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In der Hitze der Stadt

In der Hitze der Stadt

Titel: In der Hitze der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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Mexico.
    Auf einem Stuhl in der zweiten Reihe saß Kommissar Andreas Baumer. Bald wäre der ein Ex-Kommissar, wusste Schneider. Viel kaputter könnte dieses Häuflein Elend dann wohl auch nicht mehr aussehen. Hatte dieser Mann etwa geweint? Seine Augen waren glasig. Entfachte das bei Daniel Schneider Mitgefühl? Nein, im Gegenteil. Diese Anzeichen von Schwäche ließen ihn seine kalte Wut und seinen Wunsch nach Rache nur noch deutlicher spüren. Einen harten Hund – einen echten Gegner also – hätte er noch respektiert. Aber diesen in sich versunkenen Untergebenen, den würde er treten wie einen kranken Köter.
    Für den Moment unterdrückte der Chef der Kriminalpolizei aber noch seine Gelüste. »Wo ist Regazzoni?«, fragte er kalt.
    Weder Heinzmann noch Baumer antworteten.
    Schneider wartete, wiederholte seine Frage aber nicht. Schließlich sagte er: »Nun gut. Ist nicht so wichtig. Regazzoni unterliegt sowieso nicht meiner Dienstaufsicht.«
    Aber wir schon, dachte Heinzmann und sein Mundwinkel zuckte.
    Baumer dachte nichts.
    »Gut, gut.« Schneider schaute auf seine Uhr, eine in der Auflage streng limitierte Patek Philippe Grande Complication, ein Geschenk des Schwiegervaters. Sie hatte mehr gekostet als Heinzmanns Mercedes. »Wir warten nicht«, fuhr Schneider fort. »Ich habe sowieso keine Zeit zu verplempern. Bringen wir das hinter uns.« Er richtete sich auf. Geschmeidig öffnete er eine Hand in Richtung von Erin Azoglu, blickte aber an ihm vorbei, schaute ins Nichts. »Das hier ist Herr Azoglu. Sie kennen ihn ja bereits.«
    »Tut mir leid«, machte Heinzmann eine Aussage.
    »Was tut Ihnen leid?«, fragte Schneider, der schon gehofft hatte, dass Heinzmann nun alles zugeben, ihn um Entschuldigung bitten, um Mitleid betteln würde.
    »Ich kenne den Herrn nicht.«
    »So?« Schneider machte seine Augen groß wie die Jackenknöpfe eines Clowns. »Sie wollen also sagen, dass Sie Herrn Azoglu nicht kennen?« Die Rolle des Überraschten gelang ihm exzellent.
    »Genau«, brummte Heinzmann. »Ich haben diesen Herrn noch nicht kennengelernt.« Er hielt seine Arme verschränkt, drehte seinen Kopf zu seinem Freund. »Andi, kennst du ihn?«, hielt er sich peinlich an die Abmachung, alles abzustreiten.
    Baumer blickte hoch. Ließ seinen Kopf sogleich wieder fallen.
    »Ich nehme an, dass das ein Nein sein soll?«, interpretierte Schneider die Geste.
    Baumer reagierte nicht, blickte nur verloren auf den Boden.
    Heinzmann schmunzelte verstohlen.
    Schneider bemerkte die Schadenfreude von Heinzmann nicht. Er konzentrierte sich weiter auf Baumer. »Sie wollen also sagen, dass Sie diesen Herrn nicht kennen?«
    »Hm«, antwortete Baumer. Er schaute auf den Pappbecher in seiner Hand. Er wollte nicht trinken, aber instinktiv führte er ihn an seinen Mund, nahm einen Schluck Kaffee. Er schmeckte wie Spülwasser. Baumer ließ den Becher sinken, starrte ihn an. Er dachte nichts.
    »Das wird mir zu blöd, hier, meine Herren«, reckte sich Schneider. »Ich habe zu tun. Es gilt einen Mörder zu finden.«
    Meinte er das ernst, fragte sich Heinzmann. Er will einen Mörder finden. Dann soll er doch endlich Baumi und ihn selbst wieder auf die Straße schicken und Nachforschungen anstellen, die nächste Aktion starten lassen. Heinzmann löste sich von der Wand, wartete auf diese Nachricht von seinem Vorgesetzten.
    Der sagte etwas ganz anderes. »Sie haben versucht, Herrn Azoglu ein Verbrechen anzuhängen.«
    Heinzmann verdrehte die Augen, fiel an seine Wand zurück.
    Baumer starrte nur vor sich hin.
    Schneider fuhr fort. »Herr Azoglu hat mir alles detailliert beschrieben.« Er schaute nun hin zum Türken.
    Erin Azoglu nickte majestätisch.
    »Herr Azoglu hat sich einen bekannten Anwalt genommen. Der kann jetzt leider nicht hier sein, denn er ist bereits auf dem Weg, die Medien zu informieren.«
    Jetzt schaute Baumer endlich auf, blickte den triumphierenden Schneider an. Dann schaute er in Azoglus Gesicht. Was sah er da? Einen Mann? Einen Türken? Einen Mörder? Baumer sah nichts.
    Der Kommandant stemmte seine Hände in die Hüften. Er hatte Blut geleckt, spürte, wie ihn seine Macht erregte, diese Querschläger von Untergebenen fertigmachen zu können. Er blaffte: »Sie beide wollten Herrn Azoglu den Mord anhängen und haben dazu eine fingierte Gegenüberstellung organisiert.«
    »Was? Was haben wir?«, mimte Heinzmann den Überraschten. Es gelang ihm schlecht genug. Wie er seine Hände fallen ließ, den Mund öffnete, die Augenbrauen, ein

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