In der Glut der Leidenschaft
Ehefrau.
Doch als sie ihm in die Augen blickte, wusste sie, dass es nicht nur um den gemeinsamen Namen ging. Sie empfand viel für ihn, weil er ihr Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft gab, obwohl sie überzeugt gewesen war, an Einsamkeit zu sterben. Sie wollte die Frau sein, für die er sie hielt und für die er jedes Risiko auf sich nahm. Doch sie war diese Frau nicht und würde es auch nie sein.
Als sie beharrlich schwieg und ihn nur rätselhaft ansah, beugte er sich zu ihr, bis seine Lippen beinahe ihren Mund berührten. »Ich habe mir Sorgen gemacht«, flüsterte er. »Und ich habe dich vermisst.«
In diesem Moment gab sie alle Zurückhaltung auf, schlang ihm die Arme um den Nacken und küsste ihn voll Verlangen, raubte ihm den Atem und nahm sich jenen Genuss und jene Zuneigung, die ihr so lange vorenthalten worden waren.
Leise stöhnend drückte er sie an sich, und sie gewährte seiner Zunge Einlass und kam ihm entgegen. Er begehrte sie - jetzt gleich. Doch er hatte ihr Ehrlichkeit versprochen und wollte nicht wieder dieselben Fehler begehen.
Rein beendete den Kuss. »Wir müssen miteinander reden. Es gibt einiges, das du von mir wissen musst.«
»Jetzt?«, flüsterte sie.
»Zwischen uns darf es keine Geheimnisse geben, Michaela«, raunte er ihr ins Ohr. »Ich habe schon einmal versagt und werde diese Ehe nicht durch Halbwahrheiten gefährden.«
Sie schloss die Augen und sehnte sich nach seiner Nähe, doch sie konnte seine Worte nicht vergessen. Keine Geheimnis! Wenn er über seine Vergangenheit sprechen wollte, würde sie ihm zuhören. Doch wenn er sie in seinem Bett begehrte, würde er hinter ihre Lügen kommen.
Noch war sie nicht bereit, wieder allein zu sein.
Langsam gab er sie frei. Tief in ihr pochte das Verlangen nach ihm, und als ihr Blick über seine schlanke Gestalt glitt, wurde ihr heiß bei dem erregenden Gedanken, nackt in seinen Armen zu liegen.
Rein hatte jedoch bemerkt, dass sich ihre Wangen gerötet hatten, als ihr Bück über seinen Körper geglitten war, bevor sie ihn beschämt gesenkt hatte. Das war für eine Jungfrau eine normale Reaktion, und doch glaubte er, dass hinter ihrer Furcht mehr als die Scheu vor der Hochzeitsnacht steckte. Er konnte außerdem kaum glauben, dass die tüchtigste Spionin der Kolonisten so gar nichts von Männern und Frauen wusste.
»Abendessen?«, fragte er, reichte ihr die Hand und betete um Geduld.
Sie ließ sich von ihm zur Küche fuhren.
Mr Bushmara tauchte aus dem Schatten auf und nickte Michaela grüßend zu.
»Guten Abend«, sagte sie auf Farsi.
Rein runzelte erstaunt die Stirn.
»Wie ich sehe, habt Ihr ihm doch kein Loch in seinen Wanst geschossen«, erwiderte Bushmara in seiner Muttersprache.
»Dann hätte ich ja die Kugel selbst herausholen müssen. Habt Ihr heute Abend schon gegessen?«
Er nickte. »Könnt Ihr kochen?«
»Die Meinungen über das Ergebnis gehen auseinander, aber ich kann kochen.«
»Nun, Gemahlin ...«
Sie wandte den Blick von Bushmara zu Rein. »Welche Geheimnisse werde ich noch bei dir entdecken ?«
Das traf zu genau zu. Hastig blickte sie weg und sagte in fehlerfreiem Hindi: »Es gibt einige Dinge, die eine Frau für sich behalten muss.«
Hinter diesen Worten lagen so viel Resignation und Kummer, dass er sanft auf Hindi sagte: »Ich werde sie wohl hüten meine Taube. Wann wirst du das einsehen?«
Meine Taube ... Es schnürte ihr die Kehle zu. »Es ist nicht klug, alles ans Licht zu ziehen, Gemahl.«
Er schenkte ihr sein zärtlichstes Lächeln und folgte ihr zur Küche. Und er sah zu, wie sie Teewasser aufsetzte, eine Schale mit Obst auf den Arbeitstisch stellte und nach einem Messer griff. Er spürte ihr Unbehagen. Sie hielt sich verkrampft, als wollte sie jeden Moment fliehen. In der Speisekammer inspizierte sie die Regale, und sein Blick wanderte über ihren schlanken Hals zu ihren Brüsten. Das dunkelbraune Kleid betonte ihre helle, makellose Haut und die Farbe des lose geflochtenen Haars und der Augen. Wie sie da regungslos stand, wirkte sie wie einem Gemälde entstiegen. Wusste sie, dass er sie beobachtete? Empfand sie die gleichen Gefühle wie er, wenn ihre Blicke sich trafen?
»Du hast in Indien gelebt?«
»Einige Jahre«, erwiderte sie und wählte die nötigen Zutaten aus.
»Hat es dir gefallen?«
»Sehr.« Michaela brachte alles zum Tisch.
»Ich habe es gehasst.«
»Wirklich?«
»Ja.« Er setzte sich auf einen Hocker, während sie ein Stück Schweinefleisch auspackte. »Du isst doch
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