Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
heraus. Bis hierher
war
auch alles perfekt. Vom kritischen Punkt Max Q über die Abtrennung der Feststoffraketen bis hin zum Abschalten der Haupttriebwerke.
    Im Kontrollraum stand Flugdirektor Carpenter reglos da, den Blick starr auf den Großbildschirm gerichtet.
    »
Discovery,
alles klar für Außentank-Abtrennung«, sagte der Capcom.
    »Roger, Houston«, antwortete Kittredge. »Außentank abgetrennt.«
    Es war die Art, wie Carpenter plötzlich seinen massigen Kopf zurückwarf, die Jack verriet, dass sich gerade etwas getan hatte. Alle Controller schienen gleichzeitig von einer hektischen Betriebsamkeit erfasst worden zu sein. Einige warfen verstohlene Seitenblicke auf Carpenter, dessen normalerweise hängende Schultern sich plötzlich gestrafft hatten. Gretchen hatte die Hand an ihren Kopfhörer gelegt und horchte konzentriert auf den Funkverkehr.
    Irgendetwas ist schief gelaufen,
dachte Jack.
    Die Funkverbindung zwischen Bodenstation und Kapsel war weiterhin über die Lautsprecher zu hören.
    »
Discovery
«, sagte der Capcom, »MMACS meldet, dass die Verbindungstüren sich nicht geschlossen haben. Bitte bestätigen.«
    »Roger, wir bestätigen die Meldung. Türen lassen sich nicht schließen.«
    »Schlage vor, auf manuellen Betrieb zu gehen.«
    Ein ominöses Schweigen folgte. Dann hörten sie Kittredge sagen: »Houston, alles wieder okay bei uns. Die Türen haben sich gerade geschlossen.«
    Erst als er einen erleichterten Seufzer ausstieß, merkte Jack, dass er die ganze Zeit die Luft angehalten hatte. Bisher war das die einzige Panne.
Alles andere läuft hervorragend,
dachte er. Doch die Wirkung dieses plötzlichen Adrenalinstoßes hielt an, und seine Hände schwitzten. Sie waren gerade daran erinnert worden, wie viele Dinge schief gehen konnten, und dieses Unbehagen war nicht so leicht wieder abzuschütteln.
    Er blickte in den Kontrollraum hinunter und fragte sich, ob Randy Carpenter, der Beste unter den Besten, wohl von den gleichen Vorahnungen geplagt wurde.

4. August
    Es war, als hätte sich seine innere Uhr automatisch umgestellt und seinen Schlaf-Wach-Rhythmus so verschoben, dass er um ein Uhr früh mit einem Schlag hellwach war. Mit weit offenen Augen lag Jack im Bett und starrte auf die Leuchtanzeige des Weckers. Ich jage mit der
Discovery
der ISS hinterher, dachte er. Mit Emma. Schon hatte sein Körper begonnen, sich mit dem ihren gleichzuschalten. In einer Stunde würde sie aufwachen und ihren Arbeitstag beginnen. Und hier unten war Jack gerade eben aufgewacht – ihre Biorhythmen verliefen nahezu synchron.
    Er versuchte gar nicht erst, wieder einzuschlafen; stattdessen stand er auf und zog sich an.
    Um ein Uhr dreißig herrschte im Kontrollzentrum routinierte Geschäftigkeit. Jack warf zuerst einen Blick in den Flugkontrollraum, wo die Shuttle-Controller saßen. Bislang waren an Bord der
Discovery
keinerlei Krisensituationen eingetreten.
    Er ging den Korridor entlang bis zu dem separaten Kontrollraum für die ISS, der »Special Vehicle Operations« genannt wurde und ähnlich wie der Shuttle-Kontrollraum aufgebaut war, nur dass er wesentlich kleiner war. Jack steuerte schnurstracks auf die Konsole des Flight Surgeon zu und ließ sich in den Sessel neben Roy Bloomfeld, dem Dienst habenden Flugarzt, sinken. Bloomfeld sah ihn überrascht an.
    »Hallo, Jack. Du bist ja tatsächlich wieder im Programm.«
    »Ich kann die Finger einfach nicht davon lassen.«
    »Na, am Geld kann’s ja nicht liegen. Muss wohl der aufregende Job sein.« Er lehnte sich zurück und gähnte. »Nicht besonders aufregend heute Nacht.«
    »Ist der Patient stabil?«
    »Ja, die letzten zwölf Stunden schon.« Bloomfeld deutete mit einem Kopfnicken auf die Biotelemetriemessungen auf seiner Konsole. Kenichis EKG und Blutdruckwerte zogen ihre Leuchtspuren über den Monitor. »Sein Rhythmus ist regelmäßig wie ein Uhrwerk.«
    »Keine neuen Entwicklungen?«
    »Der letzte Statusbericht ist vier Stunden alt. Seine Kopfschmerzen sind schlimmer geworden, und er hat immer noch Fieber. Antibiotika scheinen nicht zu greifen. Wir können uns hier alle nur am Kopf kratzen.«
    »Hat Emma irgendwelche Ideen?«
    »Im Moment ist sie wahrscheinlich zu erschöpft, um darüber nachzudenken. Ich habe ihr gesagt, sie soll ein wenig schlafen; schließlich haben wir den Monitor im Auge. Bis jetzt ist es eher langweilig.« Bloomfeld gähnte erneut. »Hör mal, ich muss mal eben für kleine Jungs. Kannst du die Konsole so lange im Auge behalten?«
    »Kein

Weitere Kostenlose Bücher