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In die Nacht hinein: Roman (German Edition)

In die Nacht hinein: Roman (German Edition)

Titel: In die Nacht hinein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cunningham
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vermutlich darauf einstellen, als solider, kleinerer Kunsthändler alt zu werden, respektiert, aber nicht gefürchtet.
    Es wäre gut, es wäre sehr gut, wenn die Chens eine dieser Vasen in Caroles Garten leuchten sehen würden. Er kann sich vermutlich darauf verlassen, dass Carole seinen Namen erwähnt.
    Wäre es makaber, Bette so bald anzurufen?
    »Hey, Bette.«
    »Hallo, Peter.War schön, dich gestern zu sehen.«
    »Und, was halten wir am Tag danach von dem Hai?«
    »Ich persönlich meine, dass es ein toter Hai in einem großen Eisenkasten ist, und ich kann es kaum abwarten, nach Spanien zu kommen und mir Gedanken über Tomaten zu machen.«
    »Carole Potter hat mich gerade angerufen. Sie hat es auf ihrem Anwesen in Greenwich mit einem Krim probiert.«
    »Carole ist großartig. Du hast Glück, dass du sie hast.«
    »Aber beim Krim geht der Daumen runter.«
    »Kannst du’s ihr verübeln? Ich meine, zunächst einmal riechen sie.«
    »Sie hat ihn draußen.«
    »Trotzdem.«
    »Also, hör zu.«
    »Du willst ihr ein paar Groffs zeigen.«
    »Hast du das gestern ernst gemeint?«
    »Natürlich. Ich wollte ihn heute anrufen.«
    »Jetzt kommt der Haken.« »Was?«
    »Momma will den Krim sofort weghaben und etwas anderes an seiner Stelle, am liebsten morgen . Die Chens kommen zu ihr.«
    »Die Chens sind Mörder.«
    »Kennst du jemanden, den sie tatsächlich umgebracht haben?«
    »Du weißt, was ich meine. Es sind Räuberbarone, wieder einmal.«
    »Heißt das, dass ich verdorben und korrupt bin?«
    »Nein. Ich weiß es nicht. An irgendjemanden muss man das ganze Zeug verkaufen. Und hey, für Rupert wäre es gut.«
    »Du rufst ihn also an.«
    »M-hm. Auf der Stelle.«
    »Du bist die Beste.«
    »Ich denke über meine spanischen Tomaten nach.«
    »Tschüs.«
    »Tschüs.«
    Uff.
    Mach es einfach. Zieh es einfach durch. Denk dran, es geschieht nicht umsonst. Denk dran, dass dich all das möglicherweise (bitte, lieber Gott) in Kontakt mit einem Genie bringt, unbekannt, unerkannt, einem Prometheus, der jetzt ein Kind in Dayton, Ohio, ist oder ein Jugendlicher in Bombay oder ein Mystiker in den Dschungeln von Ecuador.
     
    Der Tag schreitet voran.
    Siebenunddreißig neue E-Mails. Beantworte fünfzehn davon, heb die übrigen für später auf.
    Mach weitere Anrufe.
    Tyler und sein Trupp kommen, fangen an, die Vincents in Kisten zu verstauen. Uta kümmert sich darum. Peter sagt kurz hallo, verkriecht sich in seinem Büro.
    »Victoria, Peter noch mal. Wollte dir bloß Bescheid sagen, dass die Vincents auf dem Weg nach draußen sind. Du kannst dein Zeug jederzeit vorbeibringen.«
    Eine neue E-Mail, von Glen Howard. Er hatte einen Atelierbesuch von den Biennale-Leuten, sein Stern ist eindeutig im Aufsteigen begriffen, vielleicht will Peter es sich noch mal überlegen, ob er ihm im September wirklich nur den hinteren Teil der Galerie geben will.
    Glen, die Biennale-Leute besuchen Hunderte von Künstlern, und selbst wenn sie dich auswählen, würdest du dich wundern, wie wenig das ausmacht. Schau dir die Biennale-Liste vor zehn Jahren an. Du wirst keinen einzigen Namen kennen.
    Denk darüber nach, wie du das formulierst. Das kann bis nach dem Lunch warten.
    »Peter, Bette hier. Ich habe Rupert angerufen, er wartet darauf, dass du dich bei ihm meldest.«
    Sie gibt ihm die Nummer.
    »Du bist die Größte«, sagt er.
    »Sag’s nicht weiter.«
    Eine ironische Lustlosigkeit schwingt in ihrem Tonfall mit – ist sie zu dem Schluss gekommen, dass Peter letztlich auch nur eins der Arschlöcher ist?
    Scheiß drauf. Er kann aller Wahrscheinlichkeit nach sofort einen Groff verkaufen, und genau dazu brauchen Künstler ihre Händler, stimmt’s? Kunst muss verkauft werden. Groff ist an einem heiklen Punkt angelangt – er ist noch nicht berühmt genug, um hohe Preise zu verlangen, aber das Herstellen seiner Arbeiten kostet ein Vermögen.
    Ruf Rupert Groff an. Nur seine Voicemail. »Hey, Groff hier, Sie wissen, was Sie machen müssen.«
    »Rupert, hier ist Peter Harris. Ein Freund von Bette Rice. Würde gern mit Ihnen reden, wenn Sie einen Moment Zeit haben.«
    Hinterlass die Nummer.
    Etwas zum Lunch bestellen, für sich, Uta, Tyler und seine Leute. Uta ist beschäftigt – Peter Harris, ein sehr guter Boss, stört es nicht, den Anruf zu machen. Für ihn Caesar-Salat mit gegrilltem Hähnchen oder ein Wrap mit geräuchertem Truthahnfleisch? Salat. Der Sommer kommt, höchste Zeit, die Kohlehydrate wegzulassen. (In welchem Alter hörst du auf, dir über

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