In der Oase des Scheichs
zugestimmt hatte, wurde ihm klar, dass er gerade noch einmal davongekommen war. Er war frei und ungebunden und konnte heiraten, wen er wollte.
Natürlich hatte er das überhaupt nicht vor. Es wäre keiner Frau gegenüber fair. Er hatte es bei seinen Eltern miterlebt. Im Geschäftsleben war er bereit, Risiken einzugehen, im Privatleben nicht.
Während er ein frisches weißes Hemd und Cargoshorts anzog, dachte er, dass dieser Tag sicher wieder viele Ereignisse und Überraschungen bereithalten würde. Er lächelte bei dem Gedanken, Claudia den Markt zu zeigen, der an diesem Morgen aufgebaut wurde. Würde sie Freude daran haben, etwas zu kaufen? Einen Anhänger vielleicht oder Kissen, Kleidung, Ohrringe? Er wollte ihr ein Geschenk machen als Erinnerung an diese Reise, aber er wusste nicht, was ihr gefiel.
Da kannte er sie nun seit zwei Jahren und hatte sie noch nie mit Schmuck gesehen. Er hatte das Gefühl, sie erst jetzt richtig kennenzulernen. Sah sie in ihm nach wie vor den Chef, nach dessen Launen sie sich zu richten hatte? Noch vor einer Woche hätte er sich keine Gedanken darüber gemacht, doch jetzt waren sie nicht mehr nur Vorgesetzter und Sekretärin. Sie waren Freunde. Er hätte sie nicht küssen sollen. Aber er hatte sich nicht in der Gewalt gehabt.
Er ging zu ihrem Zelt und rief ihren Namen. „Komm rein“, antwortete sie.
„Gut geschlafen?“, erkundigte er sich. Frisch und ausgeruht sah sie aus, wie sie mit einer Tasse Kaffee in der Hand auf ihrem Feldbett saß. „Ich sehe dir an, dass du gut geschlafen hast.“ Er konnte ihr nicht sagen, dass sie umwerfend aussah. So ganz anders als in San Francisco. Er brachte es nicht fertig, den Blick von ihr zu lösen. Je länger sie hier waren, umso mehr veränderte sie sich. Ihr Haar war noch leicht feucht und fiel ihr in Wellen auf die Schultern, ihre Augen strahlten, und die attraktive leichte Bräune nach einem Tag in der Sonne machte sie noch anziehender.
Natürlich war er fasziniert. Im Büro erschien sie jeden Morgen im Kostüm und mit vernünftigen Schuhen, das Haar zurückgebunden, und machte sich an die Arbeit. Wie hätte er da ahnen sollen, dass aus dem unscheinbaren Kokon ein wunderschöner Schmetterling schlüpfen würde? Kein Wunder, dass er den Blick nicht von ihr abwenden konnte.
„Ich war duschen“, sagte sie. „Jetzt fühle ich mich wie neugeboren.“
„Du siehst gut aus.“ Er fand den Ausdruck völlig unangemessen. Sie sah atemberaubend schön aus. Er musste seine ganze Selbstbeherrschung aufbringen, um sie nicht in die Arme zu nehmen und erneut zu küssen.
Was ging in ihm vor? Bald würden sie wieder im Büro sein. Er durfte nicht riskieren, dass sie kündigte, denn er kam ohne sie nicht zurecht. Sie waren ein perfekt aufeinander eingespieltes Team. Er durfte nichts tun, was er später bereuen könnte.
Seine Familie wusste, dass er sich nie von Gefühlen leiten ließ. Auch jetzt sollte es kein Problem sein. Und doch … Sosehr er sich auch dagegen wehrte, in seinem Inneren fand eine Veränderung statt. Lag es an der Sonne oder an diesem Land? Oder war Claudia die Ursache?
Er wünschte, dass alles beim Alten blieb. Ihr Verhältnis durfte sich nicht ändern, nur weil sie in einem anderen Land waren. Aber das war leichter gesagt als getan.
„Tut die wund gerittene Stelle noch weh? Soll ich dich noch einmal eincremen?“
Sie errötete. „Es ist schon viel besser dank deiner Wundersalbe.“
„Glaubst du, du kannst wieder reiten?“
„Natürlich. Ich freue mich schon darauf. Thunder und ich kommen so gut miteinander zurecht. Wie lange bleiben wir noch hier?“
„Ich denke, dass wir den Kauf morgen über die Bühne bringen. Du bist es sicher leid, so lange in einem Zelt zu leben.“
„Überhaupt nicht. Es ist sehr bequem und ein wunderbares Erlebnis. Du hast das schon öfter getan, aber für mich ist es neu. Ich werde mich den Rest meines Lebens daran erinnern.“
„Du wirst sicher noch viel erleben. Wer weiß, was die Zukunft bringt?“ Ja, wer wusste das schon. „Sicher geschieht noch viel Wunderbares. Vielleicht heiratest du wieder?“
Der Gedanke, dass Claudia heiraten und ihn verlassen könnte, ließ ihn innehalten. Nie würde er einen Ersatz für sie finden. Aber was sollte er tun? Sie war ein freier Mensch.
Claudia schüttelte den Kopf. „Auch wenn du es mir aus der Hand gelesen hast, ich werde nicht mehr heiraten. Und seit gestern Abend weißt du auch, warum. Das Thema ist für mich erledigt. Ich will mich
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