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In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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geöffnet war und Tiegel und Krüge mit ihrer Duftsalbe und ihrer Schminke enthielt. Darunter waren ihre Sandalen säuberlich paarweise aufgereiht. Neben dem Lager thronte ein kleines Abbild von Bes, der fetten und lächelnden Beschützerin der Familien. Kamose erinnerte sich. Bes hatte in Tetischeris Gemächern einen Ehrenplatz eingenommen, bis sie aufgefordert wurde, die schwangeren Mitglieder der Familie zu beschützen, und Kamose, der drei Lenze gezählt hatte, als Ahmose geboren wurde, konnte Bes noch an einem ähnlichen Platz neben dem Lager seiner Mutter sehen.
    Seine Schwester lag im Bett, lehnte unter unordentlichen Laken in den Kissen und sah etwas schlaftrunken aus, das Haar lag ihr zerzaust auf den weiß bekleideten Schultern. Sie streckte ihm eine Hand hin, als er zu ihr kam, doch ihr freundliches Lächeln verblasste, als sie ihn anblickte. »Kamose!«, sagte sie jäh. »Was hast du gemacht? Bist du letzte Nacht betrunken gewesen?« Ihre Augen musterten ihn noch einmal, und dann kehrte das Lächeln zurück. »Du hast im alten Palast geschlafen, nicht wahr? Du bist voller Steinstaub.« Er nahm die dargebotene Hand, die heiß war, und küsste sie zärtlich.
    »Du hast Recht«, gab er zu. »Ich liebe den alten Palast. Wie geht es dir heute Morgen?« Sie zog eine Grimasse.
    »Es geht mir hervorragend, aber das Kind ist lästig. Wenn es sich doch mit der Geburt beeilen würde. Ich komme mir so hässlich vor. Und oft bin ich zu faul zum Aufstehen.« Kamose blickte erstaunt.
    »Ahmose betet dich an«, sagte er. »Für ihn bist du niemals hässlich. Und was die Faulheit angeht, warum solltest du aufstehen, bevor du an meinem großen Dankgottesdienst teilnehmen musst?«
    »Ja«, sagte sie und nickte. »Der Dankgottesdienst. Es ist wirklich ein hervorragendes Jahr gewesen, nicht wahr? Kinder sind gezeugt und Schlachten gewonnen worden und du und Ahmose, ihr seid wieder hier.« Sie biss sich auf die Lippen. »Aber Tani… Das hatte ich beim Aufwachen vergessen und dann ist es mir wieder eingefallen und ich bin immer noch zornig, Kamose. Das ist über Nacht nicht verflogen. Ich bemühe mich, die frühere Liebe zu fühlen, aber sie ist fort. Nicht einmal Mitleid ist geblieben. Sie hat uns alle verraten. Vermutlich habe ich mir eingebildet, du und Kamose, ihr besiegt Apophis, rettet Tani, kommt im Triumph nach Hause, sie heiratet Ramose und alles ist so, wie es früher war. Aber so läuft es nicht.« Sie fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und durchs ungekämmte Haar. »Das war ein kindischer Traum, doch er hat sich verflüchtigt. Ich bin an einem einzigen Abend erwachsen geworden.« Sie hörte sich an wie ihr Mann. Kamose musterte sie eingehend. Sie wirkte tatsächlich anders, vielleicht machten das ihre Augen. Die waren so klar wie eh und je, doch irgendwie glänzten sie jetzt härter.
    »Du darfst dich davon nicht verbittern lassen«, sagte er schnell und sie lachte. Es klang hart.
    »Verbittern? Und das von dem König, dessen Rachefeldzug Ägypten ausgeweidet hat wie einen Opferbullen? O nein, reg dich nicht auf, Kamose«, setzte sie hinzu, als sie seine Miene sah. »Das war Mittel zum Zweck und wir alle wissen, es war wirklich notwendig. Ägypten wird jetzt wieder geboren. Und die ganze Ehre dafür gebührt dir. Aber kannst du leugnen, dass auch in deinem Herzen viel Bitterkeit ist?« Er schüttelte den Kopf.
    »Ich leugne es nicht, Aahmes-nofretari. Vergib mir meine überheblichen Worte.«
    Ein Weilchen saßen sie schweigend da, dann sagte Aahmes-nofretari: »Du kommst nicht oft in meine Gemächer, Kamose. Wolltest du etwas Bestimmtes mit mir besprechen?«
    »Ja.« Er blickte ihr mitten ins Gesicht. »Ich möchte, dass du mir sagst, was du vor mir geheim hältst.«
    »Was sollte das sein?« Sie wirkte völlig ratlos.
    »Du weißt etwas«, sagte er grob. »Das, was ich seit meiner Rückkehr zweimal in deinen Augen gelesen habe. Zweimal an einem Tag, Aahmes-nofretari! Bitte, lüg mich nicht an.«
    »Kamose, ich bemühe mich, nie zu lügen«, stammelte sie. »Ehrlich, ich weiß nicht recht, was du meinst.«
    »Dann lass mich nachhelfen. Ich vertraue mich dir an, Schwester, und im Gegenzug erzählst du mir alles. Abgemacht?« Sie nickte zögernd. Jetzt konnte er endlich sein Herz ausschütten, doch er fand den Anfang nicht. Er wandte das Gesicht von ihr ab. »Ich bin immer allein am glücklichsten gewesen«, sagte er schließlich leise. »Selbst als Kind schon, obwohl ich euch alle liebe und gespielt und

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