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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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dem Boden neben der Tür.
»M. G. D.: Mütter gegen Dealer.« Sie fasste sich an die Brust. »Ich bin Gründungsmitglied«, erklärte sie stolz.
    »Alle Achtung«, sagte Harris.
    »Liegt in der Familie«, sagte sie, als sei das tatsächlich eine Erklärung.
    »Wirklich?« Harris wirkte aufrichtig erstaunt und interessiert. Morrow war beeindruckt. »Was tun Sie dagegen?«
    »Oh«, Annie verdrehte die Augen. »Wir reden drüber.«
    »Hm.« Harris fiel keine weitere Frage mehr ein, deshalb nickte er mitfühlend.
    Annie schien besänftigt, führte sie ins Wohnzimmer und bot ihnen das abgewetzte braune Sofa an. Sie setzten sich nebeneinander. Ein großes Jesus-Porträt in den Farben Blau und Rot hing an der Wand, es hatte was von Disney. Der Fernseher war klobig und alt, der Teppich abgenutzt.
    »Sie werden feststellen, dass die Einrichtung hier Mist ist«, sagte sie fast stolz. »So ist das, wenn man mit einem Süchtigen zusammenlebt. Man muss die Mistkerle ununterbrochen im Auge behalten, sonst klauen sie einem das letzte Hemd vom Leib, ich schwör’s bei Gott.«
    »Das muss die Hölle sein«, sagte Harris einigermaßen gut gelaunt dahin.
    »Das ist es.« Annie ließ den Kopf hängen. »Die Mütter trifft es besonders schwer. Deshalb haben wir M.G.D. gegründet.«
    »Das ist dann also eine Selbsthilfegruppe?«, fragte Morrow.
    »Ach, mehr als das.« Annie wurde plötzlich munter. »Wir sind Aktivistinnen. Haben letztes Jahr zwei von den Wichsern aus der Siedlung hier vertrieben.«
    »Vertrieben?«, fragte Harris vorsichtig.

    Grinsend tat Annie, als würde sie ein Streichholz anzünden und werfen. Morrow erinnerte sich, etwas über Brandbomben hier im Viertel gelesen zu haben. »Sie haben denen Brandbomben in die Häuser geworfen?«, fragte sie. »Annie das ist illegal, dabei könnte jemand ums Leben kommen.«
    »Ich hab nichts gesagt, oder?« Sie schob trotzig ihre Zunge in die Wange, fast schon kokett, und forderte sie heraus, es ihr nachzuweisen.
    »Wenn Ihnen Dealer in der Siedlung bekannt sind, sollten Sie uns Bescheid geben.«
    Annie war es nicht gewohnt, dass man ihr widersprach. »Wir können wohl kaum die Bullen rufen, was? Ihr kommt doch nie. Und die Hälfte von euch ist sowieso geschmiert.«
    Morrow sah sie warnend an, verdrehte die Augen Richtung Harris, womit sie andeuten wollte, dass sie selbst zwar tolerant war, er sie aber bestimmt zur Rechenschaft ziehen würde. Annie wusste, dass sie etwas Falsches gesagt hatte und guckte reumütig. »Tut mir leid«, sagte sie zu Harris. »Gott möge mir verzeihen. Ich weiß, dass viele von euch rechtschaffen sind.«
    »Haben Sie Brandbomben geworfen?«
    »Nein, keine von uns«, sagte sie, aber sie grinste. »War nur Spaß.«
    »Sehen Sie«, Morrow übernahm jetzt die Leitung. »Malcolm ist gestern Morgen mit dem Taxi von hier nach Toryglen gefahren. Wir glauben, dass er in der Klemme steckt.« Das war gelogen, aber damit konnte sie leben. »Können Sie uns sagen, wen er dort kennt?«
    Die Neuigkeiten erstaunten Annie. »In Toryglen?«
    »Toryglen, ja, Southside.«
    »Gar niemanden. Toryglen, sind Sie sicher?«

    »Ja.«
    »Das kostet zwanzig Pfund bis Toryglen.«
    »Ja.« Morrow sah in ihre Notizen. »Die Fahrtkosten beliefen sich auf … achtzehn dreißig.«
    »Na«, Annie war stocksauer, »ich will hoffen, dass der Mistkerl in der Klemme steckt und das jemand anders für ihn bezahlt hat, das kann ich Ihnen sagen. Wenn der so viel Geld hatte und das im Haus versteckt hat … er schuldet mir sehr viel.« Sie sah hoffnungsvoll in Morrows Notizen. »Hat jemand anders bezahlt?«
    »Nein, er hat einen Zwanziger aus der Tasche gezogen und das Wechselgeld eingesteckt.«
    »Verflucht, ich bring ihn um.«
    »Mit wem war er denn so zusammen? Arbeitet er? Wissen Sie, mit wem er seine Zeit verbracht hat, sagen wir mal die letzten beiden Tage?«
    Annie war zu wütend, um zu denken. »Ich bring ihn verflucht nochmal um. Verdammt, Gott möge mir verzeihen und mir verflucht nochmal helfen …« Sie lehnte sich zurück, sah aus dem Wohnzimmerfenster und erstarrte. Wild nickend schien sie Signale zum großen Panoramafenster hinaus zu senden. Harris und Morrow standen auf, um zu sehen, wo sie hinsah. Außer einem silberfarbenen Wagen war dort nichts. Morrow sah Annie an und begriff, dass diese gar nicht nickte, sondern nur abwechselnd durch die obere und die untere Hälfte ihrer Brille sah und versuchte, ein scharfes Bild zu bekommen.
    »Mrs Tait? Mit wem hat Malcolm seine Zeit

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