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In die Nacht hinein: Roman (German Edition)

In die Nacht hinein: Roman (German Edition)

Titel: In die Nacht hinein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cunningham
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solche Sachen Gedanken zu machen?) Anderseits ist da sein komischer Magen (Krebs?). Truthahn-Wrap.
    Siebzehn neue E-Mails, seit er zum letzten Mal nachgesehen hat. Eine von Victoria – sie wird alles tun, um ein Gespräch zu vermeiden. PETER, MACHE NOCH EIN PAAR LETZTE FEINHEITEN HABE DIE ARBEITEN BIS SPÄTESTENS MGN UM 11 DORT, XXX V
    VIC, DAS IST KLASSE, BIS MORGEN UM 11, DU SAGST MIR NATÜRLICH BESCHEID, WENN ICH DIR IRGENDWIE AUF IRGENDEINE WEISE HELFEN KANN.
    Bobby kommt mittags, um ihm die Haare zu schneiden. »Hallo, mein Hübscher.« Bobby flirtet mit Peter wie Peter mit seinen Kundinnen mittleren Alters, und vermutlich aus den gleichen Gründen. Trotzdem, Bobby ist gut, und er ist bereit, montags Hausbesuche zu machen, wenn alle Salons ebenso geschlossen haben wie die Kunstgalerien.
    Sie gehen gemeinsam ins Badezimmer, und Bobby macht sich ans Werk. Bobby hält seine Monologe, Peter dämmert ab und zu weg.
    Er hat einen Argentinier kennengelernt, ein bisschen älter als er, aber schlichtweg hinreißend (Bobby, so scheint es, hat noch nie einen Mann kennengelernt, der nicht schlichtweg hinreißend ist), er will Bobby für eine Woche nach Buenos Aires mitnehmen, aber Bobby ist sich nicht sicher, ich meine, ich habe das schon mal erlebt, stimmt’s, Peter? Ich meine, sie scheinen nett zu sein, aber dann kommt man mit ihnen zu einem weit abgelegenen Ort, und sie bezahlen alle Rechnungen und erwarten, na ja, ist egal, was sie erwarten (es ist üblich, dass Bobby dunkle sexuelle Handlungen andeutet, aber nie ins Detail geht), und offen gestanden, na ja, du kennst mich …
    Und so weiter. Es geht immer weiter (wie macht Bobby das, wie schafft er es, dass ihm nie der Gesprächsstoff ausgeht?), und Peter lässt sich treiben (wird Groff zurückrufen, hat er Bettes Achtung verloren?). Dann:
    »Peter, Schätzchen, hast du schon mal dran gedacht, ein bisschen was von dem Grau loszuwerden?«
    Hä?
    »Bloß ein Gedanke.Was bist du, fünfundvierzig?«
    »Vierundvierzig.«
    »Wir machen das nach und nach. Woche für Woche. Ich meine, du würdest nicht eines Tages auftauchen, und das ganze Grau ist weg. Die Leute würden es nicht mal bemerken.«
    In Peters Bauch tut sich eine Art Falltür auf.
    »Ich glaube, ich habe gedacht, es wäre irgendwie … vornehm.«
    Er sagt Bobby nicht, dass er gedacht hatte, es wäre irgendwie … sexy.
    »Vornehm ist das mit sechzig. Du würdest zehn Jahre jünger aussehen.«
    Peter wird von einem überraschenden Gefühlsaufruhr erfasst. Sieht er wirklich so alt aus? Ist es jämmerlich, jünger aussehen zu wollen? Er kann es nicht tun, selbst wenn er es wollte, oder? Die Leute würden es bemerken, egal, wie behutsam es geschieht; er würde ein Mann sein, der sich die Haare färbt, und er würde für immer seine Seriosität verlieren, aber vielleicht könnte Bobby ja nur ein bisschen Grau beseitigen, zum Beispiel die Hälfte, und die Leute würden es wirklich nicht bemerken, sie würden bloß denken, dass er vitaler und, okay, ein bisschen weniger alt aussähe.
    Leck mich, Bobby. Warum hast du das zur Sprache gebracht?
    »Ich glaube nicht«, sagt er.
    »Denk drüber nach, okay?«
    »Klar.«
    Bobby beendet sein Werk, steckt sein Geld ein. Peter begleitet ihn zur Haustür, vorbei an Tyler und seinem Trupp, die es, wie’s scheint, nicht besonders eilig haben, die Vincents abzuhängen. Der kahl rasierte Carl, einer von Tylers Helfern, wirft Peter einen Blick zu – denkt er möglicherweise, Peter vögelt mit Bobby? Na schön, soll er denken, was er will.
    Auf dem Gehsteig küsst Bobby die Luft neben Peters Gesicht, springt auf seine hellblaue Vespa und tuckert davon. Bobby ist wie die Mädchen in den Komödien aus den vierziger Jahren, hübsch und lebenshungrig und berechnend, jung genug, um davon überzeugt zu sein, dass die großen Überraschungen erst noch kommen, nur unsicher, ob er mit irgendeinem Don Juan nach Argentinien gehen soll. Dort fährt er dahin, keck und unverzeihlich seicht, auf zu neuen Abenteuern.
    Peter geht wieder hinein. Zurück zum Geschäft.
    Ein weiteres Dutzend E-Mails. Lies sie später.Antworte erst Glen Howard.
    HEY, GLEN, DAS MIT DEN BIENNALE-LEUTEN IST GROSS-ARTIG! HOFFENTLICH SIND SIE SO VERNÜNFTIG UND NEHMEN DICH. BEDAURE, DIR SAGEN ZU MÜSSEN, DASS DER VORDERE TEIL DER GALERIE FÜR DEN HERBST VOLL AUS-GEBUCHT IST, ABER ICH VERSPRECHE DIR, DASS WIR DIR EINE WUNDERSCHÖNE AUSSTELLUNG AUSRICHTEN UND MASSENHAFT LEUTE KOMMEN WERDEN, DIE SIE SEHEN WOLLEN. DEIN P.
    Rupert

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