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In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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erweisen müssen. Paheri hier kann ich anbrüllen.« Beide grinsten, und für einen kurzen Augenblick war Paheri nicht mehr der sonst so gemessene, ernsthafte Mann.
    »Du bist in der Tat großmütig, Majestät, und wir werden unser Möglichstes tun, um dein Vertrauen in uns zu rechtfertigen«, sagte er. »Hast du Befehle für uns? Vermutlich wirst du das Heer aus der Oase zurückrufen, und dann fahren wir flussabwärts ins Delta.«
    »Nein, das glaube ich nicht«, antwortete Kamose vorsichtig, während seine Blicke auf dem lärmenden Schauspiel ringsum ruhten. »Ich habe vor, selbst nach Uah-ta-Meh zu fahren«, fuhr Kamose fort. Und dann umriss er kurz und bündig den Kern von Hor-Ahas Plan und sie lauschten aufmerksam.
    »Das könnte klappen«, meinte Paheri, als Kamose geendet hatte. »Ich habe gehört, dass die Wüste rings um die Oase sehr unwirtlich ist. Außerdem würde jedes Heer, das von Ta-sche dorthin marschiert, auch unter günstigsten Bedingungen ermüdet ankommen. Wir bleiben also mit der Flotte hier und warten auf deine Befehle?«
    »Ja.«
    »Haben wir deine Erlaubnis, stromabwärts zu räubern? Die Männer hier dürfen nicht müßig herumhocken, Majestät. Sie haben hervorragenden Kampfgeist, aber ohne ein paar Scharmützel steigt ihnen das zu Kopf. Der Ausbildung sollte sogleich der Einsatz folgen.«
    »Ich weiß«, bestätigte Kamose. »Aber ich möchte Apophis nicht aufreizen, dass er Het nefer Apu angreift, er soll seine Kräfte auf die Oase sammeln. Natürlich nur, wenn uns ein geeigneter Plan einfällt, wie wir ihn dorthin locken. Falls uns das gelingt, gibt es auf dem Rückzug, wenn er uns nachsetzt, noch genug zu kämpfen. Ich halte dich auf dem Laufenden, Paheri. Bis dahin musst du deine Männer weiterdrillen.« Kamose erhob sich, und unverzüglich standen alle anderen auch auf. »Wir brechen bei Sonnenuntergang nach Uah-ta-Meh auf«, sagte er. »Einen Teil des Wegs sollten wir lieber in der nächtlichen Kühle zurücklegen. Ihr beide habt mir neuen Mut gegeben«, sagte er zu Abana und Paheri. »Endlich nimmt dieser Feldzug feste Formen an. Ihr seid entlassen.« Sie verbeugten sich.
    »Mögen deine Sohlen festen Tritt finden, Majestät«, sagte Abana. Kamose sah ihnen nach, als sie in der Menge verschwanden, erst dann stieg er von der Estrade und sprach mit Anchmahor.
    »Wir verlassen heute Abend das Schiff«, sagte er. »Lass zwei Streitwagen bereitmachen.« Und dann zu Ahmose: »Achtoi soll sich um das Gepäck kümmern, und Ipi soll einen Herold mit einer Botschaft vorausschicken. Hor-Aha und die Divisionsbefehlshaber haben dreiundzwanzig der Streitwagen, die wir in Neferusi erbeutet haben. Wenn wir zwei mitnehmen, bleiben für Späher und Hauptleute noch fünfzig hier. Habe ich es richtig gemacht, Ahmose?« Ahmose warf ihm einen forschenden Blick zu. In der Stimme seinen Bruders klang Zweifel durch.
    »Ganz gewiss mit der Beförderung des jungen Abana«, meinte er. »Der Entschluss, in die Oase zu fahren, also, Kamose, da weiß keiner, was das Richtige ist. Lass uns vor unserem Aufbruch Amun opfern. Stimmt etwas nicht?« Kamose reckte die Schultern.
    »Alles in Ordnung«, sagte er. »Aber König eines gewaltigen Heeres zu sein ist eine ganz andere Sache, als einen bunt zusammengewürfelten Haufen verdrossener Bauern anzuführen. Alles drängt auf eine Entscheidung, Ahmose. Ich kann es spüren. Mein Schicksal wird sich erfüllen, ich wache aus einem bewegenden Traum auf, und da ist er Wirklichkeit, und ich bin beeindruckt und ein wenig bange. Komm. Gehen wir aus der Sonne und suchen wir uns etwas zu trinken. Ich muss Tetischeri einen Brief diktieren, ehe wir uns in die Wüste aufmachen.« Er drehte sich um und rief dabei nach Ipi und Achtoi, und Ahmose folgte ihm. Ihn hatte ganz plötzlich das Heimweh überfallen. Waset war so unendlich weit fort.
    Siebtes Kapitel
    Zwar schickte man die Nachricht von ihrer bevorstehenden Ankunft knapp eine Stunde später mit einem Streitwagen und Wagenlenker los, doch Kamose und Ahmose schlugen den Pfad, der sich vom Nil fortschlängelte, nicht vor der Abenddämmerung ein. Zunächst zog er sich durch noch kahle Felder, die von Bewässerungskanälen durchkreuzt und von stattlichen Palmen gesäumt wurden, aber es dauerte nicht lange, und alle Anzeichen von Bebauung hörten auf. Was sich da vor ihnen erstreckte, war unfruchtbar und einsam, eine scheinbar endlose Sandwüste mit gelegentlichen Ansammlungen grober Kiesel, die im Zwielicht wie dunkle Wasserlachen

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