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In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Isis, mach die Tür zu.«
    »Nein!« Aahmes-nofretari hob abwehrend die Hand. »Nein, Großmutter. Wir müssen hören, ob jemand kommt. Es hat einen Aufstand gegeben, wie ernst, das wissen wir noch nicht. Alle Getreuen des Königs im Haus sind tot. Kamose hat Raa mit den Kindern in die Wüste geschickt. Er selbst ist zur Bootstreppe gegangen, um Ahmose abzufangen, wenn der vom Angeln kommt. Den Göttern sei Dank, dass er zum Angeln gegangen ist!« Ihre Stimme wurde lauter und zitternd bemühte sie sich um Fassung. »Kamose hat gesagt, ich soll hier bei euch bleiben. Wir glauben, es sind die Fürsten.«
    »Wie könnte das sein?«, fragte Tetischeri. »Intef, Meketra und Iasen sind im Gefängnis.«
    »Jemand muss sie herausgelassen haben«, sagte Aahotep. »Nofre-Sachuru vielleicht.«
    »Simontu und seine Wärter lassen sich doch nicht von einer Frau allein überwältigen«, wandte Aahmes-nofretari ein, »und Nofre-Sachuru kann niemandem befehlen, die Zellen zu öffnen. Ihre Hauptleute und Soldaten haben das Gefängnis angegriffen und sie befreit.«
    »Wo sind sie jetzt?«, überlegte Aahotep und Aahmes-nofretari antwortete ihr mit jählings trockenem Mund.
    »In den Kasernen, wo sie den Befehl über unsere Truppen übernehmen«, sagte sie mit belegter Stimme. »Sie müssen unsere Männer unter Kontrolle bekommen, ehe wir eingreifen können, und das geht möglicherweise leichter, als wir annehmen. Denkt an die Geschenke. Unsere Soldaten sind besser als ihre, aber unsere Hauptleute werden nicht überlegen, wenn sie Befehle unmittelbar von denen erhalten, die so überaus freundlich zu ihnen gewesen sind. Ich glaube, dass die Fürsten eine kleine Abordnung hier ins Haus geschickt haben, die Kamose und Ahmose töten sollte, während sie ihre Soldaten sammeln und die Kasernen übernehmen. Aber Amun hat beschlossen, dass meine Brüder verschont werden.«
    »Wie viel Zeit bleibt uns noch?«, fragte Tetischeri laut. »Die Getreuen sind tot. Ahmose kommt vollkommen arglos zur Bootstreppe, vorausgesetzt, man hat keine Soldaten dorthin geschickt, die ihm auf dem Heimweg auflauern, und in dem Fall ist er bereits tot. Kamose ist völlig wehrlos. Was ist mit Ramose und Anchmahor? Können wir Hor-Aha und den Medjai auf dem Westufer Nachricht schicken?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand Aahmes-nofretari und Aahotep seufzte enttäuscht.
    »Isis, sieh nach, ob die Herrin Nofre-Sachuru auf ihrem Lager ist«, befahl sie. »Wenn sie dort ist, weckst du sie auf.«
    »Majestät, ich habe Angst«, sagte die Dienerin mit einem Blick zu ihrer Herrin. Tetischeri winkte sie fort.
    »Es ist nicht weit, nur den Gang entlang«, gab sie zurück. »Beeil dich!« Widerwillig verließ die Frau das Zimmer, und dann herrschte angespanntes Schweigen.
    »Wenn unsere Vermutungen zutreffen, ist Kamose völlig allein«, sagte Aahotep. »Er hat niemanden, der ihm hilft. Niemanden, der ihn und Ahmose rettet. Ich kann einfach nicht glauben, dass alles, was er getan hat, auf das hier hinausläuft!«, sagte sie heftig. »Nichts als Kummer und Verrat Jahr für Jahr, und wofür? Da hätten wir genauso gut demütig das Los annehmen können, das Apophis uns anfangs zugedacht hatte. Der Gedanke, dass er am Ende doch noch gewinnt, ist unerträglich!«
    »Wir müssen etwas unternehmen«, drängte Tetischeri. »Erwartet Kamose wirklich, dass wir drei hier den Kopf in den Sand stecken, bis Intef oder Meketra hereinplatzen und sich hämisch freuen?« Aahotep hob die Hände.
    »Was können wir schon tun?«, protestierte sie aufgebracht. »Sei vernünftig, Tetischeri. Worte werden meinen Söhnen nicht das Leben retten.«
    »Du redest, als ob wir schon besiegt wären«, fauchte die alte Frau zurück. »Aber was wissen wir wirklich? Nichts, außer dass die Getreuen tot sind und Kamose zur Bootstreppe gegangen ist. Der Rest ist reine Vermutung. Wir müssen uns von der Wahrheit überzeugen.« In diesem Augenblick kam Isis sichtlich bleich zurück. »Nun?«, fragte Tetischeri.
    »Die Herrin Nofre-Sachuru ist nicht in ihrem Zimmer«, berichtete die Dienerin. »Senehat auch nicht.«
    »Senehat dürfte in Ramoses Gemächern sein«, sagte Aahotep müde. »Oder wäre es, wenn alles in Ordnung wäre. Hast du irgendwelche Vorschläge, Tetischeri?«
    »Ich habe welche«, sagte Aahmes-nofretari leise. Sie hatte den hitzigen Wortwechsel zwischen Mutter und Großmutter nicht sehr aufmerksam verfolgt, denn ihre eigenen Gedanken rasten. Es gab tatsächlich etwas, was man versuchen konnte, doch

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