In der Nacht (German Edition)
wenig spreche ich in Rätseln. Fragen Sie Gary L. Smith, wenn Sie mir nicht glauben. Ich will mit Ihnen direkt verhandeln und nicht über irgendwelche Mittelsmänner. Ich kaufe alles an Zucker und Melasse, was Sie zu bieten haben, und ich würde vorschlagen, dass wir gemeinsam in eine neue Destillerie investieren, statt weiter minderwertigen Sprit in diesem Rattenloch unter der Seventh Avenue zu produzieren. Und was Lou Ormino angeht: Die Stadträte, Cops und Richter, die er in der Tasche hatte, tanzen jetzt nach meiner Pfeife, Männer, die einen Kubaner nicht mal mit dem Arsch angucken würden, egal, aus welch hochwohlgeborenen Verhältnissen er auch stammen mag. Und durch mich können Sie Einfluss auf diese Männer nehmen.«
»Mr. Coughlin, Señor Ormino ist nur an diese Polizisten und Richter herangekommen, weil Señor Smith sein verlängerter Arm war. Diese Leute würden sich mit einem Italiener ebenso wenig abgeben wie mit einem Kubaner. Für die sind wir allesamt Latinos, dunkelhäutiges Gesindel, gerade gut genug, um für sie zu ackern, aber sonst zu nichts nütze.«
»Gut, dass ich Ire bin«, sagte Joe. »Der Name Arturo Torres sagt Ihnen bestimmt etwas.«
Kaum merklich hob Esteban die Augenbrauen.
»Er sollte heute Nachmittag abgeschoben werden«, fuhr Joe fort.
»Das habe ich auch gehört«, sagte Esteban.
Joe nickte. »Arturo ist vor einer halben Stunde aus der Haft entlassen worden – ein kleines Zeichens unseres guten Willens. Wahrscheinlich ist er mittlerweile hier eingetrudelt.«
Einen Moment lang schien Ivelias Gesicht vor Erstaunen noch länger zu werden; ihre Miene wurde merklich freundlicher. Sie blickte zu Esteban. Als er nickte, trat sie an den Schreibtisch und griff zum Telefon. Die Männer genehmigten sich derweil noch einen Schluck Rum.
Ivelia legte auf und setzte sich wieder zu ihnen. »Er ist unten an der Bar.«
Esteban lehnte sich zurück und breitete die Hände aus, den Blick auf Joe gerichtet. »Sie wollen also, dass ich unsere Melasse exklusiv an Sie verkaufe.«
»Nicht exklusiv«, sagte Joe. »Aber weder an die White-Organisation noch an deren Geschäftspartner. Kleinere, unabhängige Unternehmer können ihre Melasse gern weiterhin über Sie beziehen. Über kurz oder lang werden wir sie so oder so mit ins Boot holen.«
»Und dafür erweisen mir Ihre Cops und Politiker den einen oder anderen Gefallen.«
Joe nickte. »Meine Richter nicht zu vergessen. Und nicht nur die, die wir bereits im Sack haben – es kommen noch einige dazu.«
»Für Arturos Abschiebung war ein Bundesrichter zuständig.«
»Ein Bundesrichter, der drei Kinder mit einer Negerin aus Ocala hat. Was seine Frau und Herbert Hoover wohl einigermaßen überraschen würde.«
Esteban wechselte einen langen Blick mit seiner Schwester, ehe er sich wieder Joe zuwandte. »Albert White ist ein guter Kunde. Schon seit längerer Zeit.«
»Seit zwei Jahren«, sagte Joe. »Seit jemand Clive Green in einem Bordell in der East Twenty-Fourth die Kehle durchgeschnitten hat.«
Esteban zog die Augenbrauen hoch.
»Ich war seit März ’27 im Gefängnis, Señor Suarez. Ich hatte genug Zeit, meine Hausaufgaben zu machen. Kann Albert White Ihnen dasselbe bieten wie ich?«
»Nein«, räumte Esteban ein. »Aber ich kann mir keinen Krieg mit ihm leisten, beim besten Willen nicht. Schade, dass wir uns nicht vor zwei Jahren kennengelernt haben.«
»Nun, Sie lernen mich jetzt kennen«, erwiderte Joe. »Ich biete Ihnen Richter, Cops, Politiker und eine zentralisierte Produktion, von der wir beide gleichermaßen profitieren würden. Ich habe die zwei schwächsten Glieder in meiner Organisation eliminiert und dafür gesorgt, dass Ihr bester Brenner nicht abgeschoben wird – in der Hoffnung, dass Sie Ihr Embargo gegen uns aufheben. Ich habe es nämlich für einen Wink mit dem Zaunpfahl gehalten, und glauben Sie mir, ich habe die Botschaft verstanden. Sie sagen mir, was ich für Sie tun kann, und ich erledige die Sache. Aber dafür müssen Sie mir auch ein Stück weit entgegenkommen.«
Abermals wechselten Esteban und seine Schwester einen langen Blick.
»Da ist tatsächlich etwas, wobei Sie uns helfen könnten«, sagte Ivelia.
»Was auch immer«, sagte Joe. »Wir kümmern uns darum.«
»Sie wissen doch nicht mal, worum es geht.«
»Und Sie schicken Albert White und seine Geschäftspartner in die Wüste, wenn wir den Job erledigen?«
»Ja.«
»Selbst wenn es dabei zu Blutvergießen kommt.«
»Und dazu wird es kommen«, sagte
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