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In der Hitze der Nacht

In der Hitze der Nacht

Titel: In der Hitze der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Gogoll
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irgend etwas sagen, dachte Mar. Wenn ich nur wüßte –  Sie räusperte sich. »Wir können ja reden, wenn du herkommst«, sagte sie. »Wie du schon richtig sagtest, hat das jetzt keine Eile. Auf ein paar Tage kommt es nicht an.«
    »Ja.« Tina schien erleichtert.
    »Ich werde dann alles fertigmachen, damit ich den Fall abschließen kann, sobald du da bist«, fuhr Mar in ihrem sachlichsten juristischen Tonfall fort. »Dann bekommst du auch die Rechnung, auf die du so wild bist.« Sie lachte leicht.
    »Ich hoffe, die Nachzahlung reicht dafür«, sagte Tina.
    »Auf jeden Fall.« Mar schmunzelte. »Du ahnst nicht, wie schlecht Anwälte bezahlt werden.«
    »Das habe ich bisher allerdings nicht geahnt«, erwiderte Tina, und ihre Stimmung schien sich zu heben. »Ich dachte immer, nur ich werde so schlecht bezahlt.«
    »Das denken wohl die meisten«, vermutete Mar, durch den leichten Ton in Tinas Stimme angesteckt, gutgelaunt. »Jeder hält sich für unterbezahlt.«
    »Du nimmst mir meine Illusionen«, bemerkte Tina eindeutig neckend. »Ich dachte immer, Anwälte und ihr Porsche wären an der Hüfte zusammengewachsen.«
    »Oho.« Mar lachte. »Aber vielleicht hast du sogar recht. Eventuell würde ich einen Porsche fahren, wenn ich ihn mir leisten könnte – was ich nicht kann.«
    »Dann werde ich zehn Prozent Trinkgeld auf die Rechnung aufschlagen«, versprach Tina, offensichtlich ein Lachen zurückhaltend.
    »Ich wäre dir sehr verbunden.« Mar lachte schon, sie konnte es nicht zurückhalten, sie war glücklich, weil Tinas Laune umgeschlagen war. »Sonst weiß ich wirklich nicht, wie ich nächsten Monat meine Miete bezahlen soll.«
    »Das kann ich nicht verantworten«, sagte Tina. »Zwanzig Prozent.«
    »Jetzt hör aber auf!« Mar grinste. So entspannt hatte sie Tina selten erlebt. Vielleicht war das ein gutes Zeichen auch für die Zukunft. »Ich werde schon klarkommen, auch ohne Trinkgeld. Wir können das besprechen, wenn du da bist.«
    »Ja.« Auf einmal war Tina wieder kurzangebunden. »Ich melde mich dann bei dir.« Sie legte auf.
    Mar behielt den Hörer in der Hand, schaute ein paar Sekunden nachdenklich in die Luft und wählte plötzlich entschlossen eine Nummer.

28
    » W as tun Sie hier?«
    Mar sah, wie sich die Augen von Tinas Großmutter zu kleinen Schlitzen verengten. »Ich denke, das wissen Sie«, entgegnete sie ruhig.
    »Ich kann es mir kaum vorstellen.« Die Schultern der alten Dame wurden steif. »Wie kommen Sie überhaupt hier herein?«
    »Afra hielt es wohl nicht für angemessen mich abzuweisen, weil sie weiß, daß ich Tinas Anwältin bin«, sagte Mar und beobachtete ihr Gegenüber ganz genau. »Schließlich hat sie mich schon einmal zusammen mit Tina hier gesehen.«
    »Das wird Folgen für sie haben«, bemerkte Tinas Großmutter grimmig. »Sie weiß genau, daß sie keine Fremden hereinlassen darf, ohne mich zu fragen.«
    »Vielleicht betrachtete sie mich nicht als Fremde.« Mar musterte aufmerksam das alte, aber keineswegs gebrechlich wirkende Gesicht, das ihrem Blick standhielt. »Sondern als eine Freundin der Familie. Weil ich Tinas Freundin bin.«
    »Ich dachte, Sie wären ihre Anwältin.« Die Stimme von Tinas Großmutter drückte eindeutig Mißfallen aus.
    »Das auch«, sagte Mar, »und eigentlich bin ich auch in dieser Eigenschaft hier.«
    »Weiß Tina, daß Sie da sind?« fragte Frau Bauer. »Hat sie Sie geschickt?«
    »Nein.« Mar schüttelte den Kopf. »Sie weiß noch nicht, daß ich da bin. Afra sagte mir, sie wäre unten am See. Das ist mir auch ganz recht so, denn ich wollte ohnehin zuerst mit Ihnen sprechen.«
    »Ich wüßte nicht, was wir miteinander zu reden hätten.« Der Blick von Tinas Großmutter war mit abweisend nicht einmal mehr ansatzweise zu beschreiben.
    »Doch, ich denke, das wissen Sie. Das wissen Sie ganz genau.« Mar holte tief Luft. »Ich habe mit Ihrem Familienanwalt gesprochen.«
    Tinas Großmutter war kaum etwas anzumerken, aber ein leichtes Zusammenzucken konnte selbst sie nicht verbergen.
    »Ich sehe, Sie wissen, was er mir gesagt hat«, schloß Mar daraus. »Mir, aber nicht Tina. Genausowenig wie Sie.«
    »Sie hat nie gefragt«, sagte Tinas Großmutter.
    »Sie wollten sie einwickeln«, entgegnete Mar. »Sie für die Familie gewinnen, bis sie sich so damit verbunden fühlt, daß – ja, was? Daß sie auf ihr Erbe verzichtet und alles Ihnen überläßt? Haben Sie darauf spekuliert?«
    »Sie ist meine Enkelin.« Frau Bauer erhob sich empört. »Ich wollte sie in

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