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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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allererstes gefallen.
    »Guck mal hier, Brian.« Sie fuhr mit den Fingern über die wässrig rote Farbschicht und sah, als sie zu ihm aufblickte, dass er lächelnd ihre Hand betrachtete. Sie hatte auf seine
Lippen gesehen und genau gewusst, welche Worte sie bilden würden.
    »Das ist eine wunderbare Farbe, nicht wahr?«
    Wütend starrte sie jetzt die Tür an und ihr Mund bewegte sich lautlos, formte die Worte - das ist eine wunderbare Farbe.
    Die Geradlinigkeit des Mannes war verschwunden, die Beständigkeit, in die sie sich verliebt hatte. Brian war zu dem Chaos geworden, dem sie hatte entfliehen wollen.
    Der Rücken des Briefträgers versperrte ihr plötzlich die Sicht. Er öffnete das Tor und ließ es weit offen stehen, als er den Pfad entlangging, einen Packen Briefe durchsah, die Werbesendungen und Rechnungen heraussuchte, die für sie bestimmt waren, und durch den Schlitz in der Tür steckte. Er sah nicht auf, als er zurück und auf sie zukam, sondern sortierte bereits die Sendungen für das nächste Haus. In den Bäumen zwitscherten die Vögel. Ein Pendler im grauen Anzug mit Aktentasche überquerte die Straße zu seinem Auto. Allmählich rührten sich die Leute. Sie musste hineingehen oder man würde sie dabei entdecken, wie sie ihr eigenes Zuhause beobachtete.
    Plötzlich überkam sie die Sehnsucht, Danny zu sehen, mit ihm zu sprechen, in wohlvertrautes Fahrwasser zurückzukehren. Sie kannte Danny, verstand ihn, wusste wie er reagieren würde. Er war nie mal so und dann wieder anders. Danny war immer derselbe und bedauerte es nicht.
    Irgendwie vermischten sich der Gedanke an Danny und der Fall Anwar miteinander, das lag an der Gegend, weil sie dort beide zur Schule gegangen waren. Sie hatte ihn nie zuvor um Hilfe gebeten, hatte diese Welten so weit wie möglich getrennt, aber sie war so wütend auf Bannerman, dass sie bereit war, einen Besuch in Erwägung zu ziehen.

    Brian war da drin, möglicherweise wach, und fragte sich, wo sie war, warum sie nicht nach Hause gekommen war, warum sie ihr Handy ausgeschaltet hatte.
    Als sie nach dem Schlüssel greifen wollte, zögerte ihre Hand einen Augenblick. Doch dann drehte sie ihn im Schloss, ließ den Motor an und fuhr los, zurück in die vibrierende kreischende Stadt.

13
    Um diese Zeit frühmorgens dauerte die Fahrt von zu Hause nur zwanzig Minuten, trotzdem trennten sie Welten von dem brandneuen Wohnblock mit den Luxusapartments.
    Als sie die Handbremse zog, sah Morrow zu den Balkons hinauf. Die Apartments waren während des Häuserbooms aus dem Boden gestampft worden und begannen sich bereits aufzulösen. Eine ganze Reihe war mit schmutzigem Geld gekauft worden, zu einer Zeit, als jede x-beliebige Immobilie eine gute Investition darstellte. Doch die Gangster waren nicht bereit, exorbitante Unterhaltungskosten zu bezahlen, und so kamen die Wohnungen völlig herunter.
    Müllsäcke wurden einfach in die Fahrstühle geworfen und die besten Parkplätze mit Verkehrshütchen blockiert. Der Hauswart kümmerte sich nicht mehr um das Gebäude, überall in den Fluren waren die Lampen kaputt und die Löcher in den Wänden des Gemeinschaftseigentums blieben unverputzt. Ein einziger Fahrstuhl in der gesamten Wohnanlage war allerdings immer gut in Schuss, niemand hätte es gewagt, dort hineinzupissen oder die Plastikknöpfe mit einem Feuerzeug anzukokeln: Es war der Fahrstuhl, der zu Dannys Penthouse führte.
    Morrow hatte die Einfahrt zu dem unterirdischen Parkhaus hinter sich gelassen und fuhr nun auf der Straße seitlich ran. Es wäre sicherer gewesen, in die Tiefgarage zu fahren,
aber wenn sie von unten bei Danny geklingelt hätte, wäre er gewarnt gewesen und hätte gewusst, dass sie hochkam. Wenn er die Chance hätte, würde er alles Belastende verstecken, und sie würden sich der peinlichen Prozedur unterwerfen müssen und zunächst über seine Wachschutzfirmen, seine Probleme mit der Buchhaltung und der Führung seiner Angestellten sprechen zu müssen. Er bewegte sich am Rande der Legalität, leitete eine Reihe von Sicherheitsunternehmen, mit denen er ein bestimmtes Gebiet beherrschte und für die er Verträge sicherte, indem er seinen Geschäftspartnern mit Sabotage drohte. Wer Dannys Firma nicht beauftragte, musste so lange mit Bränden und Angriffen auf Angestellte rechnen, bis er klein beigab. Danny war einmal sogar in die Zeitung gekommen, eine ganze Seite nach dem Motto »Stoppt diesen bösen Mann«. Ihn am frühen Morgen zu überfallen war riskant, aber immerhin

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