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In der Nacht (German Edition)

In der Nacht (German Edition)

Titel: In der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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Kiste verstaut ist.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Joe. »Fahren Sie einfach direkt an die Rampe.« Während er den Schlagbaum öffnete, wechselte er einen kurzen Blick mit Dion. Der wiederum richtete kurz das Wort an Lefty Downer, den Cleversten der vier Burschen, die er mit ins Boot geholt hatte, und ging zum Eingang des Munitionsdepots.
    Joe, Lefty und die drei anderen Pescatore-Männer, alle in Korporalsuniformen, folgten dem Lastwagen zur Laderampe. Lefty war ausgewählt worden, weil er Köpfchen hatte und nie die Ruhe verlor. Die anderen drei – Cormarto, Fasani und Parone – waren dabei, weil sie akzentfrei Englisch sprachen. Im Großen und Ganzen sahen sie aus wie typische Wochenendsoldaten, auch wenn Joe zugeben musste, dass Parones Haare selbst für einen Nationalgardisten zu lang waren.
    Der Schlafmangel machte sich immer heftiger bemerkbar; die Müdigkeit steckte ihm derart in den Knochen, dass ihm selbst das Denken schwerfiel.
    Als der Laster an die Rampe zurücksetzte, sah er, dass Craddick ihn beobachtete, und er fragte sich, ob er bloß von Natur aus misstrauisch war oder es dafür einen triftigen Grund gab. Und im selben Augenblick ging Joe siedend heiß auf, welchen Fehler er begangen hatte.
    Er war nicht auf seinem Posten geblieben.
    Er hatte das Tor unbewacht gelassen. Was kein Soldat jemals getan hätte, nicht mal ein Nationalgardist mit Restalkohol im Blut.
    Er warf einen Blick zurück zum Wachhäuschen, erwartete, dass jeden Moment der Alarm losgehen, ihn jäh und unerwartet ein Schuss aus Craddicks 45er in den Rücken treffen würde, doch dann traute er seinen Augen nicht. In strammer Habachtstellung stand Esteban Suarez in Korporalsuniform neben dem Schlagbaum, Soldat vom Scheitel bis zur Sohle, und niemand hätte das auch nur einen Sekundenbruchteil bezweifelt.
    Esteban, dachte Joe, wir kennen uns zwar kaum, aber jetzt könnte ich dich glatt küssen.
    Als Joe sich wieder dem Laster zuwandte, stellte er fest, dass Craddick ihn nicht mehr auf dem Kieker hatte, sondern mit dem Gefreiten sprach, der die Handbremse anzog und den Motor abstellte.
    Craddick sprang aus der Fahrerkabine und bellte ein paar Befehle. Als Joe den Laster erreichte, war die Heckklappe geöffnet, und die Matrosen standen auf der Rampe.
    Craddick reichte Joe ein Klemmbrett. »Erste und dritte Seite abzeichnen, auf der zweiten Seite unterschreiben. Wir überlassen die Waffen Ihrer Obhut für mindestens drei, aber nicht mehr als sechsunddreißig Stunden.«
    Joe unterzeichnete mit »Albert White, SSG USANG «, paraphierte die anderen zwei Seiten und gab Craddick das Klemmbrett zurück.
    Craddick fasste Lefty, Comarto, Fasani und Parone ins Auge, ehe er den Blick wieder auf Joe richtete. »Fünf Mann? Mehr haben Sie nicht?«
    Joe deutete auf die zwölf Matrosen auf der Rampe. »Uns wurde gesagt, Sie bringen genug Leute mit.«
    »Immer das Gleiche«, sagte Craddick. »Kaum geht’s ans Eingemachte, legen alle die Füße hoch.«
    Joe sah gen Himmel und blinzelte. »Haben Sie sich deshalb verspätet? Weil das Verladen so lange gedauert hat?«
    »Pardon?«
    Joe musterte ihn herausfordernd, nicht nur, weil er gereizt war, sondern auch, weil er sich sonst verdächtig gemacht hätte. »Sie sollten doch bereits vor einer halben Stunde eintreffen.«
    »Vor einer Viertelstunde«, gab Craddick zurück. »Es gab eine kleine Verzögerung.«
    »Warum?«
    »Ich wüsste nicht, was Sie das angeht, Korporal«, sagte Craddick. »Aber Sie werden es nicht glauben. Wir sind von einer Frau aufgehalten worden.«
    Joe sah zu Lefty und den anderen Männern und lachte. »Immer dasselbe mit den Weibern.«
    Lefty gackerte, und die anderen fielen mit ein.
    »Wohl wahr.« Craddick hob eine Hand und grinste zustimmend. »Aber die Kleine war eine echte Schönheit. Stimmt’s nicht, Gefreiter Pluff?«
    »Ja, Sir. Eine scharfe Braut, wie sie im Buche steht.«
    »Ein bisschen zu dunkel für meinen Geschmack«, sagte Craddick. »Jedenfalls tauchte sie plötzlich vor uns auf der Straße auf, ziemlich übel zugerichtet von ihrem Latino-Macker. Wahrscheinlich hat sie noch Glück gehabt, dass er sie nicht aufgeschlitzt hat. Das sind doch alles Messerstecher.«
    »Haben Sie das Mädchen dort zurückgelassen?«
    »Einer unserer Jungs ist bei ihr. Wir nehmen ihn auf dem Rückweg wieder mit, vorausgesetzt, dass Sie uns irgendwann mal an die Arbeit lassen.«
    »Bitte sehr«, sagte Joe.
    Craddick mochte sich ein wenig entspannt haben, doch blieb er nach wie vor in

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