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In der Hitze der Stadt

In der Hitze der Stadt

Titel: In der Hitze der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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Rechtschreibfehler. Er fragte sich, ob er diesen Tag je überstehen würde. Eine Abkühlung tat not. Also ging er zum Getränkeautomaten, der im Eingangsbereich aufgestellt war. Von Weitem sah er, dass über dem Münzschlitz ebenfalls ein handgeschriebener Zettel angebracht war. »Nein, nein!« bat er inständig, aber es half nichts.
    »Funktioniert NICHT«, stand auf dem Zettel.
    Baumer fuhr sich mit beiden Händen von der Stirn abwärts über das Gesicht. Sein Mund stand offen. Man hätte meinen können, dass er wie ein Muslim in ein Gebet versunken war.
    Als er die Augen wieder öffnete, sah er Rötheli, der ihm mit süffisantem Lächeln entgegenkam. Baumer behielt den Mund gleich offen.
    Rötheli führte einen schlanken Rockertypen, dessen Hände mit Handschellen gefesselt waren, durch den Gang. Der etwa 30-jährige, mittelgroße Untersuchungsgefangene hatte strähnige schwarze Haare, die ihm quer über das Gesicht hingen. Rötheli hatte seinen Verdächtigen am Oberarm gepackt und schob ihn triumphierend vor sich her. Er strahlte. »Na, Baumi, du Superheld. Alles klar?«
    Baumer sagte nichts.
    Der Chef der Zivilen zwinkerte mit dem Auge. »Tolle Arbeit, die ihr da im Spital gemacht habt. Gratuliere! Das ganze Haus spricht davon.« Er wollte neben den Kommissar treten und ihm auf die Schulter klopfen.
    Baumer reagierte rasch und wich ihm aus.
    »He, was hast du denn, Baumi? Ich will dir nur gratulieren.«
    »Pfoten weg.«
    »Keine Angst, Baumi, ich will dir doch nicht böse.«
    »Nenn mich nicht Baumi!«
    Rötheli ließ sich die Stimmung nicht nehmen. Er hob beschwichtigend die Hände. »Von mir aus, kein Problem, Herr Baumer. Ich nenne Sie auch gerne Herr Kommissar, wenn es Ihnen Spaß macht.« Er senkte die Hände und schaute herablassend. »Ich gebe sowieso nicht viel auf Titel. Wichtig ist doch nur, ob einer Erfolg hat im Recherchieren, nicht wahr, Baumi.« Rötheli grinste verächtlich.
    Der Kommissar sagte nichts, wusste, dass hier noch mehr kommen würde.
    Es kam noch mehr.
    Rötheli schob sich wieder näher an ihn heran, sagte vergnügt: »Ich habe den Fall schon aufgeklärt.« Er drehte seine linke Hand, inspizierte seine Fingernägel mit arrogant heruntergezogenen Mundwinkeln.
    Seine Trophäe neben ihm blickte leer, hörte offenbar nicht zu, was gesprochen wurde, war in eigene, trübe Gedanken versunken. Er mahlte mit dem Unterkiefer. Ab und an zuckte sein Kopf heftig, um speckige Haarsträhnen aus den Augen zu werfen. Vergeblich.
    Andi Baumer schwieg, konnte es nicht glauben.
    »Mein Freund hier hat gesungen.« Er stieß dem Rocker seinen Ellenbogen voll in die Brust.
    »Ah«, machte Baumer jetzt doch.
    »Er ist Teil einer Schieberbande. Er hat mir ein paar Namen gezwitschert.«
    »Bravo. Eine Schieberbande. Interessant.«
    Rötheli hatte die Skepsis in Baumers Stimme bemerkt. »Nun, den Mord wird er auch noch zugeben.«
    »Sicher. Drück ihn nur weiter. Der wird alles zugeben.«
    Der Chef der Zivilen leuchtete richtiggehend auf. Offenbar hatte er die Ironie in Baumers Stimme nicht bemerkt.
    Also legte der Kommissar nach. »Du, Rötheli? Was meinst du? Das Mädchen hat ihn vielleicht beim Schieben beobachtet. Darum wurde es umgebracht.«
    »Pah. Ich vermute eher, dass der Vater in der Schmugglerbande irgendwie mit drinhängt«, bemerkte der Angesprochene unbekümmert. »Vielleicht sollte er erpresst werden, und es ging schief.«
    »Ja, irgend so etwas habe ich auch schon vermutet.«
    Beat Rötheli ging der Ton von Baumer jetzt doch auf die Nerven. »Wenn du eine bessere Idee hast, warum mein Freund hier das Mädchen getötet hat, lass sie doch raus!«
    »Ich habe keine, und ich werde dir nicht helfen.«
    Rötheli setzte sich eine Sonnenbrille von Police auf, strich sich durchs Haar. »Schade, Baumer, ich dachte, wir wären ein gutes Team. Jetzt wo dein Lieblingsfreund bald per Arschtritt hinausgeworfen wird, sollten wir zwei unsere Kräfte zusammentun.« Er fuhr seinen Ellenbogen aus, wollte ihn in Richtung des Kommissars bewegen, getraute sich aber doch nicht. Immerhin sagte er: »Lass uns doch mal Kaffee trinken gehen.«
    Baumer konnte Röthelis Augen hinter den getönten Brillengläsern noch durchaus erkennen. Die Augen sagten ihm, dass der Chef der Zivilpolizisten an einer für beide produktiven Zusammenarbeit nicht interessiert war. Beat Rötheli hatte nur Interesse an seiner eigenen Karriere. Jede Beziehung, die ihm dabei nützte, würde er pflegen. Jede andere Beziehung, selbst wenn es eine enge

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