In der Stille der Nacht - Thriller
Katers lag. Er schloss seine wässrigen Augen, wollte schniefen, aber die brutale Aktion störte das zarte Gleichgewicht der Kräfte hinter seinen Lidern und er wand sich vor Schmerz. »Uuuhh.«
»Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
»Ach, ja. Okay.« Er hielt die Augen geschlossen, wartete bis der Schmerz nachließ.
»Du findest es dreckig und das ist dein gutes Recht.«
»Sieh dir das an.«
Unter Aufwendung übermenschlicher Anstrengung öffnete Shugie ein geschwollenes Auge und folgte Pats Finger zu einer Stelle in der Ferne, an der Boden und Wand aufeinandertrafen. Er schielte hin: Etwas kleines Braunes hatte sich dort einen weißen Pelzmantel stehen lassen.
»Was zum Teufel ist das?«
Shugie zuckte mit den Schultern. »Eine Orange?«
»Eine Orange?«
»Oder eine Mandarine?«
»Das ist Scheiße.«
Sie hörten wie Eddy mit schweren Schritten auf den Treppenstufen von oben herunterkam, wo er vor dem Zimmer des alten Mannes Wache gehalten hatte.
»In deinem verfluchten Wohnzimmer liegt Hundekacke.« Pat hob die Stimme, formulierte die Anklage ein weiteres Mal, damit Eddy sie auch hörte.
»Nein«, sagte Shugie und seufzte, weil ihn das Sprechen so sehr anstrengte: »Hier war seit drei Monaten kein Hund mehr drin, Mann.«
»Dann liegt es schon seit drei Monaten hier. Guck dir den weißen Flaum an.«
Shugie tat wie ihm geheißen. »Nein«, sagte er noch immer nicht überzeugt, »das ist bloß eine alte Mandarine oder so.«
Pat sah Eddy vorwurfsvoll an, bekam aber keine Gelegenheit, etwas zu sagen.
»Du bist dran«, sagte Eddy und deutete mit dem Daumen über die Schulter hinter sich zur Treppe.
»Hier …« Pat fehlten die Worte. Er zeigte auf den pelzigen weißbraunen Fremdkörper an der Wand.
Shugie warf die Hände hoch und krächzte Eddy hilfesuchend an: »Der dreht durch wegen’ner alten Orange oder so.«
Zum Zeichen seiner Solidarität ließ sich Eddy neben Shugie aufs Sofa fallen. Abrupt setzte er sich jedoch wieder gerade hin und riss die Augen auf. Er sprang auf die Füße, versuchte sich umzudrehen, wollte seinen feuchten Hosenboden sehen, fuhr sich mit der Hand an den Hintern, um den Urin abzuwischen, überlegte es sich anders und wedelte mit der Hand darüber. »Oh, du Dreckschwein …«
Pat packte ihn am Arm und zog ihn unsanft in die Küche. »Komm mit.«
Im trüben Licht des Morgens sah die Küche noch schlimmer aus. Das Fenster über der Spüle war kaputt, in der unteren Ecke fehlte ein dreieckiges Stück Glas, auf der restlichen Scheibe war jeder Spritzer Schmutzwasser, der sie je getroffen hatte, konserviert geblieben, eine dicke Schicht grauer Sprenkel, die sich von der Rückseite der Mischbatterie aus verteilt hatten. Hinter der Schmutzschicht glänzte die Spitze der silberfarbenen Motorhaube des Lexus in der Sonne.
Aus der Mauer aus Müllsäcken, die den Durchgang zur Hintertür versperrte, sickerte eine klebrige Masse zu Boden, und die unteren Säcke standen in einer Lache aus etwas Weißem.
»Hier kann ich nicht bleiben«, sagte Pat.
Eddy stand dicht bei ihm, kaute auf seiner Unterlippe.
»Das ist nicht …«, Pat sah sich um, »… gesund!«
»Pat …«
Pat deutete auf das Wohnzimmer. »Da drin liegt ein Scheißhaufen, mit einer Schimmelschicht drauf.«
Eddy kniff sich die Nase zu, hielt inne und schloss die Augen. Was er als Nächstes sagte, klang gezwungen geduldig. »War schon schwierig genug, bis ich das hier überhaupt gefunden hatte …«
»Was war daran schwer?«, schrie Pat. »Der Arsch säuft in deiner Stammkneipe. Du hast ihm bloß einen ausgegeben.«
Eddy hielt die Augen immer noch geschlossen. »Ich habe mir eine ganze Reihe möglicher Verstecke angesehen …«
»Ach?! ›Willst du was trinken?‹«, schrie Pat und fuchtelte wütend mit den Händen. »›Hey du, du stinkst nach Pisse, hast du vielleicht ein Haus? Darf ich eine Geisel bei dir verstecken? Liegt auch Scheiße in der Ecke?‹« In der Hoffnung auf irgendeine Reaktion drehte sich Pat zu ihm um und starrte in den Lauf von Eddys Pistole. Eddy sprach ganz ruhig: »Patrick«, sagte er, »ich habe mir viel Arbeit gemacht, aber du scheinst das nicht zu würdigen.«
Pat war von dem tiefschwarzen Kreis vor seiner Nase wie hypnotisiert.
»Ich habe versucht, vernünftig mit dir zu reden«, flüsterte Eddy und ein Beben schlich sich in seine Stimme, als ihm die Ungeheuerlichkeit dessen, was er tat, bewusstwurde. Er betrachtete Pats Mund sehr genau, als fürchtete er sich davor, in die Augen
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