Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
aus der Schublade flogen um sie herum durch die Luft, Zeugen von Dianas Vorliebe für Süßes. Schokoriegel. M&M’s. Eine Zellophantüte mit kandierten Bonbons. Emmas Blick blieb an der Tüte hängen.
Crystallized Ginger
stand darauf.
    Kristalle.
    »Jack«, sagte sie. »Ich habe eine Idee.«
    Ihr Herz raste, als sie aus dem russischen Modul schwamm und wieder auf das US-Labor zuschoss. Dort schaltete sie den Nutzlastcomputer ein. Das bernsteingelbe Leuchten des Monitors wirkte im Dämmerlicht des Moduls ziemlich unheimlich. Sie rief die Dateiordner mit den Betriebsanleitungen auf und klickte auf »ESA« für
European Space Agency.
Hier befanden sich alle Protokolle und Referenzmaterialien für die Durchführung der Experimente der Europäischen Raumfahrtbehörde.
    »Was hast du im Sinn, Emma?«, erklang Jacks Stimme in ihrem Kopfhörer.
    »Diana hat über das Wachstum von Eiweißkristallen gearbeitet, erinnerst du dich? Pharmazeutische Forschung.«
    »Was für Eiweiße?«, fragte er prompt zurück, und sie wusste, dass er begriffen hatte, woran sie dachte.
    »Ich gehe gerade die Liste durch. Es sind Dutzende …«
    Die Namen der Proteine flimmerten mit Schwindel erregendem Tempo über den Bildschirm. Dann blieb der Cursor an dem Eintrag hängen, den sie gesucht hatte: »
Choriongonadotropin.
«
    »Jack«, sagte sie leise. »Ich glaube, ich habe gerade ein wenig Zeit gewonnen.«
    »Was hast du da?«
    »HCG. Diana hat die Kristalle gezüchtet. Ich müsste eine IVA machen, um dranzukommen. Sie sind im ESA-Modul, und da herrscht Vakuum. Aber wenn ich sofort mit der Druckabsenkung anfange, habe ich diese Kristalle in vier bis fünf Stunden.«
    »Wie viel HCG ist an Bord?«
    »Ich sehe mal nach.« Sie rief die Daten für das Experiment auf und überflog die Messdaten.
    »Emma?«
    »Gleich, gleich! Hier habe ich die neueste Massenzahl. Jetzt muss ich nachsehen, wie der normale HCG-Wert während der Schwangerschaft ist.«
    »Die Angabe kann ich dir besorgen.«
    »Nein, ich habe sie schon. Okay Gut, wenn ich diese Kristallmasse in normaler Salzlösung verdünne … mein Körpergewicht mit fünfundvierzig Kilo eingebe …« Sie tippte die Zahlen ein. Sie konnte im Grunde nur wilde Vermutungen anstellen. Sie wusste weder, wie schnell das HCG metabolisiert werden würde, noch wie seine Halbwertszeit war. Endlich erschien die Antwort auf dem Monitor.
    »Wie viele Dosen?«, fragte Jack.
    Sie schloss die Augen.
Es wird nicht lange reichen. Es wird mich nicht retten.
    »Emma?«
    Sie hatte die Luft angehalten, und jetzt ließ sie sie mit einem Schluchzen entweichen. »Drei Tage.«

DER URSPRUNG

25
    Es war 1 Uhr 45, und Jack konnte vor Übermüdung kaum noch richtig sehen; die Wörter auf dem Computerbildschirm verschwammen vor seinen Augen. »Da muss es noch mehr geben«, sagte er. »Suchen Sie weiter.«
    Gretchen Liu, die an der Tastatur saß, sah frustriert zu Jack und Gordon auf. Sie war fest am Schlafen gewesen, als die beiden sie angerufen hatten, um sie herzubitten, und sie war ohne ihr übliches kameragerechtes Make-up und ohne ihre Kontaktlinsen gekommen. Die beiden hatten ihre sonst so schicke Pressesprecherin noch nie in so unvorteilhafter Aufmachung gesehen. Und auch noch nie mit Brille – einer Hornbrille mit dicken Gläsern, die ihre zusammengekniffenen Augen stark vergrößerten. »Wenn ich es Ihnen doch sage, mehr kann ich nicht finden. Es gibt fast nichts über Helen Koenig. Und von SeaScience nur die üblichen Pressemitteilungen der Firma selbst. Und was den Namen
Palmer Gabriel
betrifft, nun, Sie sehen ja selbst, dass er nicht gerade das Licht der Öffentlichkeit sucht. In den letzten fünf Jahren taucht sein Name nur einmal in den Medien auf, und zwar auf den Finanzseiten des
Wall Street Journal.
Wirtschaftsartikel über SeaScience und seine Produkte. Keine biographischen Angaben. Es gibt nicht einmal ein Foto von dem Mann.«
    Jack ließ sich in seinen Stuhl fallen und rieb sich die Augen. Die drei hatten in den vergangenen zwei Stunden zusammen im Pressebüro das gesamte Lexis-Nexis-Netz nach Artikeln über Helen Koenig und SeaScience durchkämmt. Sie hatten zahlreiche Treffer für SeaScience gelandet, Dutzende von Artikeln gefunden, in denen Produkte der Firma erwähnt wurden, von Shampoos über Pharmazeutika bis hin zu Düngemitteln. Aber über Koenig oder Gabriel hatten sie so gut wie nichts gefunden.
    »Versuchen Sie es noch einmal mit dem Namen
Koenig
«, sagte Jack.
    »Wir haben es mit allen denkbaren

Weitere Kostenlose Bücher