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In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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kommt er als Sieger? Wie kann ich zu Amunmose in den Tempel gehen, wenn ich das nicht weiß?«
    »Ich könnte mir denken«, sagte Uni vorsichtig, »dass Seine Majestät, falls er auf der Flucht wäre, eine ausführlichere Botschaft geschickt hätte. Er hätte eine Warnung an die Familie und Anweisungen beigefügt. Außerdem, Majestät, hat in seinen Briefen keine Andeutung von einer Katastrophe gestanden, nur Enttäuschung.«
    »Du hast natürlich Recht.« Sie rollte den Papyrus zusammen und klopfte sich damit nachdenklich ans Kinn. »Geh zu Aahotep und Aahmes-nofretari und teile es ihnen mit. Der dumme Junge hat in der Botschaft kein Datum angegeben, daher wissen wir nicht, wann er hier auftaucht.« Sie schenkte Uni ein seltenes Lächeln. »Vielleicht hat er Auaris bereits eingenommen und Apophis hingerichtet.«
    »Vielleicht, Majestät, aber ich glaube eher nicht.«
    »Nein, ich auch nicht. Eine törichte Hoffnung. Na, geh schon.«
    Kurze Zeit später bewegte sich etwas zwischen den Säulen, und Aahmes-nofretari kam aus dem Dunkel gestürzt und rannte mit flatterndem Leinen um den Teich herum. Sie war barfuß, hatte sich einen dünnen weißen Umhang über den nackten Leib geworfen, und Raa folgte ihr eilig mit einem Paar Sandalen und einem Kissen unter dem Arm. Aahmes-nofretari zog den Kopf unter dem Sonnensegel ein und stand erhitzt und atemlos vor Tetischeri. »Uni hat gesagt, du hast wunderbare Nachrichten!«, rief sie, während ihre Leibdienerin das Kissen auf die Erde legte und sich zurückzog. »Vergib mir diesen Aufzug, Majestät, aber ich wollte gerade Mittagsschlaf halten. Darf ich die Rolle sehen?«
    »Nein, Aahmes-nofretari, du musst warten, bis Aahotep sie gelesen hat«, sagte Tetischeri bissig. »Setz dich, Kind!« Sie entschärfte den Ton ihrer Worte, indem sie Aahmes-nofretaris Ellbogen berührte. »Hab Geduld. Haben wir nicht alle Warten gelernt? Lass eine alte Frau noch ein Weilchen ihr Geheimnis hüten.« Sofort gehorchte Aahmes-nofretari fügsam, was gerade ihren Zauber ausmachte, ließ sich auf das Kissen sinken und bohrte die Zehen ins Gras.
    »Sie haben gewonnen, nicht wahr?«, fragte sie lebhaft. »Auaris ist endlich gefallen! Woche um Woche die gleiche Botschaft, aber heute hat Uni sie wunderbar genannt! Ach, wie habe ich für diesen Augenblick gebetet und gebetet!«
    »Du ziehst immer zu rasch Schlüsse, Aahmes-nofretari«, sagte Tetischeri trocken. »Nein, soviel ich weiß, steht Auaris noch. Da ist Aahotep.« Die kam gemessenen Schrittes näher, gefolgt von Senehat, und wie immer freute sich Tetischeri an dem Anblick ihrer Schwiegertochter. Die anmutige Haltung, die sinnliche, jedoch verborgene Fülle ihrer Hüften unter dem gelben Gewand, das Gleichmaß ihrer Züge, alles zeugte von Schönheit und guter Herkunft, hatte Seqenenre bezaubert und war auch Tetischeris eigenen, strengen Maßstäben gerecht geworden.
    »Schreibt er das, worauf wir gehofft haben?«, fragte sie ruhig. Als Antwort überließ ihr Tetischeri den Papyrus. Aahotep entrollte ihn ohne zu zögern, las, lächelte und reichte ihn an Aahmes-nofretari weiter. »Senehat, hol Wein. Wir wollen feiern.« Als sie es sich bequem machte, stieß Aahmes-nofretari einen Schrei aus.
    »Sie kommen nach Hause! Wie wunderbar!« Sie drückte die Rolle an den Mund. »Aber haben sie das Delta schon verlassen oder nicht? Das schreibt Ipi nicht.«
    »Er schreibt auch nicht, dass sie nach Hause kommen«, mahnte Tetischeri. »Er schreibt nur ›Ich komme nach Hause‹. Wo ist deine Base, Aahotep?«
    »Schläft in ihrem Zimmer«, antwortete Aahotep. »Es wäre besser, wenn wir ihr diese Nachricht vorenthalten würden. Wir wissen nicht, ob Kamose kommt, weil die Überschwemmung bevorsteht oder aus anderen Gründen. Nofre-Sachuru ist unberechenbar. Sie trauert noch immer. Wenn ich sie nicht mit einem Leibwächter zu Tetis Bestattung geschickt hätte, sie wäre anschließend ins Delta ausgerückt. Kamose benachrichtigt uns gewiss kurz vor Waset, es reicht, wenn wir es ihr dann sagen.« Aahmes-nofretari hatte nur mit halbem Ohr zugehört. Jetzt setzte sie sich auf.
    »Sie hat Ahmose-onch lieb gewonnen«, meinte sie. »Wenn sie mit ihm spielt, vergisst sie Teti für ein Weilchen. Und sie weint auch nicht mehr so viel wie früher.«
    »Ihr Kummer kann nicht ewig dauern«, sagte Aahotep. »Die Zeit stumpft ihn ab. Aber alles auf dem Grund der Seele, die Erinnerungen und die Liebe, die wollen nicht sterben. Die Ärmste. Aber haben wir nicht alle

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