In der Glut der Leidenschaft
eine Familie, die ihn brauchte, und eine Frau, die ihn anbetete. Hätte Rein so viel besessen, hätte ihn kein Krieg von daheim fern gehalten.
»Es ginge schneller, würdest du zu uns stoßen«, meinte Nickolas.
Rein lächelte und schüttelte den Kopf. »Ich bin mit Kämpfen gegen Piraten und britische Sklavenhändler aufgewachsen und will nichts mehr von dem Gemetzel wissen.«
»Ich habe auch zu viel vom Krieg gesehen. Doch jetzt treiben mich wie damals Ransom die Grausamkeiten und die Unterdrückung an.«
»Lügner«, wehrte Rein ab. »Dich treiben bittere Erinnerungen und Vergeltung an.«
Nickolas zuckte zurück. »Unverschämter Kerl!«
»Ja, und ein Bastard, aber ich habe mehr Grund als du, mein Freund, die Briten zu verachten. Dein Kampf für Freiheit wird nichts in meinem Leben ändern. Ich kann lediglich meine Zeit hier ertragen, bis ich wieder nach Hause zurückkehre.«
Nick zog die grauen Augenbrauen zusammen. »Ich sehe nicht den Mann vor mir, den Ransom aufgezogen hat. Dieser Mann würde sich nicht von denen abwenden, die ihn brauchen.«
»Öffne deine Augen, Nickolas!«, zischte Rein. »Dieser Junge wurde schon vor Jahren selbstständig. Ich wende mich von niemandem ab, der mich braucht. Wenn ihr euren Kampf nicht gewinnt, werden Tausende verlieren, die an eure Ideale glauben. Und wie wird England sie dann bestrafen? Falls ich zu euch stoße, würden Hunderte darunter leiden. Ich bin für zu viele unschuldige Menschen verantwortlich, die nichts von den Kolonien und der verdammten Rebellion wissen. Sie überleben nur durch mich. Wer will entscheiden, welches Menschenleben mehr wert ist? Und wer bin ich, dass ich anderen meine Ansichten aufzwinge und sie dafür mit allem bezahlen lasse, wofür sie gearbeitet haben?«
Nick lächelte stolz. »Jetzt sprichst du wie Aurora.«
»Ein Kompliment? Beim Gott des Donners!«
»Wir werden siegen«, versicherte Nick.
»Das ist mir gleichgültig.« Rein zuckte mit den Schultern. »Ich habe dir meine Hilfe zugesagt, Nick. Für Ran werde ich dich aus dem Land schaffen und ...«
»Es geht nicht um mich, sondern um einen meiner Helfer«
»Ich bin kein Kindermädchen für die Spione der Rebellen.«
»Es ist der Schutzengel.«
Rein starrte ins Feuer und nahm einen Schluck.
»Ich soll diesen Unruhestifter für dich verstecken?«
»Nein, du sollst ihn beschützen.«
Rein fluchte.
»Der Schutzengel war sehr lange Zeit völlig sicher. Doch er wurde Zeuge eines Mordes, und ich habe keine Ahnung, ob der Mörder ihn erkannt hat.«
»Du bist sicher, dass nicht der Schutzengel der Mörder ist?«
»Ganz sicher.«
»Wenn er unschuldig ist, was macht er jetzt? Versteckt er sich?«
»Er lebt und hat vermutlich Todesangst.«
»Er könnte jederzeit verhaftet werden.«
»Es gibt keine Beweise. Nur ich weiß, wer der Schutzengel ist und was er für unsere Sache getan hat.«
Rein war entschlossen zu helfen. »Was brauchst du von mir?«
»Halte dich bereit. Sollte der Schutzengel entlarvt werden, musst du ihn in Sicherheit bringen.«
»Und es macht dir nichts aus, dass du dabei meine Schiffe und meine Leute in Gefahr bringst.«
Nick störte sich nicht an dem bitteren Ton. »Du bist geschickt, Rein. Niemand wird eine Spur finden, die zu dir führt.«
»Ich fühle mich geehrt, Nick, aber ich wurde wegen Lady Bucklands Tod verhört. Seither beschatten mich einige Polizisten.«
»Sie werden dich nicht anrühren. Lord North würde das
nicht zulassen. Es ist viel zu wichtig, dass du weiterhin neutral bleibst.«
»Hoffentlich bereue ich meine Entscheidung nicht.« leerte sein Glas und stand auf. »Lass dich warnen. Wenn ich mich zwischen dir und diesem Spion entscheiden muss, fällt meine Wahl auf dich.«
»Nein!« Nick sprang auf. »Schwöre mir auf der Stelle, Rein dass du den Schutzengel retten wirst!«
Rein staunte über diese Heftigkeit. »Und wenn ich das nicht tue?«
»Dann«, antwortete Nick leise, »muss ich den Schutzengel eigenhändig töten.«
»Das ist nicht dein Ernst.«
»Wolltest du vielleicht sehen, wie ein ... ein Landsmann gefoltert wird? Und wir beide wissen, dass das geschehen würde. Es ist bereits grundlos vorgekommen. Das wünsche ich keinem meiner Helfer, Rein, und diesem schon gar nicht.«
Nach kurzem Zögern leistete Rein den gewünschten Schwur, und Nick war grenzenlos erleichtert. Er ließ sich wieder auf den Stuhl fallen.
»Du bist äußerst loyal, Nick.«
»Solltest du den Schutzengel jemals kennen lernen, wirst du mich
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