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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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nicht: »Ihr habt gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen?«
    »Nein, wir haben die falsche Hautfarbe, wir sind nicht weiß.« Omar wirkte plötzlich verlegen, als sei ihm seine jugendliche Trotzhaltung bereits in dem Moment peinlich geworden, in dem er es gesagt hatte.
    »Das tut mir sehr leid«, sagte sie förmlich und abwehrend. »Ich hoffe aufrichtig, dass Sie nicht das Gefühl haben, Ihre Hautfarbe würde bei den Ermittlungen eine Rolle spielen. Wir geben wirklich unser Bestes, Ihnen zu helfen …«
    »Nein, nein, mir tut’s leid«, Mo wirkte ebenfalls betreten. »Entschuldigung, ist blöd so was zu behaupten, aber wissen Sie, die haben unsere Klamotten gesehen und Sie wissen schon, sich ihren Teil gedacht …«
    »Na ja«, sagte sie leise, »wenn Sie den Eindruck haben, dass irgendjemand hier ein Problem mit Ihrer Hautfarbe hat, dann hoffe ich sehr, dass Sie uns das mitteilen werden. Wir möchten ganz bestimmt nicht, dass die Ermittlungen durch Ressentiments behindert werden.«
    Kleinlaut sahen sie Morrow an, sie waren auf einem unhaltbaren Mythos herumgeritten und dabei erwischt worden.
Sie beugte sich vor, um ihnen den Rest zu geben: »Ihr wurdet ja gar nicht verhaftet. Wenn man euch verhaftet hätte, wärt ihr jetzt nicht hier, sondern würdet auf dem Revier verhört werden. Da fällt jede Menge Papierkram an, so was macht man nicht zum Spaß.«
    »Wissen Sie was?« Omars Knie gab nach, und er sah sie an. »Wir waren blöd. Es war meine Schuld, wir haben eine Notbremsung hingelegt, sind aus dem Wagen gesprungen und auf sie zugerannt. Ich hab nicht dran gedacht, wie wir aussehen …«, er kratzte sich fest am Kopf und seufzte. »Und ich hab eine Reihe von Stichworten geliefert … da wäre jeder beunruhigt gewesen, denke ich.«
    »Wie zum Beispiel?«
    »Waffen. Transporter. Entführung.«
    »Afghanistan!«, warf Mo ein, als handelte es sich um ein Ratespiel.
    »Wieso haben Sie Afghanistan gesagt?«
    »Na ja, weil die davon angefangen haben, die Gangster, bevor sie abgehauen sind … ›Das ist für Afghanistan‹, aber es klang irgendwie komisch.«
    Mo nickte. »Ja, das klang nicht ganz koscher.«
    »Wie so ein bescheuerter Spruch von Stephen Segal. Wie von jemandem, der zu viele Actionfilme sieht und da drin hängengeblieben ist.«
    Sie redeten miteinander, nicht mit ihr und sie redeten immer schneller, allmählich kam Leben hinein.
    »Ja, aber schlechte Actionfilme«, pflichtete ihm Mo bei und machte einen Schwarzenegger-Akzent nach: »Das ist die Rache«, aber der Witz war nur halbherzig und an niemanden außer den Bürgersteig gerichtet.
    Omar lächelte und wiederholte pflichtbewusst in Terminator-Manier:
»Rache … Jedenfalls sind wir rausgesprungen, und die haben uns Fragen gestellt, und dann hab ich den Transporter unter der Brücke durchfahren sehen und nicht nachgedacht, sondern bin drauf zugerannt. Die müssen einen Riesenschreck gekriegt haben, denn die haben mich sofort im Polizeigriff gepackt. Meine Schulter tut immer noch ein bisschen weh.«
    Mo streckte die Hand aus und tätschelte seinem Freund über den Rücken. Sie waren sehr vertraut miteinander, und Omar war so einsichtig und ehrlich, wie man es bei einem jungen Mann nur selten erlebte.
    »Ihr habt den Transporter gesehen?«
    »Wir standen auf der Autobahnbrücke und sahen den Wagen untendrunter durchfahren, und ich bin sofort an die Brüstung gerannt, aber die haben mich aufgehalten.«
    »Auf der Brücke?«
    »Bei Haggs Castle.«
    »Super.« Sie zog ihr Notizbuch heraus und notierte sich etwas. »Dann muss es Aufnahmen von den Überwachungskameras geben.«
    »Die haben mir echt an der Schulter wehgetan …«
    »Dafür kann ich mich nur entschuldigen.«
    »Ja und wir hatten ja sowieso wahnsinnig Schiss, wegen dem Blut und Aleesha und dem Ganzen.«
    »Sie wurde ins Krankenhaus gebracht.«
    »Ich weiß.«
    »Ich bin sicher, dass es ihr gutgeht.« Eigentlich hatte sie gar keine Ahnung, wie es Aleesha ging, sie hatte gehört, wie jemand gesagt hatte, es sei alles in Ordnung, aber sie selbst hatte nicht mit dem Krankenhaus gesprochen, also fügte sie hinzu: »Sie ist in den besten Händen …« Sie bediente sich
dieser hohlen Klischees, um Abstand zu wahren und sich nicht zu sehr mit ihren Gesprächspartnern zu identifizieren. Die bittere Nacht strömte die Straße herab, fuhr ihnen kalt um die Fußknöchel. »Waren Sie im Flur, als die Männer hereinkamen?«
    »Nein.«
    »Wo waren Sie?«
    »Draußen im Wagen.«
    »Wo?«
    Sie zeigten auf

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