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In der Hitze der Stadt

In der Hitze der Stadt

Titel: In der Hitze der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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dennoch bei nur etwa 72 Schlägen pro Minute. Heinzmann war gegen Ärger geeicht.
    Baumer sinnierte weiter. Er spürte keinen Puls.
    Ali stand da, als verstünde er nicht.
    »Basel ist klein«, erklärte Schneider dem Türken. »Da kann es schon mal passieren, dass der eine vom anderen weiß.« Der junge Kommandant der Kriminalpolizei legte den Kopf wie zur Entschuldigung zur Seite.
    Azoglu saß derweil unbewegt da, sagte nichts. Er brauchte auch nichts dazuzutun. Dieser Ungläubige, der hier in diesem Raum das Sagen hatte, würde alles richten. Dann wäre er frei von jeder Schuld.
    Schneider legte einen Gang zu. »Wir haben Sie also rasch gefunden«, nickte er Ali Kahraman zu. »Wurden Sie gut behandelt bisher?«

    Bisher.

    Baumer rutschte plötzlich von einer Seite auf die andere, schien unruhig zu werden. Er packte seinen Pappbecher, nahm gierig zwei mächtige Schlucke.
    Daniel Schneider hatte es gesehen, freute sich, dass sein Kommissar endlich auch präsent war. Er richtete sich wieder an den anatolischen Kleingewerbler. »Sie waren also Nummer 5 in der Reihe.«
    »Ich nicht verstehen«, versuchte Ali, die Show durchzuziehen.
    »Sie waren Nummer 5, haben mitgemacht bei der fingierten Gegenüberstellung. Wissen Sie, was das für Sie bedeutet?«
    »Nicht verstehen«, Ali hob seine Schultern und zeigte Schneider seine offenen Hände.
    »Herr Kahraman«, versuchte Schneider es mit Geduld. »Sie haben an etwas Illegalem teilgenommen. Das könnte schwerwiegende Konsequenzen für Sie haben.«
    Könnte? Heinzmann verstand sofort die Absicht Schneiders. Er belastete Ali, machte Druck, aber gab ihm noch eine Chance, falls er kooperieren würde.
    Der Türke mit dem Schnauz ließ sich jedoch nicht einlullen. Er schüttelte hartnäckig den Kopf, versuchte, die Hände zu verschränken, aber sie entglitten ihm, fielen zur Seite und pendelten vor und zurück.
    Jetzt wurde der Chef der Kriminalpolizei doch ein wenig ungeduldig. »Kahraman, leugnen Sie nicht. Das macht es für Sie nur schlimmer. Zeigen Sie sich lieber kooperativ. Dann will ich gerne annehmen, dass Sie nicht gewusst haben, was Sie da tun.« Er wartete einen Moment. Dann lächelte er sein Gegenüber barmherzig an. »Wir sind ja keine Unmenschen.«
    Ali schossen Schweißperlen auf die Stirne. Er biss auf seine Unterlippe, blickte zugleich entschlossen. Seine Hände verkrampften sich.
    Der Offizier in Schneider merkte, dass er diesen Trotzkerl brutaler anfassen musste. Also feuerte er seinen Giftpfeil ab. Er traf Ali mitten ins Herz. »Sie wollen doch Schweizer werden, nicht?«
    Alis Schnauzenden stürzten nach unten. Ja, er wollte den roten Pass mit dem weißen Kreuz. Er hatte ihn sich auch redlich verdient. 20 Jahre krampfen, krampfen und nochmals krampfen. Kahraman hatte sich zu allen immer anständig benommen, war mehr Schweizer als manch echter Helvetier. Und nun hatte er den Antrag gestellt. Der lag jetzt hier ein paar Büros weiter im Passzentrum des Spiegelhofs und musste bald behandelt sein. Deshalb war er auch nicht zur Sozialfürsorge gegangen, als er seine Imbissbude verloren hatte. Bevor er Sozialgelder beantragte – auf Arbeitslosengeld hatte er als Selbständiger keinen Anspruch – musste Ali Schweizer sein. Als Fürsorgebezüger wäre er sonst niemals eingebürgert worden. Heinzmann hatte ihm noch geholfen, die Formalitäten für den Erwerb des Basler Bürgerrechtes zu erledigen. Ali beherrschte die deutsche Sprache doch nicht so perfekt, um alle Fragen zu verstehen und vor allem schriftlich zu beantworten. Daher war der Türke seinem alten Kumpel einen Gefallen schuldig gewesen. Ein Gefallen, der jetzt drohte, ihm das Genick zu brechen.
    Der machtbewusste Schneider hatte kein Erbarmen mit dem arbeitsamen Migranten. Er drehte und wendete seinen Pfeil, der tief in Ali steckte. »Ich bin nicht sicher, ob wir Sie so einbürgern können. Und Ihre Frau? Die hätte dann wohl auch keine Chance.« Er stemmte seine Hände in die Hüften, stand breitbeinig da, schaute verächtlich.
    Bei Ali wirkte die Geste. Er zitterte. Zugleich begann er, nun am ganzen Körper heftig zu schwitzen, aber immer noch wollte er die Geschichte durchziehen – musste sie durchziehen. Er sagte: »Was wolle von mir? Ich nichts wisse.«
    Der mächtige Daniel Schneider trat nah an den Türken, schob ihm angewidert seine Nase ins Gesicht, hob bereits den Arm, um den dummen und renitenten Bauern mit seinem Zeigefinger anzuspitzen.
    Eine große Hand riss ihn am Oberarm zurück. »Lass

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