In der Schwebe
sich den schmerzenden Nacken.
»Habt ihr Tommy da hinten gesehen?« fragte Deedee. Maggie antwortete. »Er war etwa hundert Meter oder so hinter uns. Müßte in einer oder zwei Minuten da sein.«
Baedecker breitete die Bodendecke aus und klopfte die Heringe des orangefarbenen Zweimannzelts, das er eingepackt hatte, fest. Es waren mehrere Glasfaserpfosten und Streben zu verbinden, und Baedecker und Maggie brauchten einige von Gelächter begleitete Augenblicke, bis sie das Exoskelett aufgerichtet und die Plane darüber gespannt hatten. Als sie fertig waren, stand Baedeckers niedriges Zelt einige Meter von Tom und Deedees blauer Kuppel entfernt.
Gavin kam herüber, kniete neben Maggie und hielt ihr ein Nylonbündel hin. »Das ist Tommys altes Einmannzelt«, sagte er. »Ziemlich klein. Eigentlich mehr eine Biwakplane, aber ich dachte mir, eine oder zwei Nächte würde es schon gehen.«
»Klar«, sagte Maggie und machte sich daran, das kleine Zelt wenige Meter von dem Baedeckers entfernt aufzubauen. Tommy hatte das Lager erreicht und unterhielt sich aufgeregt mit seiner Mutter, die auf der anderen Seite der Lichtung Holz sammelte.
»Du und Tommy im Zweierzelt, okay?« fragte Gavin. Er beobachtete Maggie, die mit einem Stein Heringe einschlug.
»Prima«, sagte Baedecker. Er hatte die Wanderstiefel ausgezogen und bewegte die Zehen in den schweißnassen Socken. Die Erleichterung kam seiner Vorstellung vom Himmel ziemlich nahe.
»Kennst du sie schon lange?« fragte Gavin.
»Maggie? Ich habe sie diesen Sommer in Indien getroffen«, sagte Baedecker. »Wie ich gestern abend schon sagte, sie ist eine Freundin von Scott.«
»Hmmm«, sagte Gavin. Er schien mehr sagen zu wollen, stand aber statt dessen auf und klopfte sich die Jeans ab. »Ich sollte das Feuer in Gang und das Fleisch auf den Grill bringen. Willst du mir helfen?«
»Klar«, sagte Baedecker. Er stand auf und ging zaghaft über das Gras, wobei er den Druck jedes Asts und jedes Zweigs unter den Füßen spürte. »Nur noch einen Moment. Ich helfe Maggie, das Zelt aufzubauen, und komme dann gleich rüber, Tom.« Baedecker schritt leichtfüßig den Hang hinab zu der Stelle, wo Maggie arbeitete.
Das Programm des Senders war einer von zahlreichen Klonen des PTL Club, welcher den Sendeplan der fundamentalistischen Radiostationen bestimmte. Die Kulisse war in Supermarktgotik gehalten, das graue Haar des Talkmasters paßte perfekt zum grauen Polyester seines Anzugs, und eine zehnstellige Telefonnummer blieb ständig auf dem Bildschirm eingeblendet, falls sich ein Zuschauer plötzlich zu einer Spende veranlaßt sehen sollte und die Anschrift vergessen hatte, die die Frau des Talkmasters, angetan mit weißer Perücke, alle paar Minuten vorzeigte. Die Frau schien mit einem Nervenleiden gestraft zu sein, das Weinkrämpfe ohne ersichtlichen Grund auslöste. In den zehn Minuten, die Baedecker die Sendung verfolgte, bevor Tom Gavin auftrat, weinte die Frau, als sie Briefe von Zuschauern las, die bereut hatten und konvertiert waren, während sie die Sendung sahen; sie weinte, nachdem der mit Schüttellähmung geschlagene ehemalige Countrysänger seine Version von ›Blessed Redeemer‹ zum Besten gegeben hatte, und sie weinte, als der nächste Studiogast vom wundersamen Verschwinden eines acht Pfund schweren Tumors von seinem Hals berichtete. Unglaublicherweise verlief das Augen-Make-up der Frau, das mit einem Spachtel aufgetragen worden zu sein schien, nicht ein einziges Mal.
Baedecker hatte den Pyjama angezogen und wollte gerade aufstehen, um den Fernseher abzuschalten, als er seinen ehemaligen Mannschaftskameraden sah.
»Unser nächster Gast durfte die Schönheit der Schöpfung Gottes in einer Weise sehen, die den wenigstens von uns je vergönnt sein wird«, sagte der Gastgeber. Die Stimme des Mannes hatte einen sonoren, ernsten, aber nicht ganz feierlichen Tonfall angenommen, den Baedekker sein ganzes Leben lang von erfolgreichen Vertretern und mittleren Beamten gehört hatte.
»Gelobt sei Jesus Christus«, sagte seine Frau.
»Air Force Major Thomas Milburne Gavin ist nicht nur in Vietnam ein Held gewesen ...«
Tom hat Düsenflugzeuge von Stützpunkten in Kalifornien nach Okinawa geflogen, dachte Baedecker. Nun gut.
»... er wurde mit dem Freiheitsorden des Präsidenten ausgezeichnet, nachdem sein Apollo-Raumfahrzeug 1971 zum Mond geflogen war«, sagte der Gastgeber.
Wir haben alle einen Orden bekommen, dachte Baedecker. Wenn wir eine Schiffskatze dabei gehabt
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