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In der Hitze der Nacht

In der Hitze der Nacht

Titel: In der Hitze der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Gogoll
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noch verspannter als vorher.

6
    P ling!
    Mars Handy, das auf ihrem Schreibtisch lag, gab ein helles Geräusch von sich. Sie nahm das kleine Gerät auf und schaute auf die Anzeige. Ein leises Seufzen entrang sich ihren Lippen.
    Im nächsten Moment klingelte das Telefon. Sie nahm ab und legte das Handy auf den Schreibtisch zurück.
    »Ja, Herr Schröder, ich kümmere mich darum«, sagte sie, nachdem ein Schwall teils unverständlicher Worte auf sie niedergegangen war. »Regen Sie sich nicht auf.« Ihre Stimme klang professionell beruhigend. »Aber wollen Sie es sich nicht noch einmal überlegen? Sprechen Sie doch noch einmal mit Ihrem Nachbarn. Vielleicht können Sie sich einigen. Solche Nachbarschaftsstreitigkeiten sind immer unangenehm. Sie wohnen ja weiterhin nebeneinander.«
    Ihr Mandant stieß am anderen Ende der Leitung heftig die Luft aus. »Das ist ja das Problem!«
    »Und das wird sich auch nicht so schnell ändern.« Sie lehnte sich zurück und spielte gedankenverloren mit dem Stift in ihren Fingern. »Es sei denn, einer von Ihnen zieht weg.«
    »Ich nicht!« Sie sah richtig, wie er kampfeslustig die Arme vor der Brust verschränkte. Das hatte er jedesmal getan, wenn er in ihrer Kanzlei gewesen war. »Soll er doch wegziehen!«
    Mar seufzte innerlich, aber das ließ sie nicht nach außen dringen. »Ich werde mich darum kümmern«, versprach sie erneut. »Aber wenn möglich, halten Sie sich von ihm fern. Sonst wird es nur noch schlimmer.«
    »Der soll sich hüten!« Wütend legte ihr Mandant auf.
    »Heute nicht mehr«, murmelte Mar. Sie saß in ihrem Nadelstreifenanzug hinter ihrem Schreibtisch, der für die vielen darauf gestapelten Akten viel zu klein erschien, obwohl er ziemlich groß war. Sie blätterte in der Akte, die vor ihr lag, und nickte ernst.
    Seit der Verhandlung heute morgen ging es rein und raus bei ihr. Zum Arbeiten war sie kaum gekommen. Erst jetzt, am späten Abend, war ein wenig Ruhe eingekehrt.
    Nicht daß das etwas Besonderes war. Das war ihr Alltag. Wenn nicht gerade Gerlinde vorbeikam und sie zu irgendeiner Art von Ablenkung überredete.
    Seit sie sich selbständig gemacht hatte, bestand ihr Tag aus vierundzwanzig Stunden Arbeit. Schlaf war ja sowieso überflüssig.
    Sie hob die Hände und strich damit massierend über ihr Gesicht. Es nützte nichts. Heute würde sie nicht mehr viel zustandebringen.
    Eine leise Melodie begann zu spielen, wurde lauter. Es war das Titelthema der Serie L.A. Law , die Mar als Handyklingelton verwendete. Es war ihr Ziel, irgendwann einmal in einer solchen Kanzlei zu arbeiten. Mit all dem Geld und all dem Glamour. Aber das war ein langer, steiniger Weg.
    Sie nahm ab. »Ich arbeite noch, Nina.« Dasselbe Seufzen, das auch Ninas SMS schon in ihr ausgelöst hatte, wollte sich wieder einstellen, aber sie unterdrückte es.
    »Um diese Zeit?« Ninas Stimme klang vorwurfsvoll.
    »Du weißt genau, daß ich immer so spät arbeite. Ich bin nicht angestellt wie du. Ich kann den Griffel nicht um vier fallenlassen.« Warum rechtfertige ich mich überhaupt? fragte sie sich etwas ärgerlich. Nina hatte keinerlei Anrecht auf ihre Zeit.
    »Ich darf keine Überstunden machen«, erwiderte Nina beleidigt wie immer. »Das ist laut meinem Vertrag verboten.«
    »Wie praktisch«, sagte Mar. »Also bitte, ist etwas Besonderes? Ich kann mich jetzt wirklich nicht unterhalten. Ich habe noch viel zu tun.«
    »Wenn du nachher nach Hause kommst«, sagte Nina, »könnte ich doch bei dir vorbeikommen und dir eine Massage geben. Wenn du so überarbeitet bist . . .«
    Ganz uneigennützig natürlich. Mar mußte lachen. »Glaub mir, ich bin zu nichts mehr zu gebrauchen, wenn ich nach Hause komme. Also gib dir keine Mühe.«
    »Du bist so langweilig.« Nina schmollte.
    Wenn ich so langweilig bin, was willst du dann von mir? dachte Mar. »Ja, so bin ich eben«, sagte sie. »Ein langweiliges Arbeitstier.«
    »Mar . . . bitte . . . wir haben uns ewig nicht gesehen«, bettelte Nina, allerdings mit einem vorwurfsvollen Unterton in der Stimme.
    »Ich weiß.« Sofort hatte Mar ein schlechtes Gewissen, obwohl es gar keinen Grund dafür gab. »Aber was soll ich machen? Die Arbeit erledigt sich nicht von selbst, und von irgend etwas muß ich ja meine Miete bezahlen.«
    »Du verdienst wohl ein bißchen mehr als deine Miete«, erwiderte Nina schnippisch.
    »Zugegeben«, sagte Mar. »Aber auch nur deshalb, weil ich so viel arbeite.«
    »War es denn nicht schön das letzte Mal?« Jetzt wurde Ninas

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