In der Hitze der Nacht
diese Woche zum Abendessen einzuladen. Hättet ihr heute Abend Zeit? Cort kommt früher nach Hause, dann könnten wir eine kleine Vorfeier vor der Gala veranstalten .«
»Elizabet, tut mir leid. Ich kann nicht. Etwas Furchtbares ist passiert .« Moriahs Stimme klang ungewöhnlich rau und unglücklich. »Marc LeClare ist heute Morgen ermordet worden .«
Langsam ließ sie sich in den Sessel ihres Mannes sinken, unfähig zu sprechen, während Moriah die erschreckenden Details der Geschehnisse wiedergab. Elizabet dachte an Marc, der von Kindheit an mit ihrem Mann befreundet gewesen war, und daran, wie sehr die Nachricht diesen treffen würde. Die Tränen traten ihr in die Augen, als Moriah ihr von Laure LeClares Zustand erzählte, der fast schon einer Schockstarre gleichkam, und wie skrupellos sich die Presse verhielt.
Als Moriahs Stimme verstummte, riss sie sich zusammen. »Ich rufe Louis an. Wir bringen Laure etwas zu essen aus dem Restaurant. Bleibst du bei ihr, Liebes? Ich glaube, sie hat keine Verwandten in der Stadt .«
»Ja, das wird wohl das Beste sein .« Moriah seufzte. »Ich habe versucht, J.D. zu erreichen, aber angeblich ist er im Krankenhaus mit der Frau, die sie bei Marc gefunden haben .«
»Eine Frau ?« Elizabet zog die Stirn kraus. »Wer denn? Und warum ist sie im Krankenhaus ?«
»Sie ist verletzt oder so. Ich weiß nicht genau. In ein paar Minuten wird eine Pressekonferenz über sie im Fernsehen übertragen .« Eine brüchige Stimme war im Hintergrund zu hören, und Moriah fuhr fort: »Ich muss gehen – Laure ruft nach mir. Kommst du bald, Elizabet ?«
»Ja. Sorge dafür, dass sie sich in der Zwischenzeit ein bisschen ausruht, und sprich nicht mit den Reportern. Bis bald .« Elizabet legte auf und wählte die Nummer des Restaurants ihres Mannes. »Philipe? Würden Sie bitte meinen Mann ans Telefon holen .« Sie lauschte einen Moment, während der Oberkellner ihr erklärte, dass Louis eine Lieferung überwachte. »Na schön, dann sagen Sie ihm bitte, er soll mich so schnell wie möglich zurückrufen. Es ist sehr wichtig .«
Sie entfernte den Cognacschwenker aus Louies Schreibtisch, ehe sie im Medienschrank den Fernseher einschaltete. Der Chef der Mordkommission war bereits dabei, vor den Journalisten eine Stellungnahme abzugeben. Sie mochte George Pellerin nicht, der aus New York City kam und wenig Respekt davor hatte, wie die Dinge in der kreolischen Gesellschaft gehandhabt wurden. Sie lud ihn zu ihren Veranstaltungen nur aus Rücksicht auf ihren Sohn ein. Je eher sie J.D. überreden konnte, die Polizei zu verlassen und einen weniger gefährlichen Beruf zu ergreifen, desto besser. Bis dahin konnte sie sich mit fast jedem arrangieren.
»Isabel Marie Duchesne wurde zur Behandlung einer Kopfverletzung in eine medizinische Einrichtung gebracht « , sagte der Captain. »Zur Stunde habe ich keine neuen Informationen über ihren Zustand .«
»Was hat sie im Lagerhaus gemacht, Captain ?« , rief einer der Reporter. »Hatte sie ein Verhältnis mit Marc LeClare ?«
Pellerin lief rot an. »Ms Duchesne ist Zeugin in den laufenden Ermittlungen. Mehr kann ich Ihnen im Moment nicht sagen .«
Das ballonförmige Glas fiel Elizabet aus der Hand, ohne dass sie es merkte, und zerschellte auf dem Holzfußboden. Isabel Marie Duchesne. Nach all ihren Gebeten in der Hoffnung, diesen Namen nie wieder zu hören.
Sie sandte einen Blick zu dem Schaukasten an der Wand, den Louie gebaut hatte, um das, in seinen Augen, wertvollste Familienerbstück auszustellen: eine kleine quadratische Kassette, in der die Stammesmutter seiner Familie ihre Aussteuer aus Paris mitgebracht hatte. Elizabets eigene Familie konnte ihre Wurzeln bis zu Jean Baptiste Le Moyne, Sieur de Bienville zurückverfolgen, dem Erbauer und Gründer von New Orleans unter König Ludwig XV . Aus diesem Grund war der Stolz ihres Mannes auf sein »Schatullenmädchen « in ihren Augen etwas peinlich. Dieses Mädchen, das sich selbst im Austausch gegen eine erbärmliche Mitgift und eine Freifahrt nach Amerika in die Ehe verkauft hatte, war in Wirklichkeit nicht viel mehr als eine Prostituierte gewesen. Genauso wie Isabel Duchesne, die versucht hatte, Jean-Delano dazu zu benutzen, ihre Situation zu verbessern.
Ich werde nicht zulassen, dass sie meinem Sohn noch einmal wehtut.
Voller Panik ging Elizabet zurück zum Schreibtisch und rief noch einmal im Restaurant an. Dabei zitterten ihre Finger so stark, dass sie die Nummer zwei Mal wählen musste. »Philipe?
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