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In der Hitze der Stadt

In der Hitze der Stadt

Titel: In der Hitze der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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Schmierenkomödiant hätte es besser gekonnt.
    »Hören Sie auf damit«, zischte Schneider und stieß einen ausgestreckten Zeigefinger in Richtung des bemitleidenswerten Schauspielers.
    Stefan Heinzmann erstarrte in seiner Haltung. Er überlegte kurz. Dann machte er weiter. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.« Er breitete seine Arme aus, legte den Kopf schräg und zeigte Schneider seine geöffneten Hände.
    Der verzog angewidert den Mund, drehte sich zu Baumer. Er trat nahe zu ihm hin.
    Baumer merkte kaum etwas davon. Sowieso wäre es ihm egal gewesen. Er saß da, dachte an seine Zukunft. Er dachte an Maja. Er hatte weder das eine noch das andere.
    Schneider sah den in sich versunkenen Baumer, lächelte süffisant. »So, Sie wollen also leugnen?« Als Baumer nicht reagierte, fuhr er ihn an. »Wollen Sie leugnen, diesen Mann zu kennen?«
    Baumer sagte, ohne aufzublicken: »Ich habe ihn ganz kurz getroffen, als er seine Tochter identifiziert hat. Mehr weiß ich nicht.«
    Schneider wartete noch einen Moment, aber Baumer schwieg.
    »Nun gut. Leugnen ist Ihr gutes Recht, durchaus.« Er hielt inne. Dann inspizierte er mit heruntergezogenen Mundwinkeln seine Fingernägel der linken Hand. »Dumm für Sie ist einfach, dass ich einen Beteiligten an ihrer Aktion geschnappt habe.«
    Heinzmanns Haltung fiel in sich zusammen. Nun war sein Erstaunen echt. Baumer sagte nichts, hatte die Worte seines Chefs kaum wahrgenommen.
    Schneider stand immer noch beim Kommissar. »Na? Schmeckt der Kaffee nicht?«
    Andi Baumer blickte auf den Pappbecher. Was wollte sein Chef nur von ihm? Er konnte sich auf gar nichts konzentrieren.
    »Na, dann holen wir doch mal diesen Mitwisser«, triumphierte der junge Polizeichef.
    Heinzmann versuchte, eine neutrale Haltung anzunehmen, als sein Vorgesetzter ihn mit einem Blick streifte, doch sein Gesicht war angespannt, verzerrt, als läse er die Kritik über seine schauspielerische Leistung im Käseblatt der Stadt. Es gab nur einen Stern von fünf.
    Daniel Schneider trat zur Tür, öffnete diese, rief hinaus. »Bitte, kommen Sie herein.« Er trat zur Seite und gab den Weg frei.
    Heinzmann blieb in seiner Haltung, aber konnte seine Neugier doch nicht verbergen. Er verdrehte die Augen zum Türdurchgang. Auch Baumer schien endlich wach geworden. Er hob seinen Blick. Wenn es nur nicht Anna ist, dachte er. Dann sah er den Zeugen und wusste, dass alles Leugnen vergebens war.
    Dieser Zeuge würde ihnen das Genick brechen.

    *
    In der Tür stand ein Mann, der einst aus Anatolien in die Schweiz gekommen war. Er war arbeitsam, war rechtschaffen. Früher hatte er einmal eine Imbissbude nahe der französischen Grenze besessen. Dort hatte er Tag und Nacht mit seiner Frau die Friteuse bedient und die Arbeiter bei der Novartis auf die Schnelle verköstigt. Auch Heinzmann war ein treuer Gast auf seinen Nachtschichten gewesen. Dann nahm das Pharmaunternehmen das ganze dortige Gelände in Besitz, und der Türke verlor seine Bude. Im Campus wurden neue Restaurants gebaut. Man aß dort jetzt thailändisch, spanisch, indisch. Bratwurst mit Pommes und Mayo wollte dort keiner mehr.
    Heute war dieser Mann froh, wenn er ein bisschen Geld verdienen konnte, indem er einem Freund zur Hand gehen, einen Kleintransport übernehmen konnte. Doch er wurde bereits von neuen Immigranten und den zahlreichen Scheinselbständigen verdrängt, die aus Osteuropa in großer Zahl in die Schweiz strömten. Die Schwarzarbeiter waren dabei noch nicht einmal mitgezählt. Das Leben war hart heute. Für hoch gebildete Schweizer ebenso wie für arbeitsame Türken.
    Daniel Schneider wandte sich an den Mann, der sich nicht traute, in den Raum zu treten. »So kommen Sie doch herein, Herr Kahraman.«
    »Hallo Ali«, sagte Heinzmann erfreut. Endlich kannte er den Familiennamen seines guten Kollegen.
    Baumer schwieg.
    »Bitte setzen Sie sich«, forderte Schneider den Zeugen auf.
    »Ich stehe. Bin gewohnt«, antwortete der Schnauzbärtige.
    »Bitte, wie Sie wünschen, es wird ja nicht lange dauern.« Der junge Kommandant nahm eine förmliche Haltung an. »Herr Kahraman«, sprach er ihn mit leicht erhobener Stimme an. »Wir wissen, dass Sie am heutigen Nachmittag an einer, nennen wir es Veranstaltung teilgenommen haben, die von diesen beiden Herren dort organisiert worden ist.«
    Azoglu schaute Heinzmann an, Baumer und wieder den Polizeichef.
    »Sie wurden von Herrn Azoglu dabei erkannt.«
    Stefan Heinzmann schnaufte heftig aus. Sein Puls ging hoch. Er lag

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