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In einem anderen Land

In einem anderen Land

Titel: In einem anderen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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mir. Der Major erhob sich vom Telefon.
    «Es geht jetzt los», sagte er. «Es ist wieder umgeändert.»
    Ich sah ins Freie, es war dunkel und die österreichischen Scheinwerfer bewegten sich auf den B ergen hinter uns. Es war noch alles einen Augenblick ruhig, dann begann aus allen Geschützen hinter uns die Beschießung.
    «Savoia», sagte der Stabsarzt.
    «Was ist mit der Suppe, Major?» sagte ich. Er hörte mich nicht. Ich wiederholte es.
    «Sie ist nicht raufgekommen.»
    Eine große Granate kam und explodierte draußen in der Ziegelei. Noch eine explodierte, und in dem Krach hörte man das schwächere Geräusch von Steinen und Schmutz, die herabrieselten.
    «Was gibt's zu essen?»
    «Wir haben noch etwas pasta asciutta», sagte der Major.
    «Ich nehme, was Sie mir geben können.»
    Der Major sprach mit einer Ordonnanz, die im Hintergrund verschwand und mit einer Metallschüssel mit kalten, gekochten Makkaroni zurückkam. Ich reichte sie Gordini.
    «Haben Sie Käse?»
    Der Major sprach widerstrebend mit der Ordonnanz, die wieder in dem Loch untertauchte und mit dem Viertel von einem weißen Käse herauskam.
    «Vielen Dank», sagte ich.
    «Sie gehen besser nicht raus.»
    Draußen wurde etwas vorm Eingang abgestellt. Einer der beiden Männer, die es getragen hatten, sah herein.
    «Bringt ihn rein», sagte der Major. «Was ist denn mit euch los? Sollen wir vielleicht rauskommen und ihn reinholen?»
    Die beiden Krankenträger hoben den Mann unter den Armen und bei den Beinen an und brachten ihn herein.
    «Die Uniform aufschneiden», sagte der Major.
    Er hielt eine Pinzette mit etwas Gaze in der Hand. Die beiden Oberärzte zogen ihre Mäntel aus. «Macht, daß ihr hier rauskommt», sagte der Major zu den beiden Krankenträgern.
    «Komm», sagte ich zu Gordini.
    «Warten Sie lieber, bis die Schießerei vorbei ist», sagte der Major über die Schulter weg.
    «Die Leute warten aufs Essen.»
    «Wie Sie wollen.»
    Draußen liefen wir über den Hof. Eine Granate platzte ganz dicht am Flußufer, dann kam eine, die wir bis auf ein plötzliches Sausen gar nicht hatten kommen hören. Wir warfen uns beide zu Boden, und gleichzeitig mit dem Aufblitzen und Stoß der Explosion und dem Geruch hörten wir das Wegsurren der Splitter und das Herunterprasseln fallender Ziegelsteine. Gordini stand auf und lief dem Unterstand zu; ich hinter ihm her, den Käse in der Hand, die glatte Oberfläche mit Ziegelstaub bedeckt. Drinnen im Unterstand saßen die drei Fahrer rauchend an der Wand.
    «Hier, ihr Patrioten», sagte ich.
    «Was machen die Wagen?» fragte Manera.
    «Alles in Ordnung.» , «Haben Sie einen Schreck bekommen, Tenente?»
    «Verdammt noch mal, ja», sagte ich.
    Ich nahm mein Messer heraus, öffnete es, wischte die Schneide ab und schälte die schmutzige Außenfläche von dem Käse ab. Guvuzzi reichte mir die Schüssel mit Makkaroni.
    «Fangen Sie an, Tenente.»
    «Nein», sagte ich, «stell's auf die Erde. Wir wollen alle essen.»
    «Es sind keine Gabeln da.»
    «Der Teufel soll euch holen», sagte ich auf englisch. Ich schnitt den Käse in Stücke und legte sie auf die Makkaroni.
    «Setzt euch dazu», sagte ich. Sie setzten sich und warteten ab. Ich steckte Daumen und Zeigefinger in die Makkaroni und hob sie hoch. Ein Teil löste sich los.
    «Heben Sie's hoch, Tenente.»
    Ich hob es auf Armeslänge, und die Strähnen hingen klar. Ich senkte es in den Mund, saugte und schnappte nach den Enden und kaute, dann nahm ich einen Bissen Käse, kaute, und dann einen Schluck Wein. Er schmeckte nach rostigem Metall. Ich reichte Passini die Feldflasche zurück.
    «Der ist hinüber», sagte ich. «Er war zu lange da drin. Ich hatte ihn im Wagen.»
    Alle aßen, hielten den Mund dicht über den Napf und beugten ihre Köpfe weit hintenüber, um die Enden herunterzulutschen. Ich nahm einen zweiten Mundvoll und etwas Käse und einen Schluck Wein. Irgendwas schlug draußen ein, daß die Erde bebte.
    «Zweihundertvierziger oder Minenwerfer», sagte Guvuzzi.
    «Im Gebirge gibt's keine Zweihundertvierziger», sagte ich.
    «Sie haben große Skoda-Geschütze. Ich habe die Löcher gesehen.»
    «Dreihundertfünfer.»
    Wir aßen weiter. Es klang wie Husten, ein Geräusch, so als ob eine Lokomotive sich in Bewegung setzt, und dann eine Explosion, die wieder den Boden erschütterte.
    «Dies ist kein tiefer Unterstand.»
    «Das war eine schwere Mine.»
    «Jawohl, Tenente.»
    Ich aß das Ende meines Käsestückchens und spülte es mit Wein herunter. Durch

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