In die Nacht hinein: Roman (German Edition)
Amerikaner gilt. Sie sind Chinesen, um Himmels willen, sie sind die Hoffnung für die Zukunft (und, na ja, möglicherweise deren Untergang).
»Ich habe von ihnen gehört.« »Sie ist zauberhaft. Er kann ein bisschen langweilig sein, offen gestanden. Ich werde die Rinxes einladen, damit sie mir bei Hong helfen. Anne Rinx spricht sogar Mandarin, hast du das gewusst?«
»Nein.«
»Jedenfalls. Ich glaube, dass wenigstens der Krim bis dahin weg sein muss.«
»Meinst du, die Chens bringen Schnauzer mit?«
Ha.
Okay, nicht so komisch. Denk dran, Peter, du bist ein Zwischending aus Freund und gedungenem Helfer. Du hast gewisse Freiheiten, aber du darfst nicht schnippisch werden.
»Ich hätte bis dahin so gern etwas Neues dort stehen. Wenn das auch nur annähernd möglich ist.«
»Möglich ist vieles. Der Haken ist, dass ich diese Woche eine neue Ausstellung hänge.«
»Aha?«
»Victoria Hwang. Hast du die Einladung bekommen?«
»Ach, bestimmt. Diese Woche fällt also aus?«
»Lass mich kurz nachdenken. Ich könnte vermutlich am späten Mittwochnachmittag rauskommen.«
»Wenn es zu spät ist, haben wir kein Licht mehr. Der Teil des Gartens bekommt nur bis gegen fünf Licht.«
»Ich kann vor fünf hinkommen.«
»Wirklich und wahrhaftig?«
»Ja.«
»Du bist ein absoluter Engel.«
»Mehr als gern geschehen. Ich lasse Uta die Züge checken, das geht schneller als mit dem Auto.«
»Ich danke dir.«
»Ganz und gar keine Ursache.«
»Ruf mich an und sag mir wegen dem Zug Bescheid, ja? Gus wird dich am Bahnhof abholen.«
»Großartig.«
»Ich liebe dich.«
»Ich dich auch.Tschüs.«
»Tschüs.«
Peter legt auf, gönnt sich einen Moment Zeit. Könige und Königinnen, Päpste und Handelsfürsten waren sicher anstrengender als Carole Potter. Das Komische ist, dass er Carole mag, und was er an ihr mag, ist seltsamerweise ihre aristokratische Anspruchshaltung. Gäbe es keine reichen Leute, wer würde alles sofort erledigt haben wollen, wer würde die freie Welt anregen? In der Theorie will man, dass jeder friedlich und seinen Bedürfnissen gemäß an den Ufern eines Flusses lebt. Tatsächlich aber fragt man sich, ob man sich dort nicht zu Tode langweilen würde. Tatsächlich bekommt man einen Anruf von jemandem wie Carole Potter, die kostbare Hühner hält und ein Doktorandenseminar über Landschaftsarchitektur halten könnte, die vier Angestellte hat (im Sommer mehr, während der Gästehochsaison), einen gut aussehenden, leicht lächerlichen Mann, eine wunderschöne Tochter in Harvard und einen unverbesserlichen Sohn, der am Bondi Beach dies oder das macht; Carole, die charmant und selbstironisch ist und, wenn sie bedrängt wird, von einer feindseligen Gleichgültigkeit sein kann, die grausamer ist als jede Wut, die Romane liest, ins Kino und ins Theater geht und, ja, ja, gesegnet sei sie, Kunst kauft, ernsthafte Kunst, über die sie sogar das eine oder andere weiß .
Die Energie, die diese Leute haben. Das Ausmaß, in dem sie sich kümmern.
Also okay. Noch ein Auftrag für Tyler. Schwing dich sofort hin und lass den Krim verschwinden.
Und was kann man stattdessen aus dem Hut zaubern?
Hm. Ein Rupert Groff könnte perfekt sein, nicht wahr?
Natürlich. Er sieht es deutlich vor sich, sofort: eine Vase von Groff, die am hinteren Ende von Caroles südlicher Rasenfläche schimmert, dem am wenigsten kultivierten und englischsten Teil ihres Freiluftreiches, überall Lavendel und Malve, mit einem vermoosten Teich. Es ist die ideale Stelle für einen Groff, eine der asymmetrischen, aber heroischen Bronzevasen, die von weitem aussieht wie eine Art postmoderner Klassiker, aber, wie sich bei näherer Überprüfung erweist, über und über mit Kraftausdrücken, politischen Tiraden, Anweisungen zum Bau von Rohrbomben, Rezepten zum Fressen der Reichen beschriftet ist. Das ist natürlich das Beunruhigende an Groff – seine Satiren auf maßlos teure, wunderschöne Dinge, die tatsächlich maßlos teure, wunderschöne Dinge sind. Was ein Teil des Scherzes sein soll. Was Carole Potter zu schätzen wissen wird.
Sie wird auch die Vorstellung zu schätzen wissen, dass Peter Groff vertritt. Gib’s zu: Carole wird dir gegenüber allmählich kühl, und der Fehlschlag mit dem Krim ist nicht gerade hilfreich. Peter macht das seit fast zwei Jahrzehnten und ist nie zu den Großen aufgestiegen. Er war loyal zu einer Gruppe von Künstlern, die halbwegs gut gingen, aber nicht sensationell. Wenn er nicht bald aufsteigt, kann er sich
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