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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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und Zigaretten in der anderen hatte. Sonnenschein sickerte durch die schmutzigen Fenster, und Senga machte es sich wieder mit ihrer Chipstüte bequem. Der Whisky brannte erst angenehm in seinem Mund dann in seinem Rachen. Shugie im Nirwana.
    Als er sein Bierglas hob, um nachzuspülen, den Kopf in den Nacken legte, um seine heilige Kommunion zu empfangen, fiel sein Blick auf den stummen Fernseher in der Ecke. Nachrichten auf Sky. Ein rotes Textband erschien am unteren Bildschirmrand. Geschäftsmann aus Glasgow entführt. Polizei bittet um Hinweise. Shugie wusste Bescheid. Er hatte es immer noch drauf, war immer noch in Betrügereien unterwegs, zog Dinger durch, hatte Dreck am Stecken. Er war immer noch der, für den er sich hielt. Er lächelte vor sich hin, stellte sein Glas auf den Tresen, nahm Blickkontakt zu Senga auf und zwinkerte ihr zu.

    Hätte sie es drauf angelegt, hätte sie es nicht so gut hinbekommen: Mit perfekter Präzision und ohne vorher zu üben, sah ihn Senga an, schüttelte scherzhaft tadelnd den Kopf und furzte laut.

    Billal hatte gewusst, dass die Polizei kommen würde. Er öffnete feierlich die Tür, lud sie ein, das stille Haus zu betreten.
    Bannerman murmelte Höflichkeiten, aber Billal antwortete nicht. Er schloss die Tür hinter ihnen. Erst jetzt fiel ihnen auf, wie still es in dem Haus war, wie behaglich und warm. Der Teppich im Flur schien weicher noch als gestern, dicker. Die Tür zum Schlafzimmer stand leicht offen und sie hörten Meeshra leise schnarchen, sie hielt Mittagsschlaf mit ihrem Baby.
    Einzig das Blut an der Wand und auf der Uhr erinnerte an die vergangene Nacht. Jemand hatte versucht, das Blut mit heißem Wasser wegzuputzen, das erkannte Morrow an den rostig braunen Schmierflecken. Ein Mann. Frauen wissen, wie man Blut entfernt. Niemals Blut mit heißem Wasser abwaschen, hatte ihre Mutter ihr über ihre Unterhosen gebeugt erklärt, weil es sich in den Stoff frisst. Das war das einzig nützliche, das sie je von ihr gelernt hatte, außer vielleicht, dass man im Fußballstadion keinen Ehemann findet.
    Billal wies ihnen mit einer Geste den Weg ins Wohnzimmer. Es war eine Symphonie aus Pfirsich und Weiß, alles ordentlich, weiße und silberfarbene Deko-Gegenstände standen sorgfältig aufgereiht auf dem Kaminsims und darüber hing ein großer gerahmter Spiegel. Morrow hatte den Eindruck, dass sich niemand häufig hier aufhielt. Die Küche war nur zum Stehen, der Tisch war nicht groß genug für die ganze Familie. Sie waren keine Familie, die zusammen aß.

    Billal wartete bis Morrow und Bannerman eingetreten waren und ergriff dann das Wort: »Die Entführer haben mit meinem Bruder gesprochen, deshalb weiß ich nicht genau, was sie gesagt haben.« Er senkte seinen großen kantigen Körper sachte auf die Kante eines mit Volants besetzten Sofas, dessen Arm- und Rückenlehne wie Lippen geschwungen waren. »Aber ich habe das Band für Sie.« Er hielt ihnen eine schwarze Minikassette entgegen. Bannerman nahm sie, ließ sie in einen Asservatenbeutel fallen und steckte diesen in seine Tasche. Er nahm ein Etikett heraus und ließ es sich von Billal unterschreiben.
    »Wozu ist das?«, fragte er und schrieb seinen Namen auf die gestrichelte Linie. »Ich unterzeichne doch nicht mein Todesurteil oder?«
    »Nein, nein«, Bannerman lächelte freundlich, »falls es als Beweismittel genutzt wird, müssen wir wissen, wer Zugang dazu hatte.«
    »Verstehe.« Er gab das Etikett zurück und wirkte unsicher. »Ich weiß nicht, ob es mein Bruder auch angefasst hat. Er war dabei …«
    »Hat er es aus dem Gerät entfernt?«
    »Äh, nein, ich glaube nicht … äh, nein.« Billal hatte vergangene Nacht das Kommando übernommen, seinem Bruder gesagt, er solle einsteigen, hatte mit Meeshra geschimpft, weil sie nicht richtig gestillt hatte, aber jetzt wirkte er passiv.
    »Ist Ihr Bruder da?«
    »Nein. Er ist …« Nervös wischte er eine nicht existierende Staubfluse vom Kissen neben sich. »Omar ist weggegangen.«
    »Was haben die Entführer gefordert?«, fragte Bannerman und setzte sich vorsichtig wieder in den Sessel, versuchte, nichts in Unordnung zu bringen.

    »Zwei Millionen bis heute Abend.« Billal suchte den gläsernen Wohnzimmertisch vor sich nach Hinweisen ab. »Ich meine, wo zum Teufel denken die, dass wir das herkriegen sollen?«
    »Warum, glauben Sie, fordern die Entführer so viel?«
    Er blies Luft durch die Lippen und zuckte mit den Schultern. »Sie müssen …« Er hörte auf, nachzudenken.

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