In der Glut der Leidenschaft
vertrauenswürdig war, doch Nick war vorsichtig, auch wenn Rein ein guter Menschenkenner war.
Hufe klapperten, Rädern ratterten, Leute redeten miteinander, während sie sichere und warme Wohnungen aufsuchten. Nick betrachtete den Reiter auf dem herrlichen Pferd, der sich verstohlen dem Pier näherte. Trotz der gewöhnlichen Kleidung erkannte Nick an der Haltung, dass er es mit einem Adeligen hin hatte. Nickolas gab zwei anderen Männern, die sich in Einfahrten versteckten, einen Wink und trat in den Regen hinaus die Hände unter dem Ölzeug an seinen Waffen. Heute Nacht wollte er einen Verräter entlarven.
Und einen Mörder.
Die White Empress glitt vor der Brigg über das Wasser. Rein ging kein Risiko ein, wenn er seine Frau an Bord hatte. Er beobachtete durch das Fernglas das sich nähernde Schiff. Nur wenige Besatzungsmitglieder hielten sich an Deck auf, doch die Segel waren zur Verfolgung gesetzt. Das Schiff lag gefährlich tief im Wasser. Rein ließ das Fernglas sinken.
»Befehle, Sir?«, fragte Basilia.
»Öffnet die Luken. Wenn sie uns noch eine halbe Seemeile folgen, feuert einen Schuss vor den Bug.« Das sollte die Brigg aufhalten, dachte Rein.
Basilia lächelte zufrieden. Der Grieche entfernte sich und gab die Befehle weiter. Geschwindigkeit war der größte Vorteil der Empress.
Die Brigg ließ nicht ab, und die Kanonenluken öffneten sich. Rein versuchte, die Galionsfigur auszumachen. Gleich darauf schob er das Fernglas zusammen und trat an die Reling.
»Feuert, sobald wir bereit sind. Das ist die Galley Raider! « rief Rein und befahl einen Warnschuss. Unter seinen Füßen rollte die Kanone in Position, doch bevor sie schoss, eröffnete die Raider das Feuer. Noch war die Entfernung zu groß, als dass wesentlicher Schaden auf der Empress entstanden wäre.
»Steuerbord Feuer!« Die Empress spuckte Rauch und Metall aus dem schlanken Rumpf. Wasser spritzte hoch über die Brigg.
Rein war auf dem Achterdeck deutlich zu sehen und bot ein
leichtes Ziel. Er hatte keine Zeit, sich mit den Piraten auseinander zu setzen, die offenbar ihre Beute schützen wollten, und suchte ein schnelles Ende des Scharmützels.
»Kommt, Mr Baynes. Wir bringen das hinter uns.«
Leelan grinste und beobachtete das Wasser, während er das Steuerrad drehte. Die Empress neigte sich gefährlich zur Seite, und Rein dachte an seine Frau, die jetzt wahrscheinlich quer durch die Kabine torkelte. Hoffentlich kam sie mit blauen Flecken davon.
Die Raider erwiderte das Feuer noch nicht, und Rein dachte, dass sie entweder Mangel an Munition hatten und daher auf eine möglichst geringe Distanz warteten, oder nur wenig zerstören wollten, weil sie das Schiff zu kapern planten.
Leelan wandte sich an Rein. »Wir rammen sie?«
»Nein. Weiter!«
»Captain...«
»Weiter.«
»Wir stoßen zusammen.«
»Weiter, Leelan!«
Baynes presste die Lippen aufeinander. »Volle Segel! Fallleinen bereit!«
Männer kletterten in die Wanten wie Affen in die Bäume. Taue wurden entrollt, und die Flaschenzüge quietschten, während die weißen Segel im Wind flatterten. Die Empress jagte über die Wellen.
»Backbord, Leelan«, sagte Rein. »Kurz bevor wir...«
»Bevor wir Zusammenstößen?«
Rein lächelte. »Aye.«
Leelan grinste, und die Empress segelte neben die Brigg. Bewaffnete standen an der Reling. Die Kanonenluken des Piratenschiffs waren geöffnet.
»Feuer, Gentlemen«, rief Rein gedämpft in die atemlose Stille hinein, und die Kanonen donnerten und spuckten Sechzehnpfünder in die Brigg. Der Hauptmast stürzte wie ein gefällter
Baum und erschlug Männer auf dem Deck, während die Kannen der Empress zurückrollten, um neu geladen zu werden Heins Gesicht erstarrte bei den Schreien und dem Blut auf dem Deck der Brigg.
Er nahm Töten nicht auf die leichte Schulter. »Kanonen bereit!«, meldete Leelan. Rein nickte nur.
Unter Deck blickte Michaela aus dem Fenster. Die Kabine war verwüstet. Michaela klammerte sich an Wandhaken fest während sie an der Brigg vorbeizogen, und fragte sich, was Rein plante. Kartätschen trafen den Rumpf und durchbohrten das Holz vor ihrem Gesicht. Sie zuckte zurück, krallte sich an den Tisch und betete ums nackte Überleben. Die Empress erbebte unter Kanonenfeuer. Dabei hatte Rein behauptet, sie wären nicht für eine Schlacht ausgerüstet.
Plötzlich trat Stille ein. Michaela hob Bücher vom Boden auf. Rufe erklangen. In Reins Stimme schwang Wut mit. Die Empress jagte so hart über das Wasser, dass
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