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In der Nacht (German Edition)

In der Nacht (German Edition)

Titel: In der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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wissen lassen, dass ich mich verändert habe. Ich bin ruhiger geworden. Wir verlassen jetzt die Bude durch die Hintertür, und deine Kleine bleibt hier. Ihr wird kein Haar gekrümmt – obwohl das bei der Mähne bestimmt kein Problem wäre.« Albert stand auf, zog den Bauch ein und knöpfte seine Anzugjacke zu. Dann richtete er seine Hutkrempe. »Wenn du Theater machst, nehmen wir sie ebenfalls mit und legen euch beide um.«
    »Ach ja?«
    »Verlass dich drauf.«
    Joe zog ein Blatt Papier aus seiner Jackentasche, legte es auf den Tisch und strich es glatt. Er sah kurz zu Albert auf und las dann die dort aufgelisteten Namen vor. »Pete McCafferty, Dave Kerrigan, Gerard Mueler, Dick Kipper, Fergus Dempsey, Archibald…«
    Albert riss ihm die Liste aus den Fingern und las selbst weiter.
    »Und keiner von ihnen meldet sich, stimmt’s, Albert? Deine besten Männer, und keiner von ihnen geht an die Tür oder ans Telefon. Du versuchst dir einzureden, das wäre alles nur Zufall, aber du weißt genau, was Sache ist. Wir haben sie uns vorgeknöpft, jeden Einzelnen von ihnen. Und so ungern ich es sage, Albert: Mit ihnen brauchst du nicht mehr zu rechnen.«
    Albert lachte trocken, doch sein normalerweise leicht rötliches Gesicht war weiß wie Elfenbein. Er sah Bones und Loomis an und lachte weiter. Bones stimmte mit ein, aber Loomis blickte drein, als sei ihm plötzlich schlecht geworden.
    »Und da wir gerade über deine Handlanger reden«, sagte Joe. »Woher wusstest du, wo du mich finden kannst?«
    Alberts Teint nahm wieder ein wenig Farbe an, als er zu Graciela hinübersah. »Immer der Muschi nach – ich weiß schließlich, wie du tickst, Joe.«
    Graciela presste die Lippen aufeinander.
    »Gut gegeben«, sagte Joe. »Aber du hättest mich nur bis hierher verfolgen können, wenn du gewusst hättest, wo ich gestern Abend war – und das kannst du unmöglich gewusst haben.«
    »Wo du recht hast, hast du recht.« Albert hob die Hände. »Dann habe ich wohl andere Methoden.«
    »Wie zum Beispiel einen Spitzel unter meinen Leuten?«
    Ein Lächeln blitzte in Alberts Augen auf, war aber einen Lidschlag später schon wieder verschwunden.
    »Derselbe Bursche, der dir geraten hat, mich hier drin statt auf der Straße abzupassen?«
    Alberts Pupillen waren so flach wie Ein-Cent-Stücke.
    »Hat er dir gesagt, ich würde keinen Aufstand machen, wenn das Mädchen dabei ist? Dass ich dir sogar die Kohle überlassen würde, die ich drüben in Hyde Park gebunkert habe?«
    »Mach ihn alle, Boss«, sagte Brendan Loomis. »Leg ihn um.«
    »Das hättet ihr gleich beim Hereinkommen erledigen sollen«, sagte Joe.
    »Wer sagt, dass ich’s nicht jetzt tue?«
    »Ich«, ertönte die Stimme Dions, der hinter Loomis und Bones eintrat, zwei langläufige 38er in Händen. Im selben Moment kam Sal Urso durch die Eingangstür, gefolgt von Lefty Downer; beide trugen Trenchcoats, obwohl kein Wölkchen am Himmel zu sehen war.
    Die Caféinhaberin und das Paar am Tresen schienen Todesängste auszustehen. Der alte Mann klopfte sich auf die Brust. Die Caféinhaberin griff zu ihrem Rosenkranz und bewegte verzweifelt die Lippen.
    Joe warf Graciela einen Blick zu. »Sag ihnen, dass sie nichts zu befürchten haben.«
    Sie nickte und erhob sich.
    Albert sah Dion an. »Du warst ja schon immer ganz groß darin, andere zu verpfeifen – stimmt’s, du fettes Schwein?«
    »Einmal ist keinmal, du Lackaffe«, gab Dion zurück. »Statt mir postwendend auf den Leim zu gehen, hättest du dich lieber daran erinnern sollen, wie ich’s letztes Jahr deinem Botenjungen besorgt habe – Brucie Blum, schon vergessen?«
    »Wie viele von uns sind noch draußen?«, fragte Joe.
    »Wir sind mit vier Wagen gekommen«, sagte Dion.
    Joe stand auf. »Albert, ich habe nicht vor, hier ein Blutbad anzurichten. Aber gib mir nur den geringsten Grund, und ihr seid allesamt Geschichte, verstanden?«
    Obwohl auf völlig verlorenem Posten, lächelte Albert, aalglatt wie immer. »Nicht mal den Hauch eines Grundes. Na, ist das ein Angebot?«
    Joe spuckte ihm mitten ins Gesicht.
    Urplötzlich waren Alberts Pupillen nicht mehr größer als Pfefferkörner.
    Einen schier endlosen Augenblick lang schienen alle den Atem anzuhalten.
    »Ich hole nur mein Taschentuch heraus«, sagte Albert dann.
    »Sobald du in die Tasche greifst, fängst du dir eine Kugel«, sagte Joe. »Benutz gefälligst deinen Ärmel.«
    Noch während er sich das Gesicht abwischte, kehrte Alberts Lächeln wieder zurück, auch wenn in seinem

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