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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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»Sie müssen im falschen Haus gewesen sein. Ich meine, sie suchen jemanden, der ›Rob‹ heißt, und sie wollen zwei Millionen Pfund, es muss das falsche Haus sein …«
    »Bob«, sagte Morrow.
    Billal sah sie an. »Wie bitte?«
    »Bob«, sagte sie knapp. »Die Täter haben nach einem Bob gefragt.«
    Er zuckte zusammen, starrte stirnrunzelnd auf das Band in der Tüte, dann zum Fenster hinaus.
    »Billal, warum haben Sie den Namen geändert und behauptet, die Rede sei von einem Rob gewesen?«
    Er kämpfte einen Augenblick mit seinen Gedanken und als er endlich wieder etwas sagte, klang seine Stimme angespannt und heiser. »Bob … das ist mein Bruder … manchmal wird er Bob genannt. Wir dachten, es sei besser, wenn Sie … wir dachten, Sie würden sich darauf konzentrieren, meinen Dad zu finden …«
    »Wenn wir die Familie nicht im Verdacht hätten?«
    »Ja, das stimmt aber doch, oder nicht?« Er sah von einem zum anderen. »Sie würden sich mehr anstrengen, meinen Dad zu finden, wenn Sie es für einen Irrtum halten und denken würden, dass der falsche Mann entführt wurde, oder nicht? Wir haben gedacht … genau genommen habe ich das gedacht, es war meine Idee, zu behaupten, sie hätten nach
Rob gefragt.« Er lachte ein klägliches Lachen. »Meine Idee. Krieg ich jetzt Ärger?«
    »Sehen Sie«, Bannerman beugte sich mitfühlend vor, »jetzt haben wir das Problem, dass wir tatsächlich misstrauisch geworden sind. Weil Sie gelogen haben.«
    Billal versuchte zu lächeln, aber seine Lippen wollten ihm nicht gehorchen.
    »Tut mir leid«, flüsterte er. »Mein Bruder ist ein guter Junge.«
    »Ich bin sicher, dass er das ist.«
    »Nein, ist er wirklich«, beharrte er, haderte mit sich selbst. »Er ist ein guter Junge …«
    »Fällt Ihnen jemand ein, der es auf ihn abgesehen haben könnte?«
    »Nein. Nein, nein, nein.«
    Viel zu unerschütterlich, dachte Morrow. »Womit verdient Ihr Bruder seinen Lebensunterhalt?«, fragte sie.
    Billal war blass geworden und rieb sich mit der flachen Hand über das Gesicht, als wollte er etwas abwischen. »Ah, äh, na ja, er hat gerade eine Firma gegründet. Erst kürzlich, vor zwei Monaten.«
    »Was für eine Firma?«
    »Import/Export.«
    Import. Export. Die Worte hallten durch den Raum, sprachlos sah Morrow Bannerman an. Ihm war der Mund offen stehengeblieben, aus seinem Gesicht wich die Farbe und es wurde grau. Import/Export. Eine Strafverfolgung war kaum möglich.
    Bannerman räusperte sich. »Und welche Waren importiert und exportiert er?«
    »Ich verstehe selbst nicht viel vom Geschäft«, sagte Billal,
»aber es hat wohl mit Computerchips oder so zu tun.« Er sah sie an, als müssten sie es wissen. »Silikonchips?« Bannermann nickte seine Schuhe an. »Verstehe.« Er schluckte. »Ja, ja, verstehe.«
    Morrow hatte plötzlich das Bedürfnis hysterisch zu kichern. Sie hatten, nachdem der Fall Halligan bekanntgeworden war, alle den Vortrag über Umsatzsteuerbetrug gehört, aber anders als bei anderen Vorträgen, waren die Fakten hier bei wirklich jedem hängengeblieben, denn es handelte sich um groteske Summen: Ein einzelner Geschäftsmann hatte durch reinen Papierbetrug 15 Millionen Pfund in drei Monaten beiseitegeschafft, eine Gruppe von drei Personen aus Birmingham hatte fünfzig Millionen in zehn Monaten geschafft - den Steuerzahler kostete das allein in einem Jahr 1,5 Milliarden Pfund. Die Zahlen waren schwindelerregend, aber noch erstaunlicher war die Aufklärungsrate: In demselben Zeitraum wurden nur zwei Millionen wieder aufgefunden, ein Bruchteil dessen, was gestohlen worden war.
    Jeder hasste diese Fälle, weil sich die Fakten vor den Geschworenen nur schwer darstellen ließen. Es gab kaum Beweismaterial, entweder handelte es sich um winzige Silkonchips oder um Handys, oder es existierte gar nichts. Belastende Unterlagen gab es nur wenige, Firmen und Tochterfirmen verschwanden und tauchten wieder auf, Geschäftsführer änderten ihre Namen und das Schlimmste war, die meisten Täter waren kleine Geschäftsleute, Ladenbesitzer, nette Männer, gewöhnliche Typen, die niemandem etwas Böses wollten und nur auf dem Papier logen. Geschworene brachten es meist nicht fertig, sie in den Knast zu schicken.
    Zwei Millionen waren bei Umsatzsteuerbetrug gar nichts.
Zwei Millionen verdiente man in zwei Tagen. Zwei Millionen war genau die Summe, die unprofessionelle Vollidioten ohne Schusswaffenerfahrung von einem Steuerbetrüger verlangen würden, genau die Scheibe, die sie sich von dem

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