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In der Glut der Leidenschaft

In der Glut der Leidenschaft

Titel: In der Glut der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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Schwein?«
    »Ja, aber kein Rindfleisch«, erwiderte er lächelnd.
    Sie nickte, griff nach einem Messer und schnitt das Fleisch auf. Cabai kam herein und sah sich empört um, weil sie seine saubere Küche in Unordnung brachte.
    Rein scheuchte ihn hinaus. »Ich wurde im Palast des Maharadschas geboren und dann meiner Mutter gestohlen. Sie war Zofe einer Prinzessin.«
    »Wie schrecklich«, sagte Michaela voll Mitgefühl.
    Er nahm eine Scheibe Brot. »Das hat man mir nur erzählt. Ich erinnere mich an nichts.«
    »Du glaubst es nicht?« Sie schob ihm den Teller hin, damit er sich bediente.
    »Ich muss es glauben. Meine erste Erinnerung ist, dass ich zusammen mit etlichen anderen verwaisten Jungen in einer Diamantenmine arbeiten musste. Wir waren nicht einmal fünf Jahre alt. Nachdem ich fliehen konnte, lebte ich auf der Straße als Taschendieb.«
    Sie litt mit dem kleinen Jungen, diesem Halbblut. Es war schrecklich, so lange nicht zu wissen, woher man kam und ob eine Mutter nach einem suchte. »Wie hast du schließlich alles erfahren?«
    »Ich machte mich auf die Suche und fand eine Tante meiner Mutter. Obwohl sie schon im Sterben lag, erkannte sie meine Ähnlichkeit mit ihrer Nichte und gab mir das hier.« Er holte das Medaillon unter dem Hemd hervor. Auf der Vorderseite war die Camden eingraviert, auf der Rückseite der Rang seines Vaters und das Jahr, jedoch kein Name. »Es gehörte meinem Vater.«
    Michaela erinnerte sich, dass Offiziere solche Medaillons erhielten. Es kam nicht oft vor, sondern nur nach einer großen Schlacht oder einer erfolgreichen Belagerung. Ihrer Meinung nach hatte ihr Onkel sein Medaillon ungerechtfertigt erhalten, hatte jedoch nie darüber gesprochen.
    »Du bist halb Engländer«, stellte sie fest. »Mehr hast du nicht von ihm?«
    »Das und meine Augen.«
    »Es sind schöne Augen, Rein.«
    Er lächelte schwach und verbarg das Medaillon wieder. »Ich suche seither nach ihm.«
    Sie goss das Wasser in die Teekanne und stellte Tassen auf ein Tablett. »Hattest du Erfolg?«
    »Teilweise.« Er stand auf und fand eine Flasche Wein und Kelche. »Ich habe die Möglichkeiten eingeengt. Aber das war es nicht, worüber ich mit dir sprechen wollte.«
    »Ich muss nicht alles wissen, Rein.«
    »O doch. Meine erste Frau Shaarai wusste nicht alles, und das hat sie umgebracht.«
    Michaela hatte ihre Zweifel. »Wenn du meinst.«
    »Sie war die Tochter eines Stammesanführers auf einer Insel, die meinem Adoptivvater gehört.« Er reichte ihr ein Glas Wein. »Ich wollte mein Glück suchen und mit ihr fortlaufen, war aber klug genug, allein aufzubrechen. Ihr Stamm hält Frauen streng von den Männern getrennt, um ihre Reinheit zu garantieren. Als ich zurückkehrte, heiratete ich sie entgegen den Wünschen aller und brachte sie nach England. Ich war noch keine zwanzig Jahre alt, hielt mich jedoch für einen Mann«, sagte er bitter. »Ich hatte damals ein einträgliches Geschäft, und Shaarai wollte England unbedingt sehen. Und sie wollte dazugehören.« Er schwieg und dachte an das knapp siebzehnjährige Mädchen, das ihm ständig Fragen gestellt hatte. »Sie lernte Französisch und Latein, die Wahl der richtigen Kleider und das perfekte Decken eines Tisches. Sie ging ins Theater. Und sie veränderte sich.«
    Michaela legte Fleisch auf eine Scheibe Brot. »Inwiefern?«, fragte sie und biss ab.
    »Ihr kam es nur darauf an, den Damen der Gesellschaft zu gefallen. Sie dachte nicht mehr an sich. Bis dahin hatte sie nie mehr als ein schlichtes Kleid am Leib getragen. Jetzt zwängte sie sich in Korsetts und Schuhe und ließ sich die Haare aufdrehen. Und sie achtete sorgfältig darauf, dass kein Schatten auf unser Haus fiel. Nach zwei Jahren erkannte ich das Inselmädchen kaum wieder.«
    »Sie wusste nicht, dass du der Sohn einer Zofe und eines Engländers warst?«, fragte Michaela leise.
    Er trank einen Schluck Wein. »Ich hätte es ihr sagen sollen, aber ich war mir über die möglichen Folgen nicht im Klaren. Aurora erzog mich in dem Glauben, dass es nicht auf das Blut ankommt.«
    »Aurora?«
    »Die Frau, die mich adoptierte. Sie warnte mich davor, Shaarai von ihren Leuten wegzubringen, weil sie nicht auf die Welt außerhalb der Insel vorbereitet war. Du ahnst nicht, wie oft ich mir seither gewünscht habe, auf Aurora gehört zu haben. Beim Tee eröffnete eine Frau Shaarai ziemlich schroff, was für einen Mann sie geheiratet hatte. Alle im Raum hörten es. Shaarai stritt das ab, doch als sie mich direkt darauf

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