In der Glut der Leidenschaft
würde die beiden jedoch nicht hier in der Öffentlichkeit verteidigen. Dass Winters so etwas wagte, bewies, dass er sich sicher fühlte. Die Abrechnung würde bald kommen, und dann half ihm nichts und niemand mehr.
»Ransom Montegomery ist mit einer slawischen Kaiserin verheiratet, nicht wahr, Rein?«, bemerkte Christian in der eingetretenen Stille. »Ja«, bestätigte er und ließ den Major nicht aus den Augen.
»Ich hörte, sie wäre eine Hexe«, sagte Winters. »Sie praktiziert die Schwarzen Künste.«
Rein lächelte gefährlich. »Glaubt nicht alles, was Ihr hört, Major. Es heißt, dass ich bei Vollmond Jungfrauen opfere und die Herzen meiner Feinde esse sowie denen die Kehle durchschneide, die schlecht über meine Familie sprechen.« Er wich einen Schritt zurück. »Ich versichere Euch, dass Ersteres nicht zutrifft.« Mit einer Verbeugung entfernte er sich.
Christian fiel auf, dass Winters' Adamsapfel heftig auf und ab hüpfte, als er Rein nachblickte. »Noch so ein Auftritt, Major, und Ihr habt kein Offizierspatent mehr.«
Winters straffte sich. Seine goldenen Orden und Bänder schimmerten im Kerzenlicht. »Er wagt allein schon viel, indem er hier auftaucht. Dem Mann fehlt jeglicher Anstand und...«
»Ich habe ihn persönlich eingeladen, Major«, fiel Denton ihm ins Wort.
»Und wir brauchen ihn als Verbündeten«, sagte Christian Chandler. »Er muss sich zumindest neutral verhalten. Der Mann könnte jegliche Fracht durch die britische Blockade in die Kolonien schaffen, wenn er will, und nichts könnte ihn aufhalten.« Der Offizier sah ihn überrascht an. »Ja, Major, um der Krone willen solltet Ihr Bein Montegomery liebenswürdig behandeln. Wir brauchen ihn.« Christian wandte sich an Sir Atwell Denton. »Zügelt Eure Untergebenen, Brigadier«, sagte er in einem Ton, den er seinem Vater abgelauscht hatte.
»Er ist der Bastard eines Bastards«, antwortete Denton geringschätzig. »Ein unzuverlässiger Kerl, der nur auf sein Vergnügen und seinen Gewinn aus ist.«
»Und was ist mit denen?« Chandler deutete auf die Gäste. »Wollt ihr, dass jedermann in England Teelöffel zu Kugeln einschmilzt und Uniformen aus Vorhängen schneidert? Oder wäre es Euch lieber, wir würden uns alle in einem Krieg erschießen lassen, der Englands Schatzkammer ausbluten lässt?«
»Ihr nähert euch der Grenze der Volksverhetzung, Euer Gnaden.«
»Ich spreche nur aus, was Ihr nicht hören wollt, was Euch aber doch ins Auge springt. Ein Mann, der sein Heim verteidigt, ist viel stärker als tausend Männer, die die Deklaration eines Königs verteidigen.«
Denton lief vor Empörung rot an. »Die Kolonisten werden sich ergeben!«
Christian zuckte lässig die Schultern. »Ich möchte, dass dieses Land überlebt, Sir. Und wie sollen die Kolonisten sich ergeben, wenn Howe kommandiert? Wie viele britische Soldaten werden noch umkommen?«
»Keine, gäbe es nicht den Schutzengel der Kolonisten«, sagte Denton und gab Christian einen Wink, ihm an eine Stelle zu folgen, an der man sie nicht belauschen konnte. »Der verdammte Spion arbeitet so gut, dass er einen Angriff zum Scheitern brachte, der wochenlang geplant worden war.« Denton scheuchte Winters, der ihnen folgen wollte, wie ein Kind weg. »Ich erfror fast in diesem gottverlassenen Land, während dieser verdammte Tabakpflanzer aus Virginia neuntausend Mann versammelte ...«
Unglaublich! Rein war mit dem Earl gekommen, und Michaela begriff, dass er von Anfang an gewusst hatte, dass er nicht vom Land seiner Lordschaft verjagt werden würde. Dieser Schuft! Woher kennt ein Schiffskapitän ausgerechnet Lord Stanhope, fragte sie sich und trat Duncan erneut auf den Fuß.
»Michaela«, sagte Duncan lächelnd. »Bisher hast du mir noch nie beim Tanzen meine Stiefel schmutzig gemacht. Was bringt dich denn jetzt so durcheinander?«
»Ich bin müde.«
»Du konntest noch nie gut lügen.«
»Mein Onkel sieht zu mir herüber.«
»Wahrscheinlich überlegt er sich, welche Pflicht er dir noch übertragen kann.«
Bei seinem bitteren Ton sah sie ihn an und fing den zornigen Blick auf, den er auf ihre (lädierte) Wange warf. »Schwört mir, dass Ihr nicht für mich eintreten werdet.«
»Wäre mein Rang hoch genug, würde ich es tun«, grollte er. »Und würdet Ihr Euch noch steifer halten, würdet ihr in der Mitte auseinander brechen«, sagte eine junge Frau hinter Duncan.
»Cassandra!« Michaela freute sich über eine Verbündete zwischen all den Männern.
»Hallo,
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