagte sich die Kugel in die Schläfe. Ihr Kopf wurde herumgerissen. Blut spritzte, bevor sie zu Boden sank.
Christian wandte sich stöhnend ab.
Rein starrte auf das Mädchen hinunter und schloss die Augen. »Gentlemen!«
Der Polizeichef und Lord Henry traten ein, gefolgt von Temple Matthews.
Lord Henry vermied es, die Tote anzusehen, und schluckte heftig. »Meine aufrichtigste Entschuldigung, Mr Montegomery. Ich versichere Euch, dass volle Rehabilitierung ...«
Unter Reins Blick wich Henry einen Schritt zurück. »Ich brauche nichts von Euch oder England. Lasst mich einfach in Ruhe.« Er wandte sich zu Christian Chandler und legte ihm die Hand auf die Schulter.
Christian sah Rein verwirrt an. »Mein Gott, sie war so scheu und liebenswert.«
»Sie wurde von den beiden betrogen, Christian«, sagte Rein, während Rusty sie mit einer alten Decke verhüllte. Sein Blick fiel auf Brandices und dann auf Ridgelys Füße. Er fröstelte. Ridgelys Stiefel trugen Initialen, doch die Buchstaben waren schon zu verblasst, um sie zu lesen. Er bückte sich und strich mit dem Finger über das Leder.
»Wem gehören diese Stiefel?
Christian blickte von seinem Mündel zu Rein. »Mir.«
Rein sah betroffen hoch.
»Ich warf sie weg.« Christian zuckte die Schultern. »Ich überließ sie den Stallburschen.«
»Wann?«
»Ungefähr vor einem Monat, vielleicht auch schon früher. Möglicherweise gab sie ihm die Stiefel.«
»Möglicherweise.« Rein richtete sich auf und ging zu seinem Pferd. Er schwang sich in den Sattel, und ohne auf Rusty oder Temple zu warten, ritt er nach Hause — zu seiner Frau.
Kapitel 27
Der Horizont glühte rot. Gewaltiger weißer Rauch stieg in den schwarzen Nachthimmel. Rein blieb das Herz stehen. Flammen vernichteten sein Haus und schlugen an den Mauern hoch. Er sprang aus dem Sattel, noch ehe Naraka zum Stillstand kam. Der Hengst floh vor dem Feuer, während Rein zu den Stufen rannte. Die Haustür war geschlossen.
Niemand befand sich im Freien.
Er warf sich mit der Schulter gegen die Tür und kniff die Augen gegen den Rauch zusammen, der unter dem Holz hervorquoll. Rusty war hinter ihm. Gemeinsam prallten sie gegen die schwere Eichentür. Sie sprang auf und schlug innen an die Wand.
Eine Stichflamme raste ins Freie. Rein schrie nach Michaela.
»Ihr hier entlang!« Rein zeigte auf den Korridor. Rusty lief mit gesenktem Kopf durch das Haus, den Arm zum Schutz gegen den Rauch vor den Mund gedrückt. Rein fand Fadi mit einer Kugel in der Seite am Fuß der Treppe. Temple stürmte hinter Rein in den Korridor. »Schaff ihn hinaus! Geh um das Haus herum! Vielleicht kannst du von hinten in die Küche eindringen!«
Temple hob Fadi auf die Schulter und trug ihn durch den brennenden Eingang ins Freie.
Rein kämpfte sich zum Arbeitszimmer vor und betete, dass Michaela nicht dort war. Es stand in hellen Flammen. Er schrie nach ihr. Rauch brannte mit jedem Atemzug in seinen Lungen. Die Bücherregale stürzten um und rissen Tische mit. Funken und Asche schossen in die Luft. Rein kauerte sich hin, suchte den Boden ab, stieß brennende Sessel beiseite und fürchtete Michaelas verkohlten Leichnam zu entdecken.
Holz brannte prasselnd. Glas zerplatzte.
»Michaela!«, schrie Rein, bis er heiser wurde. Er fand sie unter dem Schreibtisch. Sie bewegte sich nicht. Rein kniff die Augen gegen den Rauch zusammen, zog sie in seine Arme und floh mit ihr durch
Weitere Kostenlose Bücher