In der Hitze der Stadt
ihn«, knirschte Heinzmann.
Schneider blickte auf die Hand des Wachtmeisters. Er bleckte: »Was erlauben Sie …«
Heinzmann schloss seine Pranke fester. »Lass meinen Freund in Ruhe!«
»Geben Sie es zu!«, geiferte der kleine Schneider den um einiges größeren Heinzmann an.
»Ja! Wir waren es«, bleckte Heinzmann. »Und jetzt lass meinen Freund in Ruhe!.«
»Aber ja …«, murmelte Baumer. »Hm, hm«. Er nahm gelassen einen zünftigen Schluck Kaffee.
Schneider und Heinzmann waren erstaunt über Baumers Reaktion. Sie blieben in ihrer Haltung fixiert, blickten zum Kommissar hin. Seine Ruhe wirkte unwirklich.
Baumer schob sein Gewicht wieder von der einen auf die andere Seite. Er erinnerte an einen in sich gekehrten, der Welt abgewandten grauhaarigen Gorilla im Zolli von Basel, den nichts mehr aus dem Stadium des Vegetierens holt. Jenseits der dicken Scheiben machten die Zollibesucher lustige Faxen.
Schneider und Heinzmann blickten sich verwundert an. Der Wachtmeister merkte, dass er seinen Chef immer noch im Griff hielt. Er ließ ihn los. Er wollte sich nicht weiter schmutzig machen.
Baumer bewegte sich nicht, murmelte nur: »Das erklärt vieles.« Dann schlug er sich mit der Faust ein paar Mal leicht an die Stirn, wie um einer festgeklemmten Münze zum Fallen zu helfen. »Ja. Das könnte sein.«
»Was könnte sein?«, fragten Heinzmann und Schneider im Akkord.
Der Kommissar antwortete nichts, nahm nur gierig einen Schluck aus dem Pappbecher. Dann sank er wieder in sich zusammen. »Nein, nützt alles nicht.«
Denkt er wieder an Maja, fragte sich Stefan Heinzmann. Ausgerechnet jetzt?
Baumer murmelte: »Doch, doch, vielleicht!«
Heinzmann sagte: »Ein Hitzschlag!«
Auch Schneider war baff. Er vergaß den Streit mit Heinzmann. Energisch trat er zu seinem Kommissar hin. »Wollen Sie noch etwas sagen, bevor ich Sie aus meinem Kader schmeiße?«
Baumer blickte jetzt auf.
»Na?« Schneider hatte sich breitbeinig aufgestellt, die Hände in die Hüften gestemmt. Er schob das Kinn nach vorne.
Andi Baumer schaute seinen Chef fragend an.
»Letzte Chance!«, dehnte Schneider seine Worte.
Der Kommissar hatte gehört, was sein Chef gesagt hatte. Er blickte auf den Kaffeebecher in seinen Händen, als sähe er ihn zum ersten Mal. Angewidert schob er ihn auf die Seite.
Nun streckte er sich, erhob sich. Er sagte: »Ich weiß, wer der Mörder ist.«
*
Regazzoni hatte den entsetzten Blick seiner Freundin nicht ertragen können. Rasch hatte er ihr geholfen, die verstreuten Perlen zu finden, dann war er aus seinem Büro verschwunden, ein paar Worte der Entschuldigung stammelnd.
Die erschreckte Blohmstein hatte ihrem Geliebten hinterher gewollt, aber der hatte nur mit den Armen gewedelt, war weg.
In seinem Labor angekommen, beruhigte sich Regazzoni wieder. Hier war er geschützt, sicher vor aller Unbill draußen. Die Maschinen waren Freunde, die ihm noch nie Vorwürfe gemacht oder ihn zur Rede gestellt hatten. Sie würden ihn auch heute nicht im Stich lassen.
Sein geliebter PCR-Automat blinkte ihn aufreizend mit einer grünen Leuchtdiode an. Das Programm war also durchgelaufen, die Resultate der ersten DNA-Untersuchungen waren da. Rasch setzte sich »der Professor« an den Computer, auf dem die Rohdaten der Messungen gespeichert wurden. Er startete die Software, die alle bisher zusammengetragenen Informationen aus den untersuchten Spuren vergleichen konnte.
Die Routine in dieser Arbeit beruhigte ihn nun ganz. Wer weiß, dachte er, vielleicht ergibt sich sogar schon ein Hinweis auf den Mörder.
Wie er das dachte, wurde eine erste Vergleichsmessung ausgegeben.
Nichts.
Keine Übereinstimmung.
Regazzoni legte seinen Kittel ab. Also weiter, die nächsten Paare gegeneinander getestet.
Einmal schien eine Messung zweier Proben anzudeuten, dass sie die gleiche Herkunft hatten. Aber nein, zu gering die Überlappung.
Weiter im Text.
Regazzoni beugte sich nach vorn. Er schien doch etwas gesehen zu haben. Es gab da ein bestimmtes Merkmal, welches seine Aufmerksamkeit erregte. Hm, dachte er, mal sehen, ob …
Der Wissenschaftler rief ein Unterprogramm seiner Analysesoftware auf, tippte zügig eine Folge von Befehlen ein. Er drückte auf Enter.
Als das Resultat kam, erstarrte er. Konnte das sein? Niemals hätte er das erwartet. Er musste nochmals hinblicken.
Dann nochmals.
Regazzoni sprang auf, den Stuhl umstoßend. Ja doch, ja. Das überraschende Resultat war eindeutig.
»Wo ist meine Jacke, wo ist meine
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