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In einem anderen Land

In einem anderen Land

Titel: In einem anderen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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hatte. Die White Sox aus Chicago gewannen den amerikanischen Liga-Pokal und die New Yorker Giants führten in der National-Liga. Babe Ruth spielte damals noch für Boston. Die Zeitungen waren langweilig und die Kriegsberichte alt. Die amerikanischen Neuigkeiten drehten sich alle um die Ausbildungslager. Ich war froh, daß ich nicht in einem Ausbildungslager war. Die Baseballnachrichten waren die einzigen, die man lesen konnte, und sie interessierten mich nicht im geringsten. Ein Haufen Zeitungen, und es war unmöglich, sie mit Interesse zu lesen. Sie waren veraltet, trotzdem las ich eine ganze Weile. Ich überlegte, wenn Amerika wirklich in den Krieg eingreifen würde, ob sie wohl die Oberligen schließen würden. Vielleicht nicht. In Mailand gab es noch Rennen, obschon es mit dem Krieg nicht viel schlimmer stehen konnte. In Frankreich hatte man Pferderennen verboten. Von dort kam unser Pferd Japalac. Catherines Dienst begann nicht vor neun. Ich hörte, wie sie vorbeiging, als ihr Dienst begann, und sah sie einmal durch den Korridor gehen. Sie ging in verschiedene andere Zimmer und kam endlich in meines.
    «Ich komm spät, Liebling», sagte sie. «Es gab 'ne Menge zu tun. Wie geht's dir?»
    Ich erzählte ihr von den Papieren und dem Urlaub.
    «Das ist herrlich», sagte sie. «Wo willst du hinfahren?»
    «Nirgends, ich möchte hierbleiben.»
    «Das ist dumm. Wähl irgendeinen Ort aus, und ich komme auch hin.»
    «Wie kannst du das machen?»
    «Ich weiß noch nicht, aber es wird schon gehen.»
    «Du bist einfach wunderbar.»
    «Nein, bin ich nicht. Aber das Leben läßt sich ganz gut einrichten, wenn man nichts zu verlieren hat.»
    «Was meinst du damit?»
    «Gar nichts. Ich dachte nur, wie klein die Hindernisse sind, die einem mal so groß vorkamen.»
    «Ich sollte denken, daß es sich sehr schwer bewerkstelligen ließe.»
    «Nein, gewiß nicht, Liebling. Wenn es nicht anders geht, nehme ich meinen Abschied. Aber dazu wird's nicht kommen.»
    «Wo wollen wir hinfahren?»
    «Mir ist es gleich. Wo du hinwillst. Irgendwohin, wo wir niemand kennen.»
    «Ist es dir denn gleichgültig, wohin wir fahren?»
    «Ja, mir gefällt jeder Ort.»
    Sie schien erregt und nervös.
    «Was ist denn los, Catherine?»
    «Nichts, nichts ist los.»
    «Doch, bestimmt.»
    «Nein, nichts, wirklich nichts.»
    «Ich weiß, es ist was. Sag's mir, Liebling, du kannst es mir doch sagen.»
    «Es ist nichts.»
    «Sag's mir.»
    «Ich will nicht. Ich hab Angst, daß ich dich unglücklich mache und daß du dir Sorgen machen wirst.»
    «Nein, sicher nicht.»
    «Bist du sicher? Ich mach mir keine Gedanken, aber vielleicht sorgst du dich.»
    «Nicht, wenn's dich nicht quält.»
    «Ich möcht's nicht sagen.»
    «Sag's.»
    «Muß ich?»
    «Ja.»
    «Ich bekomm ein Baby, Liebling. Es ist beinahe drei Monate. Nicht wahr, du sorgst dich nicht? Bitte, bitte nicht, du darfst dir keine Sorgen machen.»
    «Gut.»
    «Ist es wirklich gut?»
    «Natürlich.»
    «Ich hab alles gemacht. Ich hab alles mögliche eingenommen, aber es hat nichts geholfen.»
    «Ich mach mir keine Sorgen.»
    «Ich kann nichts dafür, Liebling, und ich mach mir auch keine Gedanken darüber, und du darfst dich nicht quälen oder dich unglücklich fühlen.»
    «Ich sorg mich nur um dich.»
    «Das sollst du ja gerade nicht. Alle Leute kriegen immerfort Kinder. Alle haben Kinder. Es ist eine ganz natürliche Sache.»
    «Du bist einfach fabelhaft.»
    «Nein, bin ich nicht. Aber du darfst dir keine Sorgen machen, Liebling. Ich werd mir Mühe geben und keine Scherereien machen. Ich weiß, daß du dich jetzt quälst. Aber bin ich nicht bis jetzt ein gutes Mädchen gewesen? Du hast es doch gar nicht bemerkt, nicht? »
    «Nein.»
    «Und so wird's bleiben. Du darfst dich nur nicht sorgen. Ich seh, daß du dich sorgst. Laß das. Laß das auf der Stelle. Willst du was trinken, Liebling? Ich weiß, trinken macht dich immer vergnügt.»
    «Nein, ich bin vergnügt. Und du bist einfach fabelhaft.»
    «Nein, bin ich nicht. Aber wenn du einen Ort aussuchst, wo wir hinfahren können, werd ich's schon deichseln, daß wir zusammen sein können. Es muß herrlich sein im Oktober. Wir werden ein paar herrliche Wochen verleben, Liebling, und ich werde dir jeden Tag schreiben, wenn du erst wieder an der Front bist.»
    «Wo wirst du denn dann sein?»
    «Das weiß ich noch nicht. Aber irgendwo, wo's wundervoll ist. Das nehm ich schon alles in die Hand.»
    Wir waren eine Weile still und sprachen gar nicht. Catherine saß auf

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