In der Hitze der Wüstensonne - Out of Sight
sehr, wie unbedingt er sie das hier nicht tun lassen wollte. Er schüttelte es ab. Es war ihr Job. Aber, bei Gott, er hätte es vorgezogen, sie hätte aus einer Distanz von hundert Metern operiert. Sie war zu dicht dran. Es war zu gefährlich. Verdammt zu … persönlich.
»Wer bist du?«, lachte AJ. »Meine beste Freundin?«
»Glaub mir, Cooper«, sagte Kane ernst und sah ihr zu, wie sie die schlanken Knöchel hin und herschwang. Er hob den Blick zu ihrem Gesicht. »Ich bin weder ein Mädchen noch dein Freund.«
Ihr Lächeln schwand. Mein Gott, ihr Gesicht war so ausdrucksstark. Er sah sie den mentalen Rückzug antreten, bevor ihm noch klar wurde, wie sich das für sie angehört haben musste. So versucht er auch war, er stellte es nicht richtig. Sollte sie denken, was immer sie denken wollte.
»Natürlich nicht. Entschuldigung.« Sie schwang die Beine von der Lehne und stand auf. »Ich hab nur einen Witz gemacht. Schätze, das ist ein Vollzeit-Einsatz. Du willst mich nicht als Partner und nicht als Freund. Du willst mich nicht einmal als Gelieb …« Sie schüttelte den Kopf. »Denk dir nichts. Ich kann das verstehen, okay?«
»AJ -«
Sie hob die schlanke Hand, um ihn abzuhalten, von was immer er sagen wollte. »Ich kann es. Ich kann es einfach, okay? Du musst es mir nicht mit dem Vorschlaghammer beibringen. Die Nachricht ist angekommen, hundert Prozent.«
»Ich … lasse mich nicht mit Teammitgliedern ein. Erst recht nicht mitten in einer Operation«, teilte er ihr barsch mit. In Wahrheit ließ er sich mit überhaupt niemandem ein.
Schon lange nicht mehr. Was vermutlich erklärte, weshalb er fast schon einen Knoten im Schwanz hatte. Er verbrachte mit niemandem Zeit. Mit seinem Team nicht, ja nicht einmal mit seiner Familie. Er driftete emotional von all den Menschen ab, die er einst geliebt hatte. Warum hatte er das nicht früher erkannt? Er war eine Insel inmitten einer windstillen See. Um ihn herum nichts. Am Horizont nichts zu sehen. Allein. Verflucht allein.
Keine Höhen. Keine Tiefen.
Er mochte die Aussicht.
Verflucht schöne Aussicht.
Dieses Mal würden sie am nächsten Tag nach Hause fahren. Er würde darum ersuchen, nicht mehr mit ihr arbeiten zu müssen. Angina Cooper war ein zu heißes Eisen. Trotz des Kusses hatte sich zwischen ihnen nichts geändert. Nichts.
Und alles. Zumindest für ihn. Er hinterfragte Seiten an sich, die er schon vor Jahren für tabu erklärt hatte. »Zieh das kurze schwarze Seidenkleid an«, sagte er zu ihr und wollte plötzlich nicht mehr über den heutigen Abend hinausdenken.
Sie sagte kein Wort, sondern salutierte nur spöttisch und ging in ihr Zimmer. Die Tür knallte nicht ins Schloss. Aber ihm war, als tue sie es.
Sie duschte und zog sich an. Dann kehrte sie ins Wohnzimmer zurück, wo Kane auf sie wartete. Er sah sie wortlos an, inspizierte sie von Kopf bis Fuß. AJ fühlte sich bloßgestellt und verwundbar. Obwohl es keinen Grund dazu gab.
»Kann ich so gehen?«, fragte sie und verfluchte sich selbst, weil sie so verunsichert war, nach seiner Meinung zu fragen.
»Musst du das noch fragen?« Er legte den Kopf schief. »Hast du nicht in den Spiegel geschaut? Die Männer im Restaurant
werden einen Notarzt brauchen, weil sie ihre Zungen verschlucken, sobald du reinkommst.«
Seine dunklen Augen sagten ihr, dass er das nicht gut fand.
»Ja, aber es gibt heute Abend nur einen Mann, der mich ansehen soll. Und er wird ein weit größeres Problem bekommen als eine verschluckte Zunge.« Ihr Temperament drohte durchzugehen, befeuert von etwas, dem sie lieber keinen Namen gab. »Wenn du mit der Inspektion fertig bist, kann ich ja gehen.« Sie zögerte, weil er keine Antwort gab. »Es sei denn, du willst noch meine Zähne sehen.«
Er wollte ihre Zähne nicht sehen, was gut war, denn AJ hätte ihn sonst gebissen. Falls er ihr das ansah, wirkte er reichlich unbesorgt, als er sie erneut vom Scheitel bis zur Sohle musterte.
Das kleine Schwarze war wie gemacht für eine Verführungsszene. Das Kleid, wenn man es überhaupt noch so nennen konnte, war eng anliegend, tief ausgeschnitten und kurz. Sehr kurz. Nur einen Atemzug vom öffentlichen Ärgernis entfernt. AJ schob eine Haarsträhne über die Schulter zurück - verfluchte Plage, diese Haare - und versuchte, den Ausschnitt nicht nach oben und den Saum nicht nach unten zu ziehen, während sie hier noch unter Beobachtung stand.
Was konnte diesen Mann erschüttern? Nichts? Er war so gelassen, man wollte seine Lebenszeichen
Weitere Kostenlose Bücher