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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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und wer nicht mitspielte, den ließen sie im Regen stehen. Pat war sein Leben lang sauber geblieben, bis jetzt, bis zu dieser Sache. Aus Loyalität zu Eddy hatte er mitgemacht.
    »Wo hatte er’s her?«, fragte Annie. »Von dir? Wofür?«
    Pat zuckte mit den Schultern und sah weg. Er hasste dieses kalte Haus. Sie hatten aus zwei Häusern eins gemacht, eine Wand eingerissen und damit die Größe des Wohnzimmers verdoppelt. Es stimmte vorne und hinten nicht, die Form war verkehrt, die Decken zu niedrig, um zum Raum zu passen, vier große Fenster vorne und hinten, wie in einem Wartesaal oder so. Unmöglich so was zu heizen. Dumm. Der Große hatte Geld, aber keinen Geschmack, er hatte teure Sachen gekauft, Schreibtische und Antiquitäten und so was, aber das Zeug stand im Raum herum wie auf einem überdachten Flohmarkt.
    »Von mir hat er’s nicht, Annie, ich weiß nicht, woher er das Geld hat.«
    Der Große erlaubte auch nicht mehr, dass irgendwer saubermachte, nicht mehr seitdem seine Frau gestorben war, deshalb wirkte alles klebrig und schmutzig. Pat stierte auf eine Glasvitrine. Sie sah aus, wie etwas, das eigentlich in einen Laden gehört, es war ein Glaskasten mit drei Ablagefächern und einer toten Glühbirne oben, die schief in der Fassung hing. Drei Skulpturen von chinesischen Frauen befanden sich darin, eine saß unter einem Schirm, eine lehnte an einem Baum, die dritte saß auf einer Bank. Alle drei hatten dasselbe Gesicht.

    »Ich meine, jeder weiß, dass ich mich um sein Geld kümmere. Wenn er noch mehr zu kriegen hat, sollten die mir das geben.«
    Genau davon musste er weg. Weg von all dem hier. Mütter, die scharf auf das Geld ihrer Kinder sind, kalte Räume, warten, darauf, dass man eine Abfuhr bekam. Er wollte Toast, Wärme, Rosafarbenes und Haare auf Kissen. Er wollte Familienangehörige, die weinten, wenn jemand verschleppt wurde. Freundlichkeit.
    »Sieh mal Pat, mein Junge …«
    »Tante Annie, von mir hat er das Geld nicht gehabt. Ich weiß nicht, von wem.«
    Sie verschränkte die Arme und sah ihn von oben bis unten an. »In Toryglen hat er sich rumgetrieben. Wer wohnt in Toryglen?« Sie drohte ihm.
    Pat starrte sie an. »Hat er gesagt, er fährt nach Toryglen?«
    »Nein«, sie sah aus dem Fenster, »die Bullen suchen ihn.« Sie sah auf zwei Personen in einem schwarzen Ford draußen. »Er hat sich gestern in ein Taxi gesetzt und die haben rausgefunden, wo er hingefahren ist.«
    Die Polizisten saßen jetzt in diesem Moment in einem Wagen draußen vor dem Haus und suchten Malki. Pat war plötzlich kotzübel. Er zuckte unbeholfen mit den Schultern. »Ich kenne niemanden in Toryglen.«
    »Shugie Wilson«, konterte Annie trocken.
    Sie war so verflucht clever. Pat vergaß das immer wieder. »Ich kenne Shugie nicht.«
    »Doch, tust du«, sagte sie und sah ihn durch den unteren Teil ihrer Brille an. »Säufer. Trinkt bei Brian’s. War mit den Bankshead Boys unterwegs.«
    Parki bellte einen trockenen Husten und blätterte geräuschvoll
seine Zeitung um. Damit wollte er Annie zu verstehen geben, sie solle die Klappe halten, weil Pat einer von draußen war und man ihm nicht trauen konnte. In jungen Jahren war Parki als Messerstecher unterwegs gewesen. Er trug eine Narbe quer über dem Gesicht, ein Schnitt der seine Unterlippe teilte. Man hatte sie schief wieder zusammengenäht. Der Anblick ließ Pat immer noch zusammenzucken.
    Annie stand dicht bei Pat, lächelte Parki an, als wären sie ein Paar. »Tante Annie, entschuldige bitte.«
    »Was denn Junge?«
    »Ich möchte alleine mit Parki sprechen.«
    Sie sah Parki in der Erwartung an, dass dieser den Kopf schütteln würde, aber er sagte gar nichts, sein Gesicht blieb völlig reglos. Parki und Pat starrten sie beide an.
    »Ach, das ist ja nett.« Sie ging rückwärts aus dem Raum. »Sag nur deiner alten Tante, dass sie sich verpissen soll.« Sie blieb stehen, wartete darauf, dass die beiden sie bitten würden, zurückzukommen, aber sie taten es nicht. Beleidigt, schlich sie davon. Gordon, der zweite Handlanger des Großen, ließ sie zur Haustür hinaus.
    Pat und Parki sahen einander über den fußballplatzgroßen Raum hindurch an. »Erstaunlich, dass Malki so ein netter kleiner Junge ist, was?«, sagte Parki.
    Gordon kam von der Haustür herein. Er war früher Bodybuilder gewesen. Steroide schluckte er immer noch, aber seit seiner Rückenverletzung hatte er nicht mehr trainiert. Die gesamte Muskelmasse hatte sich in Fett verwandelt. Sogar seine Finger waren

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