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In der Hitze der Stadt

In der Hitze der Stadt

Titel: In der Hitze der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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war’s.«
    Beide schwiegen.
    »Also, müssen Sie noch etwas wissen?«
    »Nein, das war’s.« Rolf Danner fügte noch ein Dankeschön an, aber Tanja hatte das Gespräch schon beendet.
    Danner klickte ebenfalls auf den roten Knopf am Handy, schaute auf. Nun war er wieder mit allen Sinnen vor dem ilcaffè. Er nahm einen zügigen Schluck von seinem Mineralwasser, verschluckte sich beinahe. Er fingerte die Zitronenscheibe heraus und biss hinein, saugte sie aus. Mit saurem Gesicht lehnte er sich erneut in seinen Stuhl, streckte wieder wie Baumer, Heinzmann und Regazzoni die Füße aus.
    Zusammen sahen die vier aus wie leicht übergewichtige Italiener, die wie Sardinen in den Liegestühlen am Strand von Bari liegen. Regazzoni machte unbewusst Schluckbewegungen. Baumer zupfte am verschwitzten Hemd. Heinzmann schaute den schönen Frauen nach.
    »Und?«, fragte Baumer endlich.
    »Der Vater war’s«, berichtete Rolf Danner, während er zur Parfümerie Hyazinth gegenüber blickte. Ihre Schaufenster, die einmal sogar Picasso dekoriert hatte, waren wie immer hübsch drapiert.
    »Beweise?«, fragte der Kommissar.
    »Keine Beweise, Baumi. Tanja hat das gesagt, und die muss es wissen.«
    »Wer ist Tanja?«, fragte Regazzoni.
    «Die Tochter einer Nachbarin von Clara Werthmüller, 16 Jahre alt. Sie hatte mit Mina guten Kontakt. Sie ist die, mit der ich grad gesprochen habe.«
    »Glauben Sie diesem Mädchen denn, Herr Danner?«, wollte Regazzoni wissen.
    »Ja, ich glaube ihr.«
    »Ich glaube ihr auch«, machte sich Heinzmann bemerkbar. »Das passt zu meinem Verdacht. Und diese Tanja ist offenbar nah dran an der Familie. Die könnte es wissen.« Er drehte seinen Kopf, der außergewöhnlich stark zu schwitzen begonnen hatte, kaum dass er seinen Deckel nicht mehr trug. »Was ist denn Ihre Meinung, Regazzoni? Wer ist der Mörder?«
    »Für mich ist klar. Der Vater war es.«
    »Wieso?«
    »Ganz einfach. Er hat seinem Bruder nicht einmal gesagt, dass seine Tochter tot ist. Der Mann ist in seinem ganzen Verhalten viel zu ruhig. Und er hat sich absichtlich auf seine Tochter gestürzt, um in Kontakt mit ihrem Blut zu kommen.«
    »Vermutung«, bemerkte Baumer trocken.
    »Ja, Herr Kommissar. Nur eine Vermutung. Vielleicht war er tatsächlich erschüttert, als er seine Tochter sah. Vielleicht hat der Bruder von Azoglu auch gelogen. Aber viel wichtiger ist Folgendes.« Regazzoni hob den Zeigefinger, machte große Augen. »Azoglu hat schon gewusst, dass sein Kind tot war, als er ins Spital kam.« Er öffnete die Hand. »Oh, natürlich. Er hätte es auf dem Weg zum Spital erfahren können, aber das ist doch sehr unwahrscheinlich. Außerdem hätte er irgendwelche aufgeschnappten Informationen über ein totes Kind nicht mit seiner Emine in Verbindung gebracht. Eine natürliche Abwehrreaktion.«
    Der aufmerksame Danner ruckte prompt auf. »He, hallo, Regazzoni. Nun widersprechen Sie aber Ihren eigenen Vermutungen von zuvor.«
    »Das ist das Vorrecht des Wissenschaftlers«, verteidigte sich der Doktor rasch. »Hypothesen sind dazu da, um widerlegt zu werden. Wenn Sie, wie ich, Karl Popper gelesen hätten, würden Sie wiss ...«
    »Ah, so einfach geht das also in der Wissenschaft«, höhnte der Journalist, dem Schweißperlen auf die Stirn schossen. »Und uns Journalisten wirft man immer vor, dass …«
    Baumer rief: »Stopp!«
    Der Mann mit der Fliegenaugensonnenbrille fiel in sich zusammen wie ein Hefekuchen, der voreilig aus dem Ofen genommen worden war. Auch Regazzoni erschlaffte wieder.
    Der Kommissar beendete den Streit, indem er alles zusammenfasste. »Wir haben an verschiedenen Orten recherchiert. Alle Befragten glauben, dass der Vater der Täter ist. Ihr vermutet doch auch, dass er es war?«
    »Sag ich doch schon lange«, nuschelte Heinzmann.
    Danner nickte.
    Regazzoni nickte – langsam.
    »Gibt es einen Hinweis auf einen anderen Täter?«, wollte Baumer zur Sicherheit wissen.
    »Ich habe über Tanja herauszufinden versucht, ob Mina einen verzweifelten Verehrer hatte, der sie aus Frust über die Abweisung hätte umbringen können. Einer mit einer krankhaften Eifersucht, die irgendwann in Hass umgeschlagen war. Gab es aber nicht. Nur die üblichen romantischen Geplänkel. Kein Hinweis auf einen Jungen, der durchgedreht wäre.« Nino erwähnte er nicht.
    »Was meinst du, Stefan?« Baumer hatte gesehen, dass Heinzmann seine Stirn gerunzelt hatte.
    »Vielleicht kein Junge in ihrem Alter, aber …« Heinzmann kratzte sich am Kopf.
    »Aber?«, wollte

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