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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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aufs Revier«, rief ihm Bannerman zu.
    »Die Jungs haben den Transporter gesehen«, sagte sie. »Sie haben versucht einen Streifen …«
    »Ja ja …« Er würgte sie ab und rief Billal zu sich. »Die Jungs sollen einsteigen. Wir fahren aufs Revier, okay?«
    »Muss ich auch mitkommen?«, fragte Mo Billal.
    »Wir fahren alle«, sagte Billal streng.
    Bannerman winkte die Jungs an einen Wagen heran und sie trotteten gehorsam hin. Als Omar an ihm vorbeiging, streckte Billal seine fleischige Hand aus und packte ihn mit unnötig viel Kraftaufwand am Arm. »Sag einfach die Wahrheit«, sagte er laut. Omar sah ihn nicht an.
    Bannerman sah zufrieden zu, als hätte er den größten Jungen in der Klasse ausgemacht und sich mit ihm angefreundet.
    »Sag die Wahrheit.« Aber er rief es so laut, dass es eigentlich gar nicht an Omar gerichtet war.
    Die beiden Jungen stiegen auf den Rücksitz eines Streifenwagens und Billal schlug die Tür hinter ihnen zu.
    Morrow trat unauffällig an ihn heran, berührte ihn sanft am Ellbogen und führte ihn einen Augenblick beiseite.
»Billal, ich bin DS Alex Morrow. Darf ich Sie nur kurz fragen: Weshalb haben die beiden vor dem Haus gewartet?«
    Billal sah sie an, als hätte er nicht richtig gehört. »Was?«
    »Die Jungs«, sagte Morrow und zeigte auf Mo und Omar, »haben zwanzig Minuten lang im Wagen gewartet bevor sie reinkamen.«
    Billal wirkte schockiert. »Wirklich?«
    Bannermann kam herbeigeeilt, um den Wagen herum und drängte sich zwischen die beiden.
    »Ja«, sagte Morrow.
    Billal betrachtete das Absperrband, blickte die Straße hinunter, dann zur offenen Haustür und runzelte die Stirn: »Wo?«
    Morrow zeigte die Straße hinauf. »Dort, bei den Markierungen.«
    Billal rief sich die Situation einen Moment lang plastisch vor Augen. »Aber die Gangster haben da drüben geparkt«, er zeigte um die Ecke auf den Gartenweg.
    »Das ist richtig.«
    Billal legte erneut die Stirn in Falten. »Also haben sie sie vielleicht gar nicht gesehen?«
    »Sie haben gesagt, sie hätten sie nicht gesehen.«
    »Ist das möglich?« Billal sah Bannerman an und fragte ihn, ob sein jüngerer Bruder die Wahrheit sagte.
    »Ja«, sagte Bannerman und versuchte, nicht zu lächeln. »Das ist absolut möglich.«
    Billal warf einen ungehaltenen Blick auf den Streifenwagen. »Gut. Gut.«
    Er drehte sich noch einmal zu Morrow um und nickte in Richtung Haus. »Konnte Meeshra Ihnen helfen?«
    »Ja, danke, sie hat mir sehr geholfen.«

    Daraufhin reckte sich Billal fast unmerklich. »Sie hat nicht sehr viel gesehen. Sie hat die ganze Zeit im Bett gelegen«, und er nickte, ein seltsam zerhacktes Nicken, irgendwie unrhythmisch. Morrow wusste nicht, was es zu bedeuten hatte. Er betrachtete Morrows Schuhe, verzog die Lippen und wandte sich ab, ging ohne sich zu verabschieden.
    Bannerman stellte sich neben Morrow und beobachtete Billal, der sich mit seiner Riesenstatur in den Wagen zwängte. »Und?«, fragte er, als hätte Morrow laut Bedenken geäußert. »Was hat die Schwiegertochter gesagt?«
    »Nicht viel. Glaubst du immer noch, dass die das falsche Haus erwischt haben?«
    »Weiß nicht. Sie haben die Notrufnummer gewählt. Den Zeitangaben zufolge fiel der Schuss nur dreißig Sekunden bevor die Anrufe eingingen, also haben sie sofort angerufen …«
    In der Regel rufen Unschuldige bei der Polizei an. Demnach würde das bedeuten, dass sich die Familienmitglieder nicht für den Überfall verantwortlich fühlten. Oder aber es waren Kriminelle, die ironischer Weise glaubten, einen Anspruch auf polizeilichen Beistand zu haben. Diese Familien waren den Mitarbeitern bei der Dienststelle größtenteils bekannt. Wenn diese Leute nicht gerade selbst jemanden beklauten, dann riefen sie die Bullen, um sich von ihnen ihre Familienstreitigkeiten schlichten zu lassen. Diese Möglichkeit verwarf Morrow allerdings: Wenn das der Fall gewesen wäre, hätten sie längst schon einmal von ihnen gehört.
    Bannerman seufzte schwer. »Hör mal«, sagte er, »tut mir leid, aber … das war MacKechnies Idee. Das nächste Mal arbeite ich für dich.«
    Morrow erstarrte. Die Haut an ihrem Finger pochte.
»Schon klar, na ja, scheint jedenfalls kompliziert zu werden. Zeitaufwendig. Und ich weiß ja, dass es deiner Mutter nicht gutgeht.«
    »Ach, nein, nein, nein«, sagte er rasch, »die wird schon wieder.« Bannermans Mutter hatte Lungenentzündung, beide Lungen waren betroffen, was bei einer Frau Ende siebzig gar nicht gut ist. Eine Woche lang war er im Büro

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