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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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die Beweismittelkarten, die den Standort der Zigarettenstummel anzeigten.
    Sie sah jetzt, dass die Zigaretten, die sie in Händen hielten, von derselben Marke waren wie die Stummel dort drüben und freute sich, hatte Lust jede Geschichte aus ihnen herauszulocken, die sie erzählen würden.
    »Was für ein Wagen?«
    »Der da«, Omar zeigte auf einen blauen Vauxhall, der hinter ihnen parkte. »Der Vauxhall. Ist seiner.«
    »Was habt ihr da draußen gemacht?«
    »Geredet.«
    »Wo seid ihr hergekommen.«
    »Aus der Moschee.«
    Morrow konnte in Omars Gesicht lesen. Was sie für Schuld gehalten hatte, hätte auch Schock und Müdigkeit sein können. Er wirkte erschöpft und ausgelaugt, aber da war noch etwas anderes, er hielt mit irgendetwas hinter dem Berg. »Haben Sie den Transporter auf der Straße warten sehen?«
    »Nein.«
    »Warum?«
    »Wir standen um die Ecke. Konnten ihn nicht sehen.«

    »Das ist eine Einbahnstraße. Sie müssen daran vorbeigefahren sein.«
    »Wir standen da schon seit zwanzig Minuten. Der muss nach uns gekommen sein.«
    »Was haben Sie dort zwanzig Minuten lang gemacht?«
    Omar richtete sich auf, streckte sich und sah sie zum ersten Mal richtig an. Sie kam sich sehr schlicht vor. In dem Kostüm sah sie anständig aus, aber nicht attraktiv. Keine eleganten Details, kein Aufnähte oder sonst irgendetwas, das ins Auge gefallen wäre und den beiläufigen Betrachter zum Nachdenken über ihre Persönlichkeit veranlasst hätte. Der Look, auf den sie es angelegt hatte, war nichtssagend.
    »Sollten Sie nicht warten, bis noch ein Beamter da ist, bevor wir mit Ihnen sprechen?
    Morrow war überrascht. »Wieso - warum sagen Sie das?«
    »Zur Untermauerung, falls der Fall vor Gericht kommt.«
    Sie lachte wenig überzeugend. »Was verstehen Sie denn davon?«
    »Ich bin Jurastudent«, sagte er und wirkte dabei unerklärlich traurig.
    »Ach.« Sie nickte eine Minute lang und nahm den Wagen, der hinter den Jungen heranfuhr, nur unbestimmt wahr. »Ach, wann haben Sie … Was haben Sie gesagt, wann Sie …?«
    »Im Juni«, sagte er.
    »Morrow!« Bannerman hatte die Tür schon aufgerissen bevor das Auto überhaupt zum Stehen gekommen war. Ein anderer Kerl stieg hinten aus und stürmte ebenfalls zu ihnen, überholte Bannerman beinahe noch, so eilig hatte er es. Die beiden waren unterwegs zum Revier gewesen, um offiziell eine Aussage aufzunehmen, das begriff sie nun und
beide wollten ihr Gespräch mit den Jungs aus ganz unterschiedlichen Gründen unterbinden.
    »Morrow?«, fragte Omar.
    »Ich bin Morrow«, sagte sie. »Wer ist der große?«
    »Mein Bruder, Billal.« Omar ließ das Kinn auf die Brust sinken, und als sie sich umdrehte sah sie, dass ihn sein Bruder wütend anfunkelte.
    »Morrow«, sagte Bannerman mit finsterem Gesichtsausdruck. »Kann ich Sie unter vier Augen sprechen?«
    Sie errötete und wandte sich um, ging mit gesenktem Kopf auf ihn zu.
    Bannerman wandte sich von den Jungs ab und fragte in vorwurfsvollem Tonfall: »Was machst du da?«
    »Ich unterhalte mich nur mit den Jungs …«, sagte sie matt, als hätte sie etwas ausgefressen. Sie überlegte sich, wohin sie mit ihrem Schuldgefühl sollte und erwiderte, um davon abzulenken: »Schon was vom Krankenhaus gehört?«
    »Ja«, Bannerman nahm sie am Ellbogen und führte sie außer Hörweite der beiden. »Alles gut. Notoperation, sollte aber inzwischen eigentlich alles in Ordnung sein. Die Hand ist total zertrümmert. Sie ist erst sechzehn.«
    »Ist ihre Mutter bei ihr?«
    »Ja, wir haben einige Polizisten dort gelassen. Wenn sie wieder aufwacht, nehmen wir ihre Aussage auf.«
    »Irgendwas ist komisch an der Familie«, murmelte sie. »Ich bin in Southside aufgewachsen. Ich weiß, wie religiöse Familien sind und das hier ist keine.«
    »Wie meinst du das?«
    »Omar, der Sohn? Raucht Kippen, als würde er einen Joint rauchen. Aleesha trägt Jeans und T-Shirts, Meeshra war’s peinlich, aber sie hat angedeutet, dass die Familie
ihren Glauben erst seit kurzer Zeit stärker praktiziert. Sie stammen ursprünglich aus Uganda, das ist traditionell eine sehr assimilierte pro-britische Gesellschaft.«
    »Sind sie erst kürzlich konvertiert?«
    Er hatte ihr nicht zugehört. »Nein, keine Konvertiten, aber sie praktizieren erst seit kurzem wieder.«
    Er sah sie nicht einmal an. »Ja, toll, Morrow: Lokalkenntnisse. Wir bringen die beiden jetzt aufs Revier.«
    Omar schaffte es nicht, Billal anzusehen, schien aber unter dessen Blicken zu schrumpfen.
    »Wir fahren alle

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