In einem anderen Land
mich hoch und trugen mich in den Verbandsraum. Drinnen operierten sie auf allen Tischen. Der kleine Stabsarzt sah uns wütend an. Er erkannte mich und winkte mir mit einer Pinzette zu.
«Ça va bien?»
«Ça va.»
«Ich hab ihn reinbringen lassen», sagte der stattliche Engländer. «Der einzige Sohn des amerikanischen Botschafters. Er kann hier warten, bis Sie soweit sind, ihn dranzunehmen. Dann werde ich ihn mit meiner ersten Fuhre abtransportieren.» Er beugte sich über mich. «Ich gehe jetzt zum Adjutanten, damit er Ihre Papiere in Ordnung bringt, dann geht die Sache viel schneller.» Er bückte sich, um durch die Tür zu kommen, und ging hinaus. Der Stabsarzt öffnete eine Pinzette und ließ sie in eine Schüssel fallen. Ich folgte seinen Händen mit den Augen. Jetzt legte er einen Verband an. Dann nahmen die Krankenträger den Mann vom Tisch herunter.
«Ich werde den amerikanischen Tenente nehmen», sagte einer der Oberärzte. Man hob mich auf einen Tisch. Er war hart und glitschig. Es roch sehr stark nach verschiedenen Chemikalien und süßlich nach Blut. Man zog mir die Hose aus, und der Oberarzt fing an, während er arbeitete, einem Unteroffizier zu diktieren: «Verschiedene Fleischwunden an der rechten und linken Hüfte, am linken und rechten Bein und am rechten Fuß. Tiefe Wunden am rechten Knie und Fuß. Schädelverletzung.» (Er sondierte: «Tut das weh?» -«Himmel, ja!») «Möglicherweise Schädelbruch. In der Feuerlinie erhalten. Wenn ich das nicht dazuschreibe, haben Sie sich wegen Selbstverstümmelung vor dem Kriegs gericht zu verantworten», sagte er. «Wollen Sie einen Schnaps? Wie sind Sie denn überhaupt dazu gekommen? Was hatten Sie denn vor? Selbstmord begehen? Antitetanus, bitte, und markieren Sie beide Beine. Danke. Ich werde dies ein bißchen säubern, auswaschen und verbinden. Ihr Blut gerinnt herrlich.»
Der Unteroffizier sah von seiner Schreiberei auf. «Wodurch verwundet worden?»
Der Oberarzt: «Was traf Sie?»
Ich, mit geschlossenen Augen: «Eine schwere Mine.»
Der Oberarzt, indem er mir schrecklich weh tat und im Gewebe herumschnitt: «Sind Sie sicher?»
Ich, indem ich still zu liegen versuchte und fühlte, wie mein Magen sich umdrehte, während er in meinem Fleisch herumschnitt: «Ich glaube.»
Oberarzt (fand etwas, was ihn interessierte): «Splitter von feindlicher schwerer Mine. Jetzt werde ich sondieren, wenn Sie wollen, aber es ist nicht notwendig. Ich werde all das jodieren und - brennt das? Gut, na das ist nichts jetzt im Vergleich zu dem, wie sich's nachher anfühlen wird. Die Schmerzen haben noch nicht angefangen. Gib ihm ein Glas Schnaps. Der Schreck betäubt die Schmerzen; so, alles in bester Ordnung. Sie brauchen sich nicht zu ängstigen, falls es sich nicht entzündet, und das kommt jetzt eigentlich selten vor. Was macht Ihr Kopf?»
«Abscheulich», sagte ich.
«Dann trinken Sie lieber nicht zuviel Schnaps. Wenn Ihr Schädel angeknackst ist, müssen Sie sich vor Blutandrang im Gehirn hüten. Wie ist das?»
Mir lief der Schweiß aus allen Poren.
«Herrgott noch mal», sagte ich.
«Ich glaube doch, daß Sie einen Schädelbruch haben. Ich werde Sie verbinden, halten Sie den Kopf schön still.» Er verband mich, seine Hände bewegten sich schnell, und der Verband wurde steif und fest. «Also alles in bester Ordnung, viel Glück und Vive la France.»
«Er ist Amerikaner», erklärte einer der anderen Oberärzte.
«Ich dachte, du hättest gesagt Franzose. Er spricht doch französisch», sagte der Oberarzt. «Ich kannte ihn von früher. Ich hab immer gedacht, er sei Franzose.» Er trank ein halbes Wasserglas voll Schnaps. «So, jetzt aber was Richtiges her! Und neuen Antitetanus.» Der Oberarzt winkte mir zu. Man hob mich hoch, und der Türvorhang wischte über mein Gesicht, als man mich hinaustrug. Draußen kniete der Unteroffizier neben meiner Bahre nieder. «Name?» fragte er mild. «Mittelname? Vorname? Rang? Wo geboren? Welcher Jahrgang? Welches Korps?» und so weiter. «Es tut mir leid, wegen Ihres Kopfes, Tenente, hoffentlich geht's Ihnen bald besser. Ich gebe Sie jetzt den englischen Sanitätern mit.»
«Geht mir ganz gut», sagte ich. «Vielen Dank.» Die Schmerze n, von denen der Oberarzt geredet hatte, fingen an, und alles, was geschah, erschien mir interesse- und sinnlos. Nach einer Weile kam das englische Sanitätsauto. Man legte mich auf eine Bahre, hob die Bahre in die Höhe des Sanitätsautos und schob mich hinein. Neben mir war eine Bahre,
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