Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Oase des Scheichs

In der Oase des Scheichs

Titel: In der Oase des Scheichs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grace
Vom Netzwerk:
fühlte, entzog sie ihm nicht sofort ihre Hand, wie sie es eigentlich hätte tun müssen.
    Sie war müde und er sicher auch, zu so später Stunde. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, sich in etwas hineinzusteigern. Wenn auch nicht verlobt, so war er doch immer noch ihr Boss. Sie wollte nicht daran denken, wie gut sich ihre Hand in seiner anfühlte. Es durfte nicht sein.
    Schweigend fuhren sie mit dem Lift nach oben. Dicht nebeneinander und doch durch Welten getrennt. Claudia fiel nichts Passendes ein, was sie hätte sagen können. Er hatte ja schon angedeutet, dass sie seine Familie und das Land mit seinen Sitten und Gebräuchen nicht verstand. Also schwieg sie besser, als dass sie etwas Falsches bemerkte. Im obersten Stock schloss er die Tür zu Aminas Apartment für sie auf.
    „Ich brauche ein Aspirin“, sagte er. „Ich weiß, wo sie sind.“ Er ging über den Flur ins Bad, während Claudia sich im Wohnzimmer auf das große weiße Sofa fallen ließ und die Schuhe auszog.
    Als er zurückkam, hatte er die Krawatte gelockert und ging über den dunkel glänzenden Teakholzboden ans Fenster, wo er hinaus auf die sich im Wasser spiegelnden Lichter der Stadt blickte, bevor er sich wieder zu ihr umdrehte. Sein Gesichtsausdruck in dem schummrigen Licht der Wandlampe war unergründlich.
    „Ich hoffe, Sie konnten den Abend etwas genießen, trotz der unvorhergesehenen Ereignisse.“
    „Ja, sehr. Ich bin solche Feste nicht gewohnt. Hoffentlich habe ich keinen Patzer gemacht.“
    Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. „Wohl kaum. Alle wollten Sie unbedingt kennenlernen.“
    „Nur deshalb, weil man sich sonst untereinander kannte.“
    „Nein, das war nicht der Grund. Sie haben so … anders ausgesehen.“
    „Ich hatte Sachen von Amina an.“ Sie strich über ihren Rock. „Ich war heute Abend anders als sonst. Morgen bin ich wieder so wie immer.“ Doch sie fragte sich, ob sie jemals wieder ganz die Alte sein würde. Sicher nicht, solange sie sich in diesem ungewöhnlichen Land aufhielt.
    „Gut. Ich wünschte nur, alle anderen wären auch wie immer und alles würde wieder seinen normalen Gang gehen. Aber ich fürchte, die ganze Stadt wird nun tratschen. Da unsere Familien so bekannt sind, wird es sich überall herumsprechen. Im ganzen Land wird man über uns reden. Darauf können Sie sich verlassen. Und man wird mir die Schuld an dem Fiasko geben.“
    „Warum? Es war Zahara, die abgesprungen ist.“ „Aber das ist nicht bekannt. Nur wenige wissen, dass die Verlobung nicht zustande kam, weil Zahara an Märchen glaubt.“
    Claudia lächelte, obwohl sie am liebsten laut ausgerufen hätte: Und sie hat recht, wenn sie an die Liebe glaubt. Auch wenn Sie es nicht wahrhaben wollen.
    Sollte er ruhig denken, sie freue sich für Zahara, wenn sie doch einfach nur froh darüber war, dass er nun nicht heiratete. „Mich macht es immer glücklich, wenn es ein Happy End gibt“, sagte sie munter. Offensichtlich ging ihm die Trennung nicht zu Herzen. Auch sein Ego schien noch intakt.
    „Ein Happy End?“ Er zog die Augenbrauen hoch. „Das wird sich noch zeigen. Zahara wird Probleme kriegen, wenn sie so tief unter ihrem Stand heiratet. Aber ich muss sagen, ich bewundere ihre Willenskraft.“
    Claudia zuckte zusammen. Was bewunderte er sonst noch an Zahara? Ihre Schönheit konnte ihm nicht entgangen sein. Und über die Vorteile einer Ehe mit ihr war er sich doch sicher auch im Klaren. Vielleicht war er gar nicht so erleichtert, wie er vorgab.
    „Das war ein langer Tag.“ Sam fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. „Ich gehe jetzt zu Bett und würde Ihnen dasselbe raten.“ Er winkte ihr kurz zu und ging.
    Sie sah, wie er die Tür hinter sich schloss, und fühlte sich seltsam enttäuscht. Dafür gab es keinen Grund. Das Fest, vor dem sie sich so sehr gefürchtet hatte, war vorbei, und sie hatte es überstanden. Mehr als das, sie war bei den Gästen gut angekommen. Ihre Ängste waren umsonst gewesen – Sam würde Zahara nicht heiraten. Sie hatte allen Grund, sich zu freuen. Doch ihr war nach Heulen zumute. Was war nur mit ihr los?
    Als das Zimmermädchen am nächsten Morgen die Fensterläden öffnete, flutete wie erwartet strahlendes Sonnenlicht in den Raum. Sie hatte gelesen, dass in Tazzatine die Sonne an mehr als dreihundert Tagen im Jahr schien. Das Mädchen lächelte Claudia an und stellte ihr ein Tablett mit frisch gepresstem Orangensaft, einem Buttercroissant und einer großen Tasse dampfendem Milchkaffee aufs

Weitere Kostenlose Bücher